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10.07.2013 | 19:26 | Agrarsubventionen 

Ost-Bauern sorgen sich um EU-Agrarförderung

Potsdam - Jeder will ein Stück vom Kuchen, doch die EU-Agrarsubventionen ab 2014 sind begrenzt. Insbesondere Ost-Landwirte befürchten Nachteile.

Agrarsubventionen
(c) proplanta
Die EU-Agrarpolitik soll ab 2014 umweltbewusster und gerechter werden. Zwar stehen Deutschland bis 2020 weiterhin jährlich rund fünf Milliarden Euro aus Brüssel zur Verfügung, doch die Mittel sollen anders verteilt werden. Details stehen noch nicht fest. Sie werden zwischen Bund und Ländern derzeit ausgehandelt. Vor allem ostdeutsche Landwirte blicken mit Sorge in die Zukunft.

Im Vergleich zu den Höfen in Bayern oder Schleswig-Holstein sind die Ost-Betriebe im Durchschnitt um ein Vielfaches größer. Mehr Hektar bedeuteten bislang auch höhere Direkteinnahmen aus EU-Töpfen. Gibt es neue Regelungen, könnten vor allem Ost-Betriebe größere Summen verlieren.

In Mecklenburg-Vorpommern bearbeitet ein Betrieb im Durchschnitt 285 Hektar, in Sachsen-Anhalt sind es 278 Hektar, in Brandenburg über 238 Hektar. Zum Vergleich: Im Westen beackern Betriebe in Niedersachsen mit knapp 71 Hektar die größte Fläche, in Bayern sind es gerade einmal 32 Hektar.

Die Größenunterschiede hängen mit den Ereignissen nach der Wende zusammen. Zu DDR-Zeiten wurden in den 50er und 60er Jahren per Zwang Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) gegründet. Nach der Wende entstanden daraus meist große Agrargenossenschaften mit viel Land. Einige Landwirte entschieden sich auch für einen Neustart: Sie erhielten enteignetes Land zurück, pachteten oder kauften große Flächen zusammen.

Ob im Westen oder im Osten - für die Bauern sind Direktzahlungen eine wichtige Einnahmequelle. Bei einigen Betrieben machen sie die Hälfte der Einnahmen aus. Derzeit ist noch unklar ist, was auf den einzelnen Betrieb zukommt. Finanzielle Verluste können möglicherweise durch die Erfüllung von Umweltauflagen ausgeglichen werden. «Ich rechne mit etwa 10 Prozent weniger Förderung», sagt der Brandenburger Landwirt Eberhard Tietz, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Brück. «Vielleicht mehr, viel weniger bestimmt nicht.»

Betrachtet man die Gesamtsumme der Direktzahlungen, die an Landwirte in den einzelnen Bundesländern fließt, liegt der Westen zwar vorn. Dort gibt es allerdings auch deutlich mehr Betriebe. Zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 flossen beispielsweise 245 Millionen Euro nach Thüringen und 405 Millionen Euro nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Landwirte in Bayern erhielten insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro und damit bundesweit die größte Summe.

Sollte der Vorschlag von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) umgesetzt werden, dürften vor allem die großen Betriebe betroffen sein. Für die ersten 15 Hektar eines Hofes sollen zusätzlich 50 Euro je Hektar gezahlt werden, für die nächsten 15 Hektar zusätzlich jeweils noch 30 Euro. Zuvor war sogar die vollständige Kappung der Förderung ab 300.000 Euro je Betrieb im Gespräch. Die Ministerin will mit Bund und Ländern Ende August verbindliche Vereinbarungen erreichen.

«Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik muss die Grundlage bieten, dass die deutsche Landwirtschaft zukunftsfähig bleibt», betont der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied.

Der Deutsche Bauernbund, Interessenvertreter der bäuerlichen Familienbetriebe in den neuen Ländern, befürwortet hingegen die Kappung der Direktzahlungen. Geschäftsführer Reinhard Jung mag klare Worte: «EU-Förderungen ohne Obergrenzen sind Millionen für Millionäre.» Das gelte im Osten wie im Westen. Dem Ausverkauf der Landwirtschaft an Kapitalanleger und Großinvestoren könne mit einer Kappung der Direktzahlungen ein Riegel vorgeschoben werden, hofft Jung. (dpa)
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