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21.05.2015 | 00:01 | Bodenpreise 2015 

Bodenmarkt: Ende der Preisspirale nicht abzusehen

Berlin - In Deutschland tobt ein Kampf um Acker- und Weideland. Die Preise kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: nach oben.

Bodenpreise 2015
Ackerland ist lukrativ. In manchen Bundesländern hat sich der Preis in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt oder gar verdreifacht - zum Leidwesen der Bauern, die über Wucher klagen. Kommt nun nach der Mietpreisbremse die Preisbremse für Ackerland? (c) proplanta
In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg etwa kostete der Hektar zuletzt im Schnitt dreimal so viel wie vor zehn Jahren. Und im Ringen ums Land sehen sich die ortsansässigen Bauern inzwischen börsennotierten Unternehmen gegenüber, die ganze Betriebe aufkaufen und Zehntausende Hektar beackern.

Seit Jahren wird darum gerungen, den Preisanstieg zu dämpfen - bisher offensichtlich kaum mit Erfolg. Rechtlich gebe es wenig Eingriffsmöglichkeiten, räumte Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) am Mittwoch ein.

Die Entwicklung treibt immer mehr Bauern tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Denn der Boden ist ihre Existenzgrundlage, und das Geld, das für höhere Pachten und Bodenpreise draufgeht, fehlt für Investitionen in anderen Bereichen. Auch untereinander wächst die Konkurrenz, zumal vor allem auf Ackerbau spezialisierte Betriebe in den vergangenen Jahren gut verdient haben und Jagd auf weitere Flächen machen. Der Bund selbst verdient dabei kräftig mit. Über die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) vermarktet er einst volkseigene Felder und Wälder in Ostdeutschland. Voriges Jahr hat die BVVG im Schnitt 17.269 Euro je Hektar erlöst (plus 12 Prozent) und mehr als eine halbe Milliarde Euro an den Bund überwiesen.

Zwar liegen die Bodenpreise im Osten deutlich unter dem Niveau vieler West-Bundesländer. In Bayern etwa kostete der Hektar nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2013 im Schnitt knapp 40.000 Euro, in Nordrhein-Westfalen fast 34.000 - in den ostdeutschen Bundesländern waren es durchnittlich gut 10.500 Euro. Doch die Ost-Betriebe bewirtschaften einen weitaus größeren Anteil an Pachtfläche, der ihnen nicht selbst gehört. Dadurch sind sie anfälliger für diese Schwankungen.

Ein Ende der Preisspirale ist nicht abzusehen. So rechnet die BVVG in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Bodenpreisen, wenn auch verhaltener als zuletzt. Ähnlich lautet die Einschätzung beim Deutschen Bauernverband. Einerseits schwinde weltweit das fruchtbare Ackerland, während die Nachfrage nach Nahrungsmitteln wegen der wachsenden Weltbevölkerung steige, betonte Vizepräsident Udo Folgart. Auch in Deutschland gingen in den vergangenen Jahren laut dem agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung täglich im Schnitt mehr als 70 Hektar für Siedlungs- und Verkehrsprojekte verloren - zum Großteil Acker- und Weideland. Folgart: «Andererseits suchen Investoren nach sicheren Werten.»

Eine wachsende «Nutzungskonkurrenz» beklagte auch Minister Schmidt. Die Politik sucht seit langem nach Hebeln, den Preisanstieg zu dämpfen und zu verhindern, dass sich der Landbesitz in manchen Regionen in den Händen einiger weniger Akteure konzentriert. Eine Möglichkeit sieht Schmidt in weiteren Änderungen an der Privatisierungspraxis der BVVG. Diskutiert wird, den Zeitraum für den Verkauf bis 2030 zu strecken statt bis 2025. Zudem soll die Größe für die angebotenen Flächen von maximal 25 auf höchstens 15 Hektar sinken. Sachsen-Anhalt plant zudem ein Gesetz, das Landwirten beim Erwerb von Flächen einen Vorrang einräumen und Finanzinvestoren den Zugriff erschweren soll.

Auch Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) hatte sich kürzlich für eine gesetzliche Preisbremse für Ackerland ausgesprochen, um Spekulationen einzudämmen. Diese Idee hat für Bauernfunktionär Folgart Charme. «Wir haben in der Vergangenheit aber gemerkt, dass der Teufel oft im Detail steckt», erklärte Folgart, der selbst einen Agrarbetrieb westlich von Berlin leitet und für die SPD im Potsdamer Landtag sitzt. «Wir können in dieser Sache oft kein großes Rad, sondern nur kleine Schrauben drehen.» (dpa)
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