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27.05.2015 | 15:29 | Ammoniakemissionen 

Dürfen bayerische Kühe ab 2020 nicht mehr auf die Weide?

München - Am Donnerstag tagt der Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments in Brüssel. Auf der Tagesordnung steht auch eine Richtlinie zur Verringerung bestimmter Luftschadstoffe (NEC-Richtlinie).

Ammoniakemission Kuh
(c) proplanta
Durch die „NEC-Richtlinie“ soll unter anderem eine weitere Verringerung der Methan- und Ammoniakemissionen erzwungen werden.

Bis 2020 sollen im Vergleich zum Jahr 2005 weitere fünf Prozent und ab 2030 dann insgesamt 39 Prozent der Emissionen eingespart werden. „Die Pläne der EU hätten enorme Auswirkungen für die bayerische Landwirtschaft“, sagt Bauernpräsident Walter Heidl. Betroffen wären insbesondere Rinder- und Milchviehhalter: „Die Rinderhaltung hat für die bayerische Landwirtschaft eine enorme Bedeutung“, sagt Heidl. Rund 26 Prozent aller deutschen Rinder stehen im Freistaat, knapp 37.000 Milchbauern erzeugen hochwertige Milchprodukte. „Die Familienbetriebe mit Rinderhaltung erhalten Almen, Wiesen und Weiden. Ohne Rinder würde Bayern komplett anders aussehen.“

Eine von der EU selbst in Auftrag gegebene Studie zeigt jedoch, dass die Ziele der NEC-Richtlinie nur dann erreicht werden können, wenn in Deutschland mehr als die Hälfte der Rinder und rund zehn Prozent der Milchkühe verschwinden. Dabei haben die deutschen Bauern nach Informationen des Umweltbundesamtes die Emissionen von Methan und Ammoniak zwischen 1990 und 2010 bereits um rund 23 Prozent reduziert. Das war nur durch großen technischen Fortschritt in der Tierhaltung, emissionsmindernde Technik zur Gülleausbringung und einen deutlichen Rückgang der Tierbestände möglich.

„Diese Entwicklung belegt, dass wir Bauern einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagt Heidl. „Mit der geplanten NEC-Richtlinie schießt die EU jedoch weit über das Ziel hinaus. Die vorgesehenen Reduzierungen lassen sich mit technischen Maßnahmen nicht erreichen. Viele Bauern müssten ihre Höfe aufgeben oder ihre Tiere zum Schlachter bringen.“ In einem aktuellen Positionspapier fordert das Präsidium des Bayerischen Bauernverbandes deshalb, dass die EU ihre Pläne grundsätzlich überarbeitet.
Eine Überarbeitung ist auch deshalb dringend nötig, da die Zielmarken innerhalb der EU völlig uneinheitlich festgesetzt wurden.

Während Deutschland seine Emissionen um 39 Prozent mindern soll, ist im EU-weiten Durchschnitt nur eine Reduzierung von etwa 28 Prozent geplant; Frankreich soll 29 Prozent und Österreich 19 Prozent einsparen, Irland nur sieben Prozent und Lettland gar nur ein Prozent. „Diese Regelungen ignorieren nicht nur die Vorleistungen der bayerischen Bauern, sondern sie sind schlicht unverhältnismäßig und unfair. Die Lasten müssen gleichmäßig verteilt werden!“, fordert Bauernpräsident Heidl.

Außerdem weist er darauf hin, dass viele Weiterentwicklungen in der Tierhaltung durch die Vorgaben der NEC-Richtlinie konterkariert werden könnten. „Durch eine drastische Absenkung bei den Grenzwerten für Ammoniak werden Weidehaltung oder Ausläufe unmöglich. Statt modernen und luftigen Ställen müssten wegen der Vorgaben aus Brüssel künftig wieder vermehrt geschlossene Stallsysteme zum Einsatz kommen“, befürchtet Heidl. (bbv) 
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