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22.02.2017 | 16:30

Weizenpreis gab leicht auf 171,00 EUR/t nach – zuletzt fester

Stuttgart/Paris/Chicago - Die internationalen Weizenmärkte legten nach der Kursrallye letzte Woche wieder den Rückwärtsgang ein, nachdem die Exportprognosen zuletzt schwächer ausfielen, die Weizenexporte zwar im grünen Bereich lagen, jedoch Frostschäden bisher ausblieben und Investment-Fonds Kasse in Chicago machten.
Weizenpreis Entwicklung
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Entwicklung Matif-Weizenpreis (c) proplanta

Der auf leicht über 1,05 USD/EUR gefallene Eurokurs verbesserte die Exportchancen für EU-Weizen, verschlechterte diese umgekehrt für US-Weizen. So notierte der Fronttermin in Chicago für CME-EU-Weizen bei 173,25 EUR/t (Freitag: 179,50 EUR/t), der für US-Weizen bei 152,97 EUR/t (Freitag: 155,39 EUR/t EUR/t) und der für EU-Weizen Nr. 2 an der MATIF bei 171,00 EUR/t (Freitag: 171,50 EUR/t), der Mai-Kontrakt lag bei 173,75 EUR/t (Freitag: 174,00 EUR/t) und der für September bei 179,00 EUR/t (181,00 EUR/t). Zudem überstiegen in Chicago der Julitermin mit 163,20 EUR/t und der für September mit 168,62 EUR/t den Fronttermin deutlich. Zuletzt tendierte Weizen fester.

In den USA startete die CBot nach dem Presidents Day bei schwächerer Tendenz nach deutlichen Gewinnmitnahmen der großen Investmentfonds eher behäbig in die neue Woche. Regen sorgte in den trockenen Southern Plains für besseren Wachstumsstart der Weizenbestände, sind die Böden aber im südlichen Midwest weiter zu trocken. Druck erzeugte Australien, setzte ABARES letzte Woche die australische Weizenernte bekanntlich auf 35,1 Mio. t hoch, ging das USDA bisher von 33 Mio. t dort aus. Marktstützend wirkten Indiens und Kasachstans Weizenernten, die um 3 Mio. t bzw. 1,5 Mio. t kleiner ausfielen als zuvor erwartet.

Trotzdem rechnet der US-Handel mit rückläufigen Weizenexporten bis zum Saisonende, ist die Konkurrenz durch die starke kanadische und australische Präsenz gestiegen und sorgt die Politik des US-Präsidenten laufend für Überraschungen, sucht Nachbarland Mexiko nach neuen Weizen- und Maislieferanten in Südamerika, wo die Agrarminister bereits zu Verhandlungen zusammentrafen. Trotzdem konnten die USA letzte Woche durch gute US-Weizenexporte punkten, erreichten diese mit 569.100 t gegenüber 527.300 t in der Vorvorwoche und 451.200 t zuvor ein gutes Ergebnis, zeigte die Exportinspektion gestern mit 558.252 t Weizen eine gute Tendenz. Beim US-Dollar ging es nach oben, kostete der US-Dollar heute Mittag 1,0505 EUR/USD, was die Exporte für US-Weizen beeinträchtigen könnte. Morgen wird das USDA in der Outlook Conference erstmalig zu Prognosen für das neue Getreidewirtschaftsjahr Stellung nehmen.

In der EU-28 blieben bis dato Auswinterungsschäden aus, jedoch ist aber wegen des deutlich kälteren Winters im Vergleich zu den Vorjahren ein späterer Vegetationsstart zu erwarten. Die früh einsetzende Winterwitterung lässt mehr schwach entwickelte Bestände ins Frühjahr gehen, die eine unterstützende Bestandsführung notwendig machen. Wechselfröste Ende Februar bzw. März könnten den Beständen daher noch schwer zu schaffen machen, besonders dann, wenn die Trockenheit in Teilen Frankreichs, Deutschlands und auf dem Balkan bestehen bleibt.

Letzte Woche bonitierte FranceAgriMer 92 % der Winterweizenbestände Frankreichs als gut-exzellent, in Deutschland stehen die Bestände überwiegend gut. Nächste Woche soll es in weiten Teilen Europas zweistelligen Temperaturen geben. Laut NOAA-Temperaturprognose deutet aber vieles auf ein eher normales bis unterkühltes Frühjahrjahr hon, während in Skandinavien, Russland und auf dem Balkan überdurchschnittlich warme Temperaturen erwartet werden. Dabei rechnete Strategie Grains in Frankreich zuletzt mit einer Weizenernte von 34,5 Mio. t gegenüber 28,1 Mio. t in der noch laufenden Saison, in Deutschland mit 25,7 Mio. t gegenüber 24,5 Mio. t, wobei die Weizenernte auf der iberischen Halbinsel und in Italien höher, die osteuropäischen Ernten dagegen niedriger ausfallen sollen, also eine Umkehr der letztjährigen Relationen.

Die EU-Weizenexporte laufen sehr gut, mit 15,5 Mio. t liegt die EU trotz schlechter französischen Weizenernte nur 8 % hinter dem Vorjahresergebnis von knapp 16,9 Mio. t zurück. Die Gerstenexporte sind auf 2,9 Mio. t zurückgefallen, waren es im letzten Jahr bereits 6,8 Mio. t. Dabei erwartet die EU-Kommission in der Kampagne EU-Weizenexporten von 24 Mio. t und das USDA von 25,5 Mio. t. Ägypten kaufte am letzten Freitag 360.000 t Weizen von der Schwarzmeerküste, davon 180 000 t aus Russland, 120 000 t aus Rumänien und 60 000 t aus der Ukraine. Die Preise lagen in der Spanne von 183,60-186,00 EUR/t FOB Schwarzmeer. Die Exporte Rumäniens sind in dieser Kampagne gestiegen, wurden bisher 4,3 Mio. t Weizen gegenüber 3,9 Mio. t im Vorjahreszeitraum ausgeführt. Die EU verkaufte zudem 263.600 t Weizen nach Marokko. Den Zuschlag für den Weizen-Tender Äthiopiens über 400.000 t dürfte die Schwarzmeerregion erhalten. Gestern Abend offerierte Ägypten einen neuen Weizentender, auch Tunesien und Jordanien sind offenbar mit einem sechs-stelligen Kaufgesuch am Markt.

Dabei lagen die Preise für Standardweizen zuletzt bei 171,00 EUR/t (Freitag: 171,00 EUR/t) FOB Rouen und 177,00 EUR/t (Freitag: 174,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock. Dabei war abgesehen von flotter Futterweizennachfrage Süd-Oldenburgs und Hollands zu Preisen um 177 EUR/t (Freitag: 175,00 EUR/t) FCO Abnehmer wenig Handelsaktivität zu beobachten, hoffen die Erzeuger weiterhin auf höhere Preise und warten die Abnehmer ab. Auch E-/A-Weizen läuft weiter in Richtung Benelelux, Frankreich und Italien, wobei Akteur mit 14,5-15,0 RP um 180-186 EUR/t ab ostdeutscher Stationen angeboten wird. Wesentliche Unterstützung bekommt der EU-Weizenmarkt durch die starke Futterweizennachfrage, bedingt durch eine gestiegene Nachfrage Chinas nach Schweinefleisch, gingen laut EU-Kommission im letzten Jahr mit 2,71 Mio. t rund ein Viertel mehr Schweinefleisch in den Export als im Jahr zuvor und rechnet Brüssel für 2017 mit Drittlandexporten von 2,58 Mio. t.

Am Schwarzmeer entspannt sich die Frostlage, werden für Ukraine und Südrussland Temperaturen von plus 10°C kommende Woche erwartet. Die schützende Schneeecke hat Weizen vor Frostschäden bewahrt, geht das ukrainische Agrarministerium von 5 % Auflauflaufschäden aus, die im üblichen Durchschnitt liegen und werden 82 % der Bestände als „gut“ bezeichnet. Das russische Agrarministerium teilte mit, das 96 % der Weizenbestände Russlands als gut bzw. befriedigend bonitiert wurden.

Die Exporte vom Schwarzmeer nahmen leicht ab, verluden ukrainische Händler diese Woche rund 200.000 t Weizen, nach 230.000 t in der Vorwoche und 140.000 t zuvor – davon gingen rund 30.000 t nach Marokko. Aus Russland wurden 250.000 t Weizen verschifft, nach 339.000 t letzte Woche und 270.000 t zuvor. Rusagrotrans, ein Logistikkonzern Russlands, korrigierte seine Exportschätzungen für Februar bei Weizen um 0,4 Mio. t auf 1,5 Mio. t nach unten, auch für März rechnet der Logistiker mit einbrechenden Weizenexporten Russlands wegen des gestiegenen Rubels, weil die Farmer dort nicht zu niedrigeren Preisen dort verkaufen.
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