In den vergangenen fünf Jahren haben alle Betriebsinhaber die Weichen für die Zukunft gestellt: Insgesamt investierten sie über 5,5 Millionen Euro in Stallneu- oder umbauten, teilt der
Landvolk Pressdienst mit.
„Wir hatten hier so viele Baustellen, dass sich die Betonmischer schon verfahren haben“, meint Ortslandwirt Helmut Braun schmunzelnd. In seinem Heimatdorf ist die ganze Bandbreite der landwirtschaftlichen Produktionsrichtungen vertreten. Den Schwerpunkt bildet allerdings die Milchviehhaltung. Einen Grund für den Bauboom sieht der 58-jährige Braun im bevorstehenden Generationswechsel: „Viele Betriebsinhaber sind in meinem Alter, der Nachfolger ist eingestiegen und will erweitern.“
Außerdem kommt den Bauern der
Strukturwandel in den umliegenden Dörfern zu Gute. Im Nachbarort Altmoorhausen gibt es zum Beispiel nur noch zwei Vollerwerbsbetriebe. Zu den baufreudigen Investoren gehört auch Günter Helmers, der einen Boxenlaufstall für 140 Kühe gebaut hat. „Wir haben uns aus arbeitswirtschaftlichen Gründen für einen Neubau mit zwei Melkrobotern entschlossen“, erklärt der Landwirt. In Stall setzt er auf eine völlig neue Technik: Die automatische Grundfütterung. Der Mischwagen „schwebt“ über den Futtergang und verteilt exakt dosierte Mengen gruppenweise zu festen Zeiten an die Kühe.
„Hurrel steht stellvertretend für einen hohen Expansionswillen der Landwirte im Landkreis Oldenburg“, kommentiert Dr. Günter Kuhnt, Leiter der Bezirksstelle der
Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen, die Entwicklung. „Bisher war es in der Landwirtschaft nicht üblich, in Tiefpreisphasen Geld auszugeben“, erläutert Kuhnt den Bautrend trotz der Milchpreisproblematik. Das belegen auch Zahlen des Landkreises Oldenburg. Danach wurden zwischen 2003 und 2007 im Kreis 62 Geflügelställe, 144 Rinderställe und 158 Schweineställe gebaut. Im Genehmigungsverfahren befanden sich Ende 2008 noch 26 Geflügelställe, 25 Rinderställe und 16 Schweineställe.
Das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) haben die Oldenburger Landwirte allerdings nur in geringem Umfang in Anspruch genommen. Die LWK Niedersachsen gibt an, dass von 53,94 Millionen Euro AFP-Mitteln auf Landesebene 2008 rund 3,45 Millionen Euro in den Landkreis Oldenburg flossen. Die millionenschweren Investitionssummen werden also überwiegend aus eigener Kraft und mit den heimischen Banken bewegt. (LPD)