Hierzulande gibt es etwa 285.000 landwirtschaftliche Betriebe, die von solchen Wetterextremen betroffen sein können. Das geht aus der Publikation zur „Landwirtschaftlichen Mehrgefahrenversicherung“ hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gestern in Berlin vorgestellt hat.
Ziel der Veröffentlichung ist es, auf Wettbewerbsnachteile deutscher Landwirte gegenüber ihren Kollegen in anderen europäischen Ländern aufmerksam zu machen. Denn für einen umfassenden und bezahlbaren Versicherungsschutz gegen Trockenheit und
Hochwasser benötigen die Landwirte finanzielle Förderung durch den Staat. Diese Förderung ist in zahlreichen anderen Ländern üblich, in Deutschland bislang aber nicht.
Dabei verändern die Folgen des Klimawandels auch die Risikolage für die Landwirte. Dürren, Spätfröste oder
Überschwemmungen können zu existenzbedrohenden Schäden führen. Allein 2003 verursachte eine Dürreperiode Ernteschäden in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Gegen solche Risiken haben sich bislang zu wenige Landwirte versichert. Der Grund: Für Pflanzen- und Tierversicherungen müssen Landwirte in Deutschland außergewöhnlich hohe Steuern zahlen – zum Teil 19 Prozent. In Frankreich, Spanien oder Italien werden dagegen auf diese Policen keine Steuern erhoben.
Bedrohung durch Tierseuchen
Aktuell sind für tierhaltende Betriebe die Europäische und die Afrikanische
Schweinepest sowie die Maul- und Klauenseuche die größten Risiken. Derzeit müssen die Landwirte mit den Folgen der
Vogelgrippe kämpfen, deren Ausbreitung mit allen Mitteln verhindert werden soll. Werden Landwirte zur Keulung ihrer Tiere verpflichtet, erhalten sie zwar eine finanzielle Entschädigung durch die Tierseuchenkassen. Diese erstatten die Tötungskosten und den gemeinen Wert der getöteten Tiere. Zusätzliche entstehende Betriebskosten und Ertragsausfälle werden jedoch nicht ersetzt.
Die Kosten für die Entsorgung von Futter, Mist,
Gülle und Silage oder Viehzukäufe müssen die Landwirte daher selbst tragen. Dies kann unter Umständen schon das finanzielle Aus bedeuten. Solche Betriebskosten und Ertragsausfälle könnten mit einer Ertragsschadenversicherung abgesichert werden. Aber diesen Versicherungsschutz können sich viele Landwirte angesichts ihrer schlechten Ertragslage ohne Unterstützung nicht leisten. Hier setzt sich die Versicherungswirtschaft dafür ein, die Landwirte bereits zu unterstützen, bevor ihnen ein Ertragsschaden entsteht und sie nicht im Nachhinein mit teuren Hilfsprogrammen vor dem Ruin zu bewahren.
Schutz für Landwirte – Informationsoffensive in NRW
Das Umwelt- und Wirtschaftsministerium in Nordrhein-Westfalen hat gemeinsamem mit dem GDV und der Verbraucherzentrale NRW kürzlich eine Informationsoffensive zur Elementarschadenversicherung gestartet. Diese richtet sich nicht nur an Hausbesitzer und Gewerbebetriebe, sondern auch an landwirtschaftliche Betriebe. Speziell für diese werden Informationen zur Verfügung gestellt, welche Auswirkungen und Folgen
Wetterextreme haben können und wie sich Landwirte schützen können.