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24.07.2017 | 07:54 | Automobilbranche 
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Autoindustrie unter Kartellverdacht

Hannover / Berlin - Der Verdacht geheimer Absprachen deutscher Autobauer zum Schaden von Verbrauchern und Zulieferern droht zu einer weiteren Gefahr für die Branche zu werden.

Deutsche Autobranche
Die deutsche Autoindustrie könnte das nächste dicke Problem bekommen. Laut «Spiegel» sollen Konzerne über Jahre hinweg Absprachen im Geheimen getroffen und Kunden geschädigt haben. Die Firmen schweigen noch. Was bedeutet das nun für die Bewältigung der Dieselkrise? (c) proplanta
Knapp zwei Wochen vor einem Berliner Spitzentreffen zur Frage, wie überhöhte Werte von Stickoxid gesenkt werden sollen, berichtete das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» über ein angebliches Autokartell.

Demzufolge sollen Vertreter von Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler sich schon seit den 90er Jahren gemeinsam über Technik, Kosten und Zulieferer verständigt haben. Die EU-Kommission prüft solche Hinweise, wie sie am Samstag mitteilte.

Treffen die Vorwürfe zu, steht illegales Kartellverhalten im Raum. Mit solchen Absprachen können etwa Preise gegenüber Kunden künstlich hoch gehalten oder gegenüber Zulieferern gedrückt werden. Daimler sprach von «Spekulationen», VW-Chef Matthias Müller in der «Rheinischen Post» von «Sachverhaltsvermutungen».

Der Betriebsrat von Volkswagen dringt auf eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung. Ein Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag: «Der Vorstand ist in der Pflicht, das Aufsichtsgremium umfassend zu informieren. Das ist bislang nicht geschehen.»

Die Grünen im Bundestag verlangen ein Sondertreffen des Verkehrsausschusses des Parlaments. Beantragt werde angesichts der Kartellvorwürfe nun «eine kurzfristig einzuladende Sondersitzung für Ende Juli», kündigte Verkehrspolitiker Oliver Krischer an. Man wolle so Klarheit über die möglichen «Machenschaften des Autokartells» bekommen, die - sollten sie sich bestätigen - «ungeheuerlich» seien.

Der «Spiegel» stützte seine Darstellung auf einen Schriftsatz, den VW auch für Audi und Porsche bei den Wettbewerbshütern eingereicht haben soll. Daimler habe ebenfalls eine «Art Selbstanzeige» hinterlegt. Das Bundeskartellamt erklärte: «Details laufender Verfahren können wir nicht kommentieren.» Konkreter Hintergrund der neuen Vorwürfe sind dem Bericht zufolge Ermittlungen wegen des Verdachts auf Absprachen von Stahlpreisen, im Sommer 2016 hatte es Durchsuchungen gegeben.

Auch für die Debatte um die Zukunft des Diesels allgemein drohen die Recherchen zu einer Belastung zu werden. Bei den Absprachen soll es unter anderem um Technik zur Reinigung von Diesel-Abgasen gegangen sein - und um die Festlegung auf kleinere, aber billigere Tanks für das Mittel AdBlue.

Mit der Substanz werden gefährliche Stickoxide in Wasser und Stickstoff aufgespalten. BMW stellte mit Blick auf AdBlue klar: «Den Vorwurf, dass aufgrund zu kleiner AdBlue-Behälter eine nicht ausreichende Abgasreinigung in Euro-6-Diesel-Fahrzeugen der BMW Group erfolgt, weist das Unternehmen entschieden zurück.»

Unabhängig von der noch fehlenden Bestätigung für den genauen Inhalt der Ermittlungen gab es bereits heftige Kritik an den Autobauern. Der Linken-Politiker und Ex-Leiter des Abgas-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Herbert Behrens, sagte: «Sollten sich die Meldungen zu Absprachen bestätigen, hätten die betreffenden Konzerne damit nicht nur die Zulieferer geschädigt, sondern auch ihre Kunden und vor allem die Gesundheit der in Innenstädten lebenden Menschen.» Er bekräftigte seine Kritik an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), dem auch die Grünen einen zu laschen Umgang mit der Industrie vorwerfen.

Dobrindt meinte zu dem Verdacht: «Kartellrechtliche Absprachen wären eine zusätzliche Belastung für die Thematik, die wir gerade mit der Automobilindustrie haben. Die Kartellbehörden müssen ermitteln, die Vorwürfe detailliert untersuchen und gegebenenfalls notwendige Konsequenzen ziehen.» Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte schnellstmögliche Aufklärung. «Was schiefgelaufen ist, muss aufgeklärt werden», sagte er am Samstag. Das Thema erschwere die Gespräche mit der Autoindustrie zur Reduzierung von Dieselabgasen.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält den Kartellverdacht für eine bedrohliche Entwicklung. Falls etwa vereinbart werde, das Verhalten bei Grenzwerten zu Umweltauflagen abzustimmen, wäre das für die deutsche Autoindustrie, «aber auch für die Politik in Berlin und in Brüssel der Super-GAU, ein Erdrutsch», sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen der dpa. Sein Kollege Stefan Bratzel sagte: «Insgesamt darf die deutsche Politik künftig keine falsch verstandene Rücksicht mehr auf die Automobilindustrie nehmen.»

Bei der Aufarbeitung der Dieselkrise im VW-Konzern verschärft sich der Konflikt zwischen Porsche und Audi. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sieht sein Unternehmen hintergangen und fordert die Entlassung von Vorständen bei der Konzernschwester Audi. «Ich werde es nicht zulassen, dass Porsche durch Tricksereien von Audi in Gefahr gerät», sagte der oberste Belegschaftsvertreter der «Bild am Sonntag».

«Eigentlich muss der Audi-Aufsichtsrat die Vorstände freistellen.» Bei der Ingolstädter Oberklasse-Marke sollen Teile des Skandals ihren Ursprung haben. Audi war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
dpa
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trakifreund schrieb am 26.07.2017 11:07 Uhrzustimmen(34) widersprechen(24)
man muss doch immer wieder feststellen, das Erfolg und Betrug eng zusammen gehören.
Die Autokonzerne sind so mächtig, dass sie jeden Politiker abblitzen lassen können.
Eine Spende hier, eine Spende da...und alles läuft wie geschmiert.
agricola pro agricolas schrieb am 24.07.2017 12:25 Uhrzustimmen(61) widersprechen(23)
Tangierte DIESELGATE nicht insbesondere unsere heimische Landwirtschaft extrem negativ in jüngster Vergangenheit? Ein mögliches Stahl-Kartell dürfte auch in unseren Reihen massive Kollateralschäden hinterlassen haben!(?) - Darf man hier großzügig über mögliche unselige Verflechtungen tatsächlich weiterhin ignorant hinwegsehen wollen?

Der Zenit des politisch allenthalben durchgängig hofierten Vorzeige-Wirtschaftswunders der deutschen Automobilindustrie wurde, wie auch immer in noch irgendeiner Art und Weise überhaupt hinnehmbar, längstens in erheblich pervertierter Größenordnung überschritten.

Schon geradezu lächerlich mutet in diesem Zusammenhang der nun zornig erhobene Zeigefinger unseres sogenannten ausgewiesenen Automobilexperten Prof. Dudenhöffer an, der in der Vergangenheit bei nur dem kleinsten negativen medialen „Fürzchen“ sofort aufmerksamkeitsheischend rhetorisch wortgewaltig für unsere Dieselross-Barone in die Presche gesprungen ist. Von deren manipulatorischen Machenschaften im Background hatten solche Vertraute keinerlei Ahnung; und das augenscheinlich über Jahrzehnte hinweg!? - Ungläubiges Kopfschütteln!!!

Sämtliche Technik- und Verkaufsanalysen der jeweiligen Marktbeobachtungsstellen, das im eigentlich glaubhaft vermittelte stetige administrative Hinterfragen selbigen Tuns und Treibens (Unterlassens!), mit durchweg positiver Zeugnislegung im Sinne unserer Automobilriesen, über die der politische Schutzschirm generös weit ausgebreitet war und noch immer ist, erlaubte es mit einer geradezu perversen Selbstverständlichkeit ganz nebenbei, den KLEINEN STÖRFALL AM RANDE -unseren alternativen Treibstoff vom Acker- schon im Stadium des erst zart sprießenden Pflänzleins sofort zerstörungswütig in den Boden stampfen zu dürfen.

Heute weiß man gesichert, dass damalige Negativ-Gefälligkeitsgutachten, die eine mutmaßliche Kanzerogenität mit unserem Biodiesel in Einklang brachten, schlichtweg falsch waren!!! Ängste wurden dahingehend geweckt, dass selbst die letzten tapferen Schneiderlein in ihren Überzeugungsgrundfesten erheblich erschüttert wurden. Jeder heutige Schlepper der modernsten AdBlue-Generation versagt beim Befüllen mit BIODIESEL seine verlässlichen Dienste!!! Also bis dato ein weiterhin verbuchter Abwehr-Siegeszug der Automobilindustrie auf ganzer Linie: E10 leidet massiv unter Akzeptanz- und damit einhergehend unter Absatzproblemen, das noch weitaus umweltfreundlichere E85 konnte sich zu keinem Zeitpunkt jemals an unseren heimischen Zapfsäulen etablieren. Ja nun, hochverehrte Frau Austrags-Umweltschutzministerin Dr. Hendricks, Ihr gerade nachhaltig verfolgtes Umweltschutzansinnen verpuffte direkt vor den Werkstoren der Familienpatriarche Piech, einer Quandt-Dynastie & Co.. Anstelle dessen zerren Sie noch immer in blindwütigen Ablenkungsmanövern das kleine tumbe Bäuerlein als politischerseits nicht hinnehmbaren Luftverpester und selbstredend alleinigen Brunnenvergifter durch sämtliche Gazetten. Man scheut wirklich keine Mühen, uns zu keinem Zeitpunkt von einer solchen gesellschaftlichen Diskreditierung rehabilitieren zu wollen. Hüstel, hüstel - sehr ungelegen durchkreuzen jetzt nun aber die unliebsam sprudelnden Quellen immer neuerer, noch fatalerer Wahrheiten den Wahlkampfmodus unserer großen Volksparteien. Jeder muss sich diesen Spiegel vor Augen halten lassen, ausnahmslos; allesamt waren sie involviert!!!

Das tangiert uns Bauern leider nur noch randständig, da der Ruf von Biodiesel auf lange Sicht hin maßlos ramponiert ist - zum Leidwesen im übrigen von MENSCH, TIER UND NATUR!!!

Erste Gehversuche von uns mutigen heimischen Produzenten, ein mittlerweile unverzichtbares Scherflein zur NOX-Eindämmung beitragen zu wollen, den CO2-Ausstoss an sich maßgeblich zu mindern, wurde über eine schon zu damaligen Zeiten hinterhältig leidenschaftlich geführte Teller-oder-Tank-Diskussion auch seitens der uns umgebenden Agrarindustrie sofort gezielt torpediert.

Der Wirtschaftsverband der Deutschen Tiernahrung e.V. unterbindet aktuell gerade einen neuerlichen Anlauf, auf dem EU-Binnenmarkt den gentechnikfreien Leguminosenanbau intensivieren zu wollen, der mediale Kampf wurde gerade erst jüngst innerhalb selbiger Reihen aufgenommen. WARUM? Ehrlicherweise muss man Profitsucht unterstellen, die mittel- bis langfristig deren monetären Pfründe sichern will. Heimisches gentechnikfreies Soja ist somit bald nur noch eine schöne Legende von dümmlichen Bauern, die gegen ein volatiles Weltmarktgeschehen nur schwerlich ankämpfen konnten. Ein ungeschriebenes Gesetz innerhalb unserer demokratisch freiheitlichen Wohlstandsgesellschaften belegt, dass die perverse Profitgier einer handverlesenen Elite noch immer den Schwanz willenlos mit dem Hund wedeln lässt; mit vielleicht bald brandgefährlichen Auswüchsen allerdings. Warum müssen die schon prall gefüllten Schatzkammern solcher Autobarone mit ihren diktatorischen Familienpatriarchen -selbige „nachgerüstet“ mit einer alpenländischen Staatsbürgerschaft, so gesichert weiß man das nicht- noch immer weiter aus allen Nähten platzen, wo vielleicht auch noch den hierfür fälligen Steuer-Euronen sehnsüchtig hinterhergeschaut werden muss von unseren politischen Speichelleckern allesamt.

Wann endlich sieht man sich bemüht, einem solchen kapitalistischen unmoralischen Wildwuchs endlich auf gesetzlichem, demokratisch legitimiertem Wege Herr werden zu wollen!? Natürlich ist so manch unliebsam heißes Eisen anzupacken; das sollte dennoch schleunigst geschehen noch bevor ein äußerst gewaltbereiter Mob auf unseren Straße eigeninitiativ vollkommen aus dem Ruder laufend, auf den Plan gerufen wird!!!
cource schrieb am 24.07.2017 10:38 Uhrzustimmen(37) widersprechen(58)
"schief gelaufen" das ich nicht lache, das ist der stink normale kapitalismus dessen wesenszüge/markenzeichen der vorsätzliche betrug/beschiss am volke ist, die autoindustrie hat ihren zenit schon lange überschritten und versucht nun verzweifelt dem schinder/konsumtrottel noch einen dritt- und viertwagen anzudrehen--es gibt kein unendliches wachstum, außer man zettelt einen krieg an um dann alle werte der schinder/konsumtrottel zu vernichten und sie zu einem neuanfang zu zwingen aber selbst das würde der unbedarfte schinder ertragen/erleiden, weil er es tatsächlich nicht mehr mitbekommt/ausblendet/verdrängt wie er nach strich und faden verarscht/ausgebeutet wird
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