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07.12.2014 | 08:53 | Lebensmittelpreise 
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Bayerische Bauern beklagen negative Preisentwicklung

München - Die wirtschaftliche Situation der 110.000 landwirtschaftlichen Familienbetriebe in Bayern hat sich zuletzt massiv eingetrübt.

Landwirtschaft in Bayern
(c) proplanta
Bereits Anfang November fiel der Leitindex für deutsche Agrarerzeugnisse der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) auf den tiefsten Stand seit August 2010.

Insbesondere die russische Einfuhrsperre für europäische Nahrungsmittel und die Machtkonzentration des Lebensmitteleinzelhandels tragen neben den weltweit guten Ernten zu dieser Entwicklung bei. „Unsere Bauern leiden massiv unter den aktuellen Preisentwicklungen“, sagte der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl anlässlich der Vorstellung des „Situationsberichts 2015“.

„Die Landwirtschaft ist nicht verantwortlich für die politischen Spannungen zwischen Russland und Europa, aber dennoch zahlen wir Landwirte im Moment die Zeche. Der Markt wurde komplett durcheinander gewirbelt und der Lebensmitteleinzelhandel nutzt die Situation, um Preise zu drücken.“ Diese Entwicklung hat bereits vor einigen Monaten eine solide Phase für die bayerische Landwirtschaft abrupt beendet.

Betroffen von den Preisrückgängen um bis zu 40 Prozent sind vor allem Ferkelerzeuger, Schweinehalter, Milchbauern, Kartoffelbauern und Marktfruchtbetriebe. Für das aktuelle, bis Juni 2015 laufende Wirtschaftsjahr sind deshalb im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2013/14 starke Einkommenseinbußen zu befürchten.

„Die aktuelle Preisentwicklung ist in einigen Bereichen nicht nachvollziehbar und bedroht die Existenz vieler Bauernhöfe in Bayern“, sagte Heidl. „Diesem Preiskampf des   Lebensmitteleinzelhandels, der auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen wird, darf die Politik nicht länger zusehen.“ Mit der Sektoruntersuchung zur „Nachfragemacht im Lebensmitteleinzelhandel“ hat das Bundeskartellamt erst kürzlich aufgezeigt, dass 85 Prozent des Handels von Edeka, Aldi, Rewe und Lidl beherrscht werden. Diese immense Marktmacht droht durch die geplante Übernahme der 450 Tengelmann-Supermärkte durch Edeka noch weiter ausgebaut zu werden.

Die Untersuchungen von Jean Tirole, Wirtschaftsnobelpreisträger 2014, zeigen, dass solche Marktkonzentrationen massive Auswirkungen auf die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft haben können. „Der Lebensmitteleinzelhandel und die Verarbeitungsbetriebe setzen mit dieser Preispolitik die sichere Versorgung mit regionalen und hochwertigen Lebensmitteln aufs Spiel“, sagt Bauernpräsident Heidl und fordert ein Einschreiten von Politik und Kartellamt: „Nur so können alle Beteiligten zu fairen Praktiken bewegt werden.“ Außerdem schlägt Heidl vor, dass Landwirten künftig eine steuerbegünstigte Rücklage ermöglicht wird, um das Risikomanagement verbessern zu können.

Im vergangenen Wirtschaftsjahr (Juli 2013 bis Juni 2014) war die Situation der bayerischen Familienbetriebe noch weitgehend stabil. Das zeigt der Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV), der heute in Berlin vorgestellt wird. Das durchschnittliche Einkommen lag in der bayerischen Landwirtschaft demnach um 0,7 Prozent unter den Einkommen aus dem Wirtschaftsjahr 2012/13.

In Bayern lag der monatliche Durchschnittsverdienst einer selbständigen Familienarbeitskraft in der Landwirtschaft so bei monatlich rund 2.800 Euro (brutto). Mit diesem landwirtschaftlichen „Bruttoeinkommen“ je Familienarbeitskraft muss ein Haupterwerbsbetrieb die Lebenshaltung, Krankenversicherung und Altersversorge, Investitionen und den Aufbau von betrieblichem Kapital finanzieren.

Dem DBV-Situationsbericht liegen Daten von über 15.000 landwirtschaftlichen Betrieben aus Deutschland zugrunde, mehr als ein Drittel davon stehen in Bayern. Die Ergebnisse dürfen als repräsentativ gelten, da sie nach der letzten Agrarstrukturerhebung hochgerechnet wurden. Daten für die einzelnen Regierungsbezirke oder Landkreise sind nicht verfügbar, da hierfür der Stichprobenumfang zu gering ist. (bbv)
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Kommentare 
Molkerist schrieb am 16.12.2014 10:00 Uhrzustimmen(120) widersprechen(119)
Naja die Preisentwicklung lies sich ja vorher sagen. Viele Molkereien haben ja den Preis trotzdem unrealistisch hoch gehalten.. Die Südländer sind in der Krise... Frankreich hatte selbst reichlich Rohstoff und wo noch was ging wurde in Italien auf den Markt gedrückt. Wenn die Wirtschaftskraft von Ländern schwindet ist es nicht ratsam weiterhin auf "überhohem" Level zu produzieren und auf Biegen und Brechen trotzdem in den Markt zu liefern. Nachfrage-Angebot. Noch vor geraumer Zeit wurde gesagt, die Chinesen fangen den Markt auf. Naja die sind dann wohl ausgeblieben ! Ist ja auch etwas unrealistisch, daß auf einmal jeder 3. Asiat H-Milch aus Deutschland für 3,50 € kaufen will und kann
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