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29.07.2016 | 16:30 | Agrarmärkte aktuell 

Milcherzeugerpreis: Nachhaltige Trendwende nicht in Sicht

Schwäbisch Gmünd - Am Weltmarkt für Milch dreht das Angebot ins Minus. Vor allem Südamerika bleibt zunehmend hinter dem Vorjahr zurück. In den ersten fünf Monaten summiert sich dort der Rückstand auf ca. 0,8 Mio. t.

Milcherzeugerpreis Entwicklung
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Entwicklung Erzeuger-Milchpreis in Baden-Württemberg.
Neuseeland lag im Mai bei +3,5 %, Fonterra erwartet dort für das laufende Milchwirtschaftsjahr allerdings -1,4 %. In den USA lag der Vorsprung im Juni bei 1,5 %. In der EU ist die Milchanlieferung bis Juni auf Vorjahresniveau gesunken. In Summe lag die Anlieferung der 10 weltgrößten Exporteure im Mai mit -0,5 % erstmals seit einem Jahr wieder im Minus, mengenmäßig wurden in den ersten 5 Monaten dennoch 2,8 Mio. t mehr erzeugt.

China trat im ersten Halbjahr 2016 wieder deutlicher als Importeur hervor und hat gg. Vj. wieder rund 0,9 Mio. t mehr Milchäquivalent importiert. Entsprechend hat sich der Weltmarkt weiter stabilisiert und die Weltmarktpreise (Butter: 3,02 US-$/kg, MMP: 1,94 US-$/kg) konnten sich auch im Juli leicht festigen.

Eine nachhaltige Trendwende ist auch vor dem Hintergrund der Verlängerung des Importstopp Russlands bis Ende 2017 und der anhaltend niedrigen Ölpreise nicht zu erkennen. Dazu müsste die Nachfrage deutlicher anspringen. Dies zeigt auch der neuseeländische Global Dairy Trade Tender, der bei den letzten 3 Auktionen praktisch auf der Stelle getreten ist.

In der EU reagieren die Milcherzeuger seit April deutlich, die Steigerungsraten der Anlieferung sind von +6 % im März auf ±0 % im Juni zurückgegangen. Auch in den Wachstumsländern des ersten Quartals gingen im Mai die Zuwächse zurück, mengenmäßig mehr molken im Mai noch die Niederlande (+8,3 %), Irland (+4,9 %), Tschechien (+10,9 %), Deutschland (+1,1 %) und Polen (+2,1 %). Dagegen fehlt zunehmend Milch in Großbritannien (-4,8 %), Italien (-5,6 %) und Frankreich (-1,8 %). In Summe produzierte die EU in den ersten fünf Monaten 2,8 Mio. t mehr Milch.

In Deutschland unterschreiten die Anlieferungen seit Ende Mai zunehmend die Vorjahres- und auch die 2014er-Linie. In den letzten Wochen lag der Rückstand zu 2015 bei 2 - 2,5 %. Entsprechend haben die Notierungen wieder deutlich angezogen, Blockbutter notiert trotz ferienbedingt ruhigem Geschäft aktuell mit 3,26 €/kg 33 % über dem Tiefpunkt im April. Magermilchpulver wird ebenfalls mit 1,76 €/kg (+18 %) für Lebensmittel- und mit 1,64 €/kg (+18 %) für Futterware wieder fester gehandelt. Molkenpulver notiert mit 69 ct/kg für Lebensmittelware (+16 %) ebenfalls fester.

Auch die Käsepreise konnten sich bei ferienbedingt lebhafter Nachfrage und knappen Beständen weiter erholen. Schnittkäse notiert bei umfangreicher Nachfrage aktuell bei 2,39 €/kg (+23 % gg. April) für Block- und Brotware. Lediglich Trinkmilch steckt noch bis Ende Oktober in den schlechten Abschlüssen vom April fest.

Entsprechend haben sich die deutschen Spotmarktpreise bis KW 28 auf 26 ct/kg befestigt. In den Niederlanden wurden Anfang Juli 27,5 ct/kg (bei 4,2 % Fett) notiert und in Italien haben sich die Spotmarktpreise im Juli mit 33,5 ct/kg (frei Verarbeiter) gegenüber April um mehr als 10 ct/kg erholt. Aktuell stagnieren die Spotmarktpreise ferienbedingt wieder etwas. Der aus dem Butter- und MMP-Preis abgeleitete deutsche „Rohstoffwert Milch" lag im Juni bei 22,1 ct/kg (+1,8 ct/kg).

Bei den Erzeugerpreisen wird sich die Trendwende erst in der zweiten Jahreshälfte zeigen. Bis Juni gingen die Erzeugerpreise im Land auf im Schnitt nur 23,9 ct/kg (bei 4,0 % Fett) zurück. Zum Vergleich: Das DMK im Norden zahlte im Juni 20,4 ct/kg (bei 4,2 % Fett) aus. Die von den aktuellen Terminmarktkursen an der EEX in Leipzig angeleiteten Erzeugerpreise zeigen für Herbst/ Winter 2016 in Richtung 28 - 29 ct/kg.

Die Biomilchpreise liegen nach wie vor auf respektablem Niveau, konnten sich dem Druck am Markt aber auch nicht mehr ganz entziehen. Gegenüber der Spitze im Februar lagen die Juni-Preise von Bioland mit 47,2 ct/kg (bei 4,2 % Fett) 2,1 ct/kg niedriger.
LEL Schwäbisch Gmünd
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