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22.01.2017 | 17:17 | Agrarförderungen 
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DLG erwartet schrittweise Kürzung der Agrarsubventionen

Berlin - Vor tiefgreifenden Veränderungen sieht die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) die Agrarbranche. Dies gelte für die verschiedenen Produktionsbereiche in der Landwirtschaft ebenso wie für die Agrarpolitik, heißt es in einem veröffentlichten Thesenpapier des DLG-Vorstands mit dem Titel „Landwirtschaft 2030“ (Sonderbeilage).

Agrarsubventionen Direktzahlungen
Agrarbranche vor tiergreifenden Veränderungen: Agrarsubventionen sollen stärker an die Erbringung öffentlicher Leistungen gekoppelt werden. (c) DLG
So müssten sich die Betriebe angesichts einer zu erwartenden Kürzung des EU-Budgets auf eine schrittweise Kürzung der Agrarsubventionen einstellen. Einen Vertrauensschutz für eine dauerhaft fortgeführte Agrarpolitik bisheriger Prägung werde es nicht geben. Nur bei „klarer, langfristiger politischer Zielsetzung“ sei ein EU-Agrarbudget legitimierbar. Unter anderem spricht sich der Vorstand dafür aus, künftige Agrarsubventionen an die Erbringung öffentlicher Leistungen zu koppeln.

Handlungsbedarf besteht nach Überzeugung des DLG-Vorstands sowohl im Hinblick auf den Pflanzenbau als auch die Tierhaltung. Zwar verweist das Gremium auf die enormen Produktivitätsschübe, die in den letzten Jahrzehnten im Pflanzenbau erreicht worden seien. Sie gingen jedoch einher mit Artenverlust, Nährstoffüberschüssen und Resistenzen. Empfohlen werden eine Sensibilisierung der Akteure, der Einsatz innovativer Technik, ein Rückgriff auf klassische ackerbauliche Prinzipien sowie präzise Dünge- und umweltverträgliche Pflanzenschutzmittel. In der Tierhaltung geht es dem Vorstand zufolge darum, Leistung und Tierwohl auszubalancieren. Darauf seien die Zuchtziele auszurichten.

Zugleich müssten die Haltungsbedingungen sicherstellen, dass wesentliche Bedingungen der Tiergerechtheit wie „Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensweisen“ erfüllt würden. Gefordert werden einfache und handhabbare Tierwohlindikatoren und -kriterien sowie ein konsequentes Sanktionssystem.
Keine Nestbeschmutzung „Zukunftsstrategien basieren idealerweise auf einer schonungslosen Analyse des Status quo“, erklärte DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer anlässlich der Veröffentlichung der zehn Thesen.

Keine Nestbeschmutzung

Zukunftsfähig sei nur der, „der zur Selbstkritik fähig ist, der die Zeichen der Zeit, die Signale erkennt“. Deshalb seien Gedanken über Nährstoffüberschüsse, Artenrückgang, Klimawandel, nicht artgerechte Tierhaltung, Modernisierungsbedarf für das EU-Beihilfesystem, auch über einen zu schärfenden Berufsethos oder Kommunikationsdefizite nicht Nestbeschmutzung, sondern „Ausdruck von Selbstbewusstsein, kraftvoll die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen“.

Für den DLG-Präsidenten wäre es fatal, würde man Dritten „mit mitunter durchsichtigen Motivationen die Gestaltungshoheit für eine ‚Agrarwende‘ überlassen“. Mit den Thesen sende die DLG ein wichtiges Signal: „Wir sind selbstkritisch und zu konkreten Lösungen bereit.“ Über die Branchengrenzen hinweg lade man zur Diskussion ein. „Wir brauchen zur Umsetzung der zukunftsorientieren Lösungsansätze ein gesellschaftliches Klima, das Innovationen zulässt“, betonte Bartmer. Nicht idealisierte Konzepte der Vergangenheit, sondern Fortschritt verschaffe der Landwirtschaft die Freiheitsgrade, eine der herausforderndsten Phasen der Agrarentwicklung erfolgreich zu meistern.

Die zehn Thesen zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft stellten ohne Zweifel „eine Herausforderung für den landwirtschaftlichen Unternehmer, die Innovations- und Anpassungsfähigkeit seines Betriebes“ dar, räumte Bartmer ein. Die Landwirtschaft habe jedoch immer wieder bewiesen, dass sie in der Lage sei, sich den großen Herausforderungen der Branche erfolgreich zu stellen. Das werde auch in Zukunft so sein.

Landwirtschaft ist lernfähig

Zu den negativen Begleiterscheinungen der heutigen Landwirtschaft zählt der DLG-Vorstand in dem Thesenpapier die hohen Nährstoffüberschüsse in den Hotspots der Tierhaltung sowie den Rückgang der Artenvielfalt in intensiv genutzten Agrarlandschaften. Tierhaltung und Fläche müssten künftig innerhalb des Betriebes oder vertraglich gekoppelt werden. Zudem müssten Mindestansprüche an Fruchtfolgen „formuliert und eingehalten“ werden.

Ausdrücklich bescheinigt die DLG der Landwirtschaft, sie sei „in hohem Maße lernfähig und in der Lage, ihre Produktionsprozesse zu verbessern“. Über eine verbesserte Aus- und Weiterbildung, Beratungsanstrengungen, technische und biologische Innovationen, Monitoring und ordnungsrechtliche Rahmensetzung sei es der deutschen Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten gelungen, ihre Produktivität erheblich zu steigern. Auf ähnliche Weise werde die Landwirtschaft auch die anstehenden Aufgaben lösen können.
AgE
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 22.01.2017 19:49 Uhrzustimmen(69) widersprechen(62)
Die Proklamation Ihrer Thesen, werter Herr Bartmer, stellen jetzt IHRE produktionstechnischen Positionierungen der vergangenen Dekaden erheblich in Frage. Nun auf einmal!? Und dennoch - Sie präsentieren sich als äußerst enttäuschender „Agrar-Luther“. Warum? Ein berechtigte Frage!: Weil Sie wieder einmal nicht den Mut nehmen wollen oder vielleicht gar KÖNNEN/DÜRFEN, worauf das aktuelle Desaster auf unseren deutschen/europäischen/weltweiten Bauernhöfen sektorenübergreifend fußt. Wir hier in Deutschland erzeugen unter höchsten Standards derzeit qualitativ hochwertigste Produkte für die Nahrungsmittelindustrie, die jedoch niemand in solchen Mengen abrufen will. Zu Dumpingpreisen müssen wir deshalb selbige verramschen trotz stetig steigender, an uns allseits vollkommen schmerzbefreit herangetragene Kostenanforderungen. Wer legt die Vorgaben für unsere Lebensmittel denn fest!? - Nun tanzt es wieder munter drauf los, das verbale Knüppelchen, das man ablenkend so gerne gegen die Bauern aus dem Sack holt. - Malen Sie sich, hochverehrter Herr Bartmer, einmal das Szenario aus, unsere deutschen, politisch euphorisch hofierten Autobauer würden EIN DRITTEL ihrer Neuwagen vom Produktionsband herunter direkt auf den Schrottplatz in die Schrottpresse zum Recycling fahren!? Utopische Vorstellung, oder nicht!? Die Schaffung solcher Strukturen habt IHR allerdings vollkommen schmerzbefreit in unseren Reihen heraufbeschworen und bislang auch so mit Zähnen und Klauen allerorten verteidigt. ...Und nun der Tag NULL für die deutschen Bauern ohne jedwede Produktionsalternativen in einen überaus aufnahmefähigen NON-FOOD-MARKT, mit keinem Wort nur ein Querverweis auf die desaströse Einkommenssituation auf unseren deutschen Höfen!? // Ohne Protagonisten Ihres Schlages müsste sich z.B. das Familienimperium „Müllermilch“ nicht dem deutschen Erbschaftsrecht mittels Flucht in die benachbarte Schweiz entziehen wollen, würde kaum frech wie Oskar den Klageweg gegen die deutschen Zuckerproduzenten beschreiten..., ein Milchkonzern, der viele von uns Bauern ohne mit der Wimper zu zucken in die Pfanne haut!? // Was also nun, hochverehrter Herr Bartmer, der von Ihnen neu aufgezeigte Bauern-Trampelpfad, eigentlich eher ein Lemmingeweg, für viele Bauern vielleicht ohne Wiederkehr, ist extrem schlecht ausgebaut. Ich empfehle Ihnen sowie dem Sie umgebenden Gremium dringend, schwärmen Sie hinaus auf die Jahreshauptversammlungen z.B. unserer Rinderzüchter. Saugen Sie dieses Klima der blanken Resignation in sich hinein, deren Existenzängste und fragen Sie sich ehrlich, „WAS LÄUFT SCHIEF IN EINEM SOLCHEN AGRARSYSTEM!?“ Allein auf die Bauern mit Verordnungen, Erlässen, Strafandrohungen etc. pp. verbal einprügeln zu wollen ist viel zu wenig, armselig wenig! Nicht aus jedem deutschen Bauernhof muss eine „Müller"-Bauernkopie emporsteigen; aber auskömmliche Preise, um die eigene Familie ernähren und eine gesunde Ökonomie mittel- bis langfristig leben zu können, das wäre dringend angezeigt. Hier nur das Schweigen im Walde, nicht einmal nur ansatzweise die leisesten filigranen Töne, die Hoffnung verheißen könnten...! // Insofern kann ich dem vorstehenden Diskutanten nicht wirklich widersprechen, sein historischer Brückenschlag sollte unseren berufsständischen Vertretungen extrem zum Nachdenken gereichen!!!
Theodor Körner schrieb am 22.01.2017 17:46 Uhrzustimmen(107) widersprechen(67)
Und ich erwarte einen Aufstand der geknechteten Bauernschaft im Reformations- und Wahljahr. Deutscher Bauer wann wachst DU endlich auf. Verlass DICH nicht auf die sog. Bauernvertreter im Verband, im Parlament oder sonst wo. Es lebe Thomas Müntzer und der Bundschuh.
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