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31.05.2015 | 10:09 | Milchmarkt 

Agrarmarkt aktuell: Milchpreise leiden unter abwartender Haltung

Schwäbisch Gmünd - Weltweit sind die Zuwachsraten in der Milchproduktion seit September rückläufig, seit Februar liegt sie nun wieder unter dem Vorjahr.

Milchmarkt 2015
(c) proplanta
Im ersten Quartal lag die Anlieferung der wichtigen Exporteure bei -0,2 % gg. Vj., im März waren es -0,8 %. Der Rückgang geht überwiegend auf die EU zurück, wo die Anlieferung im März bei -1,9 % gg. Vj. lag.

Dagegen wird in den USA wegen der dortigen günstigen Milchpreise weiter mehr Milch produziert (Jan-Apr: +1,8 %). Auch Australien hat mehr Milch (Jan-Apr: +3,5 %). Neuseeland liegt im ersten Quartal trockenheitsbedingt bei -1,9 %.

Trotzdem konnte sich der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland seit Mitte März zum fünften Mal in Folge nicht halten. Inzwischen hat der Preisindex 26 % gegenüber Anfang März verloren und liegt nur noch 25 % über dem Tiefststand von 2009. Die Handelsmengen haben zuletzt wieder etwas zugenommen, liegen mit 25.000 t aber immer noch 34 % unter Vorjahr. Die Käufer warten mit Blick auf die steigende Erzeugung in den USA, dem Quotenende in der EU und dem weiter schwachen Euro nach wie vor ab. Fonterra hat darauf reagiert und seine Preisprognose für die neuseeländischen Farmer auf 23 - 24 ct/kg gesenkt.

Eine Schlüsselrolle für den Preiseinbruch spielt die schleppende globale Nachfrage. China ist als Hauptkunde bisher nicht zurückgekommen und importierte auch im ersten Quartal 40 - 50 % weniger Milchpulver gg. Vj. Lediglich Molkenpulver, das zu gut 40 % aus der EU stammt kam mit -10 % relativ glimpflich davon. Russland zieht sich weiter zurück, seine Käseimporte liegen im 1. Quartal bei -61 % gg. Vj. Die Butter- und Magermilchpulverpreise am Weltmarkt tendieren Ende Mai mit 3,15 US-$/kg bzw. 2,0 US-$/kg entsprechend weiter leicht schwächer.

In der EU lag die Milcherzeugung im März in allen größeren Erzeugerländern im Minus (Frankreich -2,8 %, die Niederlande -2,2 %, Deutschland -1,8 %, Italien -1,4 % und Polen -0,2 %). Nur Großbritannien (+0,6 %) hatte noch Zuwächse.

In Deutschland hat die seit Jahresbeginn zurückhalten-de Anlieferung Mitte Mai ihre saisonale Spitze erreicht und dabei auch die Vorjahreslinie um 0,4 % überschritten.

Bei der Quotenabrechnung liegt noch keine endgültige Abrechnung vor, bei einer Rekordüberlieferung von 1,1 Mio. t (3,7 % Überlieferung) kommen auf die deutschen Überlieferer rund 300 Mio. € Superabgabe zu.

Auf der Molkereiseite haben sich die im April stark eingebrochenen Preise für Magermilchkonzentrat und Industrierahm nachfragebedingt wieder etwas erholt. Entsprechend konnten sich die Ende April bis auf 18,5 ct/kg eingebrochenen deutschen Spotmilchpreise wieder auf 21,9 ct/kg befestigen. Die Notierungen in den Niederlanden stehen aktuell bei 21,5 ct/kg, Italien bei 33,4 ct/kg.

Der LEH hat die Situation genutzt und in den Preisverhandlungen zum 1. Mai massive Abschläge durchgesetzt. Dabei wurden bei Butter die Ladenpreise um 10 ct auf 89 ct/Päckchen reduziert, was einer Preissenkung im Großhandel von 50 ct/kg auf 2,94 €/kg entspricht. Auf die Milchverwertung wirkt sich dies mit -2,35 ct/kg aus.

Bei Trinkmilch wurden die aus der festen Marktlage im März resultierenden positiven Erwartungen der Molkereien ins Gegenteil verkehrt und für die nächsten 6 Monate Preissenkungen von rund 5 ct/kg durchgesetzt. Die Verbraucherpreise für Vollmilch liegen beim Discount nun bei 55 ct/l. Bei einem Anteil der Trinkmilch von ca. 17 % in Deutschland entspricht dies direkt -0,85 ct/kg.

Auch bei Magermilchpulver sind die Preise zurückgegangen und die Käufer warten ab. Aktuell werden noch 1,80 €/kg für Lebensmittel- und 1,64 €/kg für Futterware notiert. Auch Molkenpulver (insb. in Futterqualität) kommt durch eine international höhere Produktion etwas unter Druck.

Schnittkäse ist bereits wieder seit April unter Druck. Zwar fließen große Mengen ab, die Käufer warten jedoch ab und ordern nur die kurzfristig notwendigen Mengen. Die Notierungen haben sich zuletzt auf 2,50 €/kg für Brote und 2,40 €/kg für Blockware verringert. Die Relation zwischen Schnittkäsepreis und Erzeugerpreis liegt in der Milchverwertung etwa bei 10:1.

Bei den Erzeugerpreisen konnte durch die Marktstabilisierung im Feb/Mrz der Rückgang in den letzten Monaten aufgehalten werden. Für Deutschland wurde von der BLE ein Märzpreis von 29,9 ct/kg und für Baden-Württemberg von 31,4 ct/kg ermittelt. Die LEL schätzt den Februarpreis für Baden-Württemberg auf 31,3 ct/kg. In Norddeutschland sind die Preise bereits im Dezember unter 30 ct/kg gerutscht, das DMK und Arla haben für Mai unveränderte Preise von 29 ct/kg angekündigt. Die großen baden-württembergischen Molkereien mussten für Mai notgedrungen Preissenkungen von 3 ct/kg ankündigen.

Im Biobereich wurde bei Trinkmilch entgegen dem allgemeinen Trend dagegen höhere Preise vereinbart, entsprechend kann sich der Bio-Milchpreis für April mit 47,0 ct/kg weiter vom Erzeugerpreis für konventionelle Milch absetzen. Dies gilt auch für das übrige Hochpreissegment. Der Kieler Rohstoffwert lag für April bei 27,6 ct/kg. Für Mai ist ein Rückgang auf 25,5 - 26 ct/kg zu erwarten.

Spannend bleibt die Entwicklung der nächsten Monate. Am Weltmarkt sind aktuell keine preisstützenden Impulse zu erkennen. Entscheidend wird für Europa sein, wie sich die Milchanlieferung im weiteren Saisonverlauf entwickelt. Mit Blick auf die nach wie vor zurückhaltenden Kuhschlachtungen und die vor dem Quotenende aufgestallten Färsen steht für die nächsten Monate in Deutschland auf jeden Fall ausreichend Potential für einen weiteren Druckaufbau auf der Angebotsseite zur Verfügung.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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