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03.12.2016 | 14:36 | Getreidemarkt 

Agrarmarkt aktuell: Niedrige Getreideernte kann Preise kaum stützen

Schwäbisch Gmünd - In der Novemberschätzung taxierte das USDA die Weltgetreideernte 2016/17 (ohne Reis) auf 2.064 Mio. t. Damit wurde die Ernteschätzung von September bestätigt.

Getreidemarkt 2016
(c) proplanta
Der Verbrauch hingegen wurde leicht nach oben korrigiert, wird aber mit 2.035 Mio. t dennoch deutlich unter der Produktion gesehen. Daraus errechnet sich für das aktuelle Getreidewirtschaftsjahr eine überschüssige Bilanz, die Endbestände wachsen erneut um 14 Mio. t an.

Die Relation Endbestand zu Erzeugung liegt mit 24,6% über dem Vorjahr. Aus der Relation errechnet sich eine Reichweite der Endbestände von knapp 90 Tagen, so hoch wie schon lange nicht mehr. Das neue Getreidejahr steht in der Mitte des zweiten Quartals, die Ernte auf der Nordhalbkugel ist praktisch vollständig abgeschlossen. Dennoch steckt in den fundamentalen Daten derzeit noch eine gewisse Unsicherheit.

Nach der derzeitigen Einschätzung fällt die Getreidebilanz 2016/17 erneut deutlich positiv aus. Gerade dieser Umstand lässt im Moment nur wenig auf eine Erholung der Preise hoffen. Die Schätzung des IGC zeigt ähnliche Tendenzen.

In ihrem Novemberbericht schätzt die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2016 auf 293,1 Mio. t, und damit leicht niedriger als im September, als man noch von gut 294 Mio. t ausgegangen war. Der Verbrauch liegt mit 282,4 Mio. t nur wenig darunter.

An Drittlandexporten werden für 2016/17 34,9 Mio.t erwartet, fast 16 Mio. t unter den Vorjahreswerten. Die EU-Endbestände zum Juni 2017 werden auf 43,3 Mio. t taxiert und liegen damit trotz des geringeren Exports deutlich unter Vorjahresniveau (48,9 Mio. t).

In seiner sechsten Schätzung taxiert der DRV die Ernte 2016 auf 44,87 Mio. t. Eine leichte Reduktion der Anbaufläche (-1,1%), v.a. aber auch geringere Erträge (-7,1%) führen zu diesem Ergebnis. Ähnliche Zahlen nennt auch das BMEL. Die amtliche Schätzung beläuft sich auf eine Erntemenge von 45,5 Mio. t.

Trotz der schwachen Getreideernte in Europa und Deutschland war im Markt kaum Preisstützung zu spüren. Grund dafür sind die gute Weltgetreideernte und die Spitzenernten der Schwarzmeeranrainer, die in diesem Jahr hohe Exportmengen angekündigt haben.

Futtergerste



Die Nennungen der Erzeugerpreise für Futtergerste liegen mit 11,70 €/dt weit unter dem Vorjahr, als zu diesem Zeitpunkt noch 14,10 €/dt zu erzielen waren. Leicht profitieren konnten die Gerstenpreise in den letzten Wochen vom starken Dollar. Heimische Ware wurde dadurch wettbewerbsfähiger im Export. In der EU-28 wird derzeit eine Gerstenernte von 59,4 Mio. t gesehen, rund 2 Mio. t weniger als im Vorjahr.

In Deutschland wurde die Gerstenernte deutlich nach unten korrigiert und soll mit 10,58 Mio. t gut 1 Mio. t unter dem Vorjahresergebnis (11,63 Mio. t) liegen. Die Druschergebnisse an vielen Standorten waren eher unterdurchschnittlich, gelegentlich aber auch durchschnittlich. Vor allem im Osten Deutschlands waren oftmals nur schwache Erträge zu verzeichnen. Der Markt für Futtergetreide wird insgesamt als verhalten beschrieben. Insbesondere die Erzeuger halten sich bei der aktuellen Situation mit Verkäufen zurück.

Brotweizen



In der EU-28 rechnet die Kommission für 2016/17 mit rund 142 Mio. t Weizen, das sind gut 17 Mio. t weniger als im Vorjahr. Damit wurde die Schätzung vom September weitgehend bestätigt. In Deutschland wird 2016 mit 24,2 Mio. t ebenfalls eine deutlich niedrigere Erntemenge als im Vorjahr (26,5 Mio. t) erwartet. Das entspricht einem Minus von 8,8 %, so der DRV in seiner sechsten Schätzung der deutschen Getreideernte.

Die Erzeugerpreise verharren derzeit auf einem unbefriedigenden Niveau um 13,50 €/dt für Brotweizen. Die Prämien für Qualitätsweizen werden bundesweit in vielen Regionen mit 0,60 bis 1,00 €/dt genannt. Für E-Weizen wurden deutschlandweit Beträge zwischen 1,50 bis 1,80 €/dt genannt, wobei für Baden-Württemberg keine Nennungen vorliegen. In Summe lässt sich erkennen, dass 2016 Qualitätsware eher Mangelware ist. Insbesondere die Tausendkorngewichte entsprechen häufig nicht den Vorstellungen der Verarbeiter.

Terminmarkt Weizen



Die Weizenkurse in Paris zeigten in den zurückliegenden Wochen eine Seitwärtstendenz. So pendelte der Dezemberkontrakt zwischen 156 und 168 €/t, die aktuelle Notierung liegt bei 162 €/t. An der CBoT zeigte Dezemberweizen Ende November den bislang niedrigsten Wert mit knapp über 380 US-Cent/bushel. Der Boden könnte damit wohl erreicht sein. Auslöser der niedrigen Notierungen ist die weltweit gute Ernte bei Weizen. Mit 745 Mio. t schätzt das USDA die Weltweizenernte weiterhin als die höchste aller Zeiten ein.

Braugerste



Entgegen der Entwicklung im abgelaufenen Getreidejahr 2015/16 sowie den Erwartungen im Frühjahr 2016 zeigt sich der Braugerstenmarkt stabiler. Der Markt wird von einer schwachen Sommergerstenernte in Frankreich, aber auch in Deutschland und Dänemark geprägt. Lediglich Großbritannien kann 2016 auf eine größere Ernte blicken, als im Vorjahr. Neben der Menge macht auch die Qualität bei französischer und deutscher Ware Probleme.

Die britischen und dänischen Druschergebnisse scheinen dagegen gute Qualitäten aufzuweisen. In Summe erzielt Braugerste derzeit gegenüber Futtergerste einen Aufschlag von 5,50 €/dt. An der Mannheimer Produktenbörse lagen Mitte November die Gebote für Braugerste in einem Band zwischen 20 und 20,40 €/dt. Daraus lassen sich Erzeugerpreise zwischen 17 und 18 €/dt ableiten.

Für die Erzeuger ist dies zwar immer noch kein befriedigendes Niveau, gegenüber den trüben Aussichten vor der Ernte aber ein gewisser Lichtblick. Am Markt herrscht allerdings überwiegend abwartende Haltung, die getätigten Umsätze sind überschaubar.
LEL Schwäbisch Gmünd
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