Demnach rückte das Deutsche
Milchkontor (
DMK) mit einem Umsatz von rund 5,1 Mrd. Euro um einen Rang auf Platz 15 vor und verdrängte von dort den Müller-Konzern mit einem Umsatz von schätzungsweise insgesamt 4,4 Mrd. Euro auf Rang 19; das war der größte Sprung im Gesamtklassement.
Auch in der Spitzengruppe gab es Rangverschiebungen: Zwar führt die Schweizer
Nestlé nach Angaben der niederländischen Banker mit einem Gesamtumsatz von 21,7 Mrd. Euro - wie in den Vorjahren - unangefochten und unterstützt durch sein
Joint Venture namens Froneri mit der britischen Eiskremfirma R&R das Ranking an. Allerdings tauschten die französischen Konzerne
Danone und
Lactalis mit Erlösen von 16,6 Mrd. Euro beziehungsweise 16,3 Mrd. Euro die Plätze zwei und drei. Dabei profitierte Danone von der
Übernahme der Firma White Wave Foods, während Lactalis ihre Akquisitionen in Rumänien,
Weißrussland, China, Chile und den USA keine Stabilisierung ermöglichten.
Allerdings gehen die Banker davon aus, dass Lactalis sich im laufenden Jahr nach dem Abschluss der Übernahmen von Danones US-Biojoghurthersteller Stonyfield und der deutschen
Molkerei Omira wieder im Ranking verbessern könnte. Derweil gelang es der US-Genossenschaft Dairy Farmers of America (DFA) mit einem Erlös von 12,2 Mrd. Euro den vierten Platz zu behaupten. Unterdessen rückte die niederländische Friesland
Campina mit einem Umsatz von 11,1 Mrd. Euro vom sechsten auf den fünften Platz vor und verdrängte hier die neuseeländische Fonterra, die einen Umsatz von 10,8 Mrd. Euro erzielte. Rückenwind erhielt der holländische Konzern durch den Erwerb von Engro Foods, der zweitgrößten Molkerei Pakistans.
Chinesische Molkereien bald mehr im Ausland aktivDie US-amerikanische Dean Foods gehört laut
Rabobank nicht mehr zu den Top-Ten. Dafür machen die Analysten den anhaltenden Rückgang im US-Frischmilchgeschäft verantwortlich. Gleichzeitig habe das Unternehmen in Milchsubstitute und Saft investiert. In der Folge gelang es der chinesischen Mengniu, auf den zehnten Rang vorzudringen, so dass sich nun zwei Unternehmen aus dem „Reich der Mitte“ unter den zehn größten Molkereien befinden - der Konzern Yili nimmt den achten Platz ein.
Günstig für Mengniu wirkte sich dabei den Bankern zufolge die Konsolidierung ihres Anteils an Burra Foods in Australien aus. Außerdem habe das Unternehmen die Mehrheitsanteile an China Modern Dairies erworben, die unter anderem
Frischmilch anbiete. Allerdings verzeichneten Mengniu und Yili 2016 im Vergleich zum Vorjahr in der Summe und in Dollar gerechnet kein Umsatzwachstum; im Vorjahr waren es noch 3 % gewesen und 2014 sogar 14 %. Deshalb gehen die niederländischen Fachleute davon aus, dass sich die beiden Konzerne künftig vermehrt auch nicht-chinesischen Märkten zuwenden dürften, um ihren Aufstieg fortzusetzen.
Immer mehr Fusionen und AkquisitionenWie die Rabobank weiter ausführte, verringerten sich die gesamten Erlöse der Top-20-Molkereien im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2015 um 1,6 % auf 172,1 Mrd. Euro. Als Begründung führen die Banker die relativ niedrigen Preise für
Milcherzeugnisse im Zuge der schwachen globalen Nachfrage an.
Mit Blick auf die Firmenstrategien identifizieren die Banker unterschiedliche Strömungen. So hätten sich die Unternehmen wegen der zuletzt wieder anziehenden Preise für Milcherzeugnisse und der rückläufigen Milchanlieferungen der Landwirte zunehmend auf die Erhöhung der
Wertschöpfung ihrer Produkte konzentriert. Genossenschaftlich organisierte Konzerne konsolidierten vornehmlich ihre Aktivitäten bei Milcherzeugnissen und verkauften andere Geschäftsfelder. Indes setzten börsennotierte Unternehmen eher auf Diversifizierung.
Mittlerweile verzeichnet die Rabobank eine Zunahme der Unternehmenszusammenschlüsse und -übernahmen: Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 73, und in der ersten Hälfte 2017 wurden bereits fast 50 registriert. Davon entfiel etwa die Hälfte auf Europa. Diese Tendenz wird sich nach Einschätzung der niederländischen Analysten fortsetzen. Darüber hinaus prognostizieren sie, dass die Risikobegrenzung zunehmend das Geschehen im Sektor bestimmen werde. Dabei dürften der Brexit und mögliche Änderungen bei der Ausgestaltung von Handelsabkommen im Fokus stehen. Ein weiteres kritisches Thema sei die Verschärfung der Anforderungen an den
Umweltschutz und an die Lebensmittelsicherheit.