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06.08.2011 | 08:30 | Andrzej Lepper ist tot 

Polnischer Bauernführer begeht Selbstmord

Warschau - Der polnische Bauernführer Andrzej Lepper, einer der umstrittensten Politiker Polens, ist tot.

Andrzej Lepper
Andrzej Lepper (c) Pressefoto

Lepper war am Freitag erhängt in der Zentrale seiner Partei «Samoobrona» (Selbstverteidigung) gefunden worden. Bei der Obduktion der Leiche des 57-jährigen seien keine Hinweise auf Fremdverschulden gefunden worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Samstag. Motiv könnten finanzielle Probleme gewesen sein.

Lepper hatte mit Straßen- und Grenzblockaden über die Grenzen Polens hinaus Schlagzeilen gemacht, wenn er auch mit der Mistgabel in der gereckten Faust seinen Forderungen Nachdruck verlieh. Wiederholt geriet er mit der Justiz in Konflikt. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Beleidigung und nicht genehmigter Blockaden liefen zeitweise mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren gleichzeitig gegen ihn.

Der Hobbyboxer, der auch im Samoobrona-Büro in früheren Zeiten gerne am extra angebrachten Sandsack trainierte, kämpfte in der Politik mit harten Bandagen und populistischen Parolen. Lepper war ein entschiedener Gegner des EU-Beitritts im Jahre 2004 und schürte bei der Landbevölkerung Ängste vor einem Niedergang der polnischen Landwirtschaft. Seit der Zahlung von Agrarsubventionen an polnische Bauern ging die Unterstützung der Landwirte für seine populistische Partei jedoch deutlich zurück; im gegenwärtigen Parlament ist Samoobrona nicht vertreten.

In der Koalitionsregierung des nationalkonservativen Politikers Jaroslaw Kaczynski und dessen Vorgängers Kazimierz Marcinkeiwicz war Lepper von 2005 bis 2007 Landwirtschaftminister und stellvertretender Regierungschef. Nach einem Korruptionsskandal im Ministerium, Vorwürfen, er habe einer Mitarbeiterin nach sexuellen Kontakten einen Posten verschafft und dem Bruch der Koalition, der im Herbst 2007 zu vorgezogenen Parlamentswahlen mit dem Sieg des liberalkonservativen Ministerpräsidenten Donald Tusk führte, zog er sich vorübergehend aus der Politik zurück.

Mitarbeiter und Freunde rätseln nun über ein Motiv für einen Selbstmord. Lepper hat nach Angaben der Ermittler keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Die Staatsanwaltschaft stellte sein Mobiltelefon und verschiedene Papiere sicher.

Seine langjährige Mitarbeiterin und ehemalige Stellvertreterin Renata Beger zweifelte an einem Selbstmord des strenggläubigen Katholiken. Auch bei politischen Gegnern löste die Nachricht vom Tod Leppers Betroffenheit aus. Bei allen Kontroversen sei er immer «echt» gewesen und habe sich nicht an Trends und Meinungen anderer orientiert, hieß es übereinstimmend.

In seinem Blog, das er allerdings seit über einem Jahr nicht fortgesetzt hatte, schrieb er als Motto: «Ich bin noch nicht fertig!» (dpa)

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