Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
25.06.2017 | 13:00 | Milchmarkt 

Molkereien kürzten 2016 das Milchgeld unterschiedlich

Bonn - Die Abschläge beim Milchgeld sind im vergangenen Jahr bei den Molkereiunternehmen in der Europäischen Union recht unterschiedlich ausgefallen.

Milchgeld
(c) proplanta
Dies geht aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresmilchpreisvergleich 2016 des niederländischen Bauernverbandes (LTO) hervor. Demnach haben alle der im Vergleich berücksichtigten 16 Milchverarbeiter aus Nord- und Mitteleuropa infolge der Krise am Milchmarkt ihre Auszahlungsleistung gegenüber 2015 gekürzt, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Der durchschnittliche Preis für ein Kilogramm Standardmilch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß einschließlich Sonderzahlungen lag bei einer Jahresmenge von 500.000 kg bei 28,30 Cent; das waren 2,8 Cent oder 8,9 % weniger als im Vorjahr.

In der jüngeren Vergangenheit sei lediglich 2009 mit 27,53 Cent noch weniger an die Erzeuger gezahlt worden, berichtete der LTO.An der Spitze des Rankings für 2016 stand mit einem Milchpreis von 36,83 Cent/kg erstmals die norditalienische Molkerei Granarolo, die den bisherigen „Auszahlungskönig“ Hämeenlinn an aus Finnland ablöste, der nicht mehr im Vergleich vertreten ist.

Bei Granarolo werden jährlich rund 850 Mio. kg Rohmilch verarbeitet; bei frischen Trinkmilchprodukten und dem Hartkäseexport nach Frankreich ist das Unternehmen nach eignen Angaben italienischer Marktführer. Dessen Milchpreis gab gegenüber 2015 mit 2,1 Cent/kg oder 5,4 % im Vergleich zu den anderen EU-Molkereien weniger deutlich nach. Das galt noch mehr für den größten finnischen Milchverarbeiter, die genossenschaftlich organisierte Valio. Dort musste die Auszahlungsleistung 2016 im Vorjahresvergleich nur um 0,8 Cent oder 2,3 % auf 35,21 Cent/kg heruntergefahren werden, was den zweiten Platz im LTO-Ranking bedeutete.

Das finnische Unternehmen nimmt für sich in Anspruch, besonders innovativ zu sein und dadurch einen Mehrwert für seine Erzeuger zu realisieren. Allerdings dürften auch die recht hohen Lebenshaltungskosten in dem nördlichen EU-Mitgliedstaat zum überdurchschnittlichen Milchpreis beitragen. Geringere Preisschwankungen in Frankreich Etwas besser als 2015 schnitten die französischen Molkereien im jüngsten LTO-Preisvergleich ab und belegten damit, wie im Vorjahr, vordere Plätze.

Die Auszahlungsleistungen von Lactalis, Savenica, Sodiaal und Danone fielen zwar ebenfalls geringer als 2015 aus, doch lagen die Milchpreise mit einer Spanne von 29,31 Cent/kg bis 31,57 Cent/kg klar über dem EU-Durchschnitt.

Der LTO stellte dazu fest, dass die französischen Molkereien in Phasen hoher Preise am Milchmarkt - wie 2013 und 2014 - eher unterdurchschnittlich im EU-Vergleich auszahlten, während in Krisenzeiten das Gegenteil der Fall sei. Die geringeren Preisvolatilitäten in Frankreich seien auch das Resultat der dortigen Preispolitik, die langfristige Branchenvereinbarungen zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Handel bezüglich der Liefermengen und Vergütungen beinhalteten.

In der Vergangenheit wurden solche Vereinbarungen auch politisch initiiert; die neue Regierung Macron hat bereits Runde Tische zu einer gerechten Verteilung der Marge in der Lebensmittelkette angekündigt, wovon vor allem die Erzeuger profitieren sollen.

Hohe Nachzahlung von Friesland Campina

Mit der Auszahlungsleistung der französischen Molkereien mithalten konnte 2016 erneut der niederländische Molkereikonzern Friesland Campina. Zwar ging dessen Vergütung der Rohmilch laut LTO gegenüber 2015 um 7,3 % zurück, doch erlösten die Lieferanten damit einen im EU-Vergleich überdurchschnittlichen Preis von 30,80 Cent/kg. Möglich machten das dem niederländischen Bauernverband zufolge die guten Geschäftsergebnisse im zweiten Halbjahr 2016, die eine recht hohe Nachzahlung von 3,3 Cent/kg erlaubten.

Ein anderes Schwergewicht am EU-Milchmarkt, die dänische Arla, lag mit einer Auszahlungsleistung von 28,3 Cent genau im Mittel der betrachteten EU-Molkereien. Molkereien in Deutschland unterdurchschnittlich Nur in die zweite Hälfte der „Milchpreistabelle“ schafften es 2016 die beiden deutschen Molkereien. Die Müllermilch rangierte laut LTO mit einer Vergütung der Standardmilch von 26,10 Cent/kg und einem Preisabschlag von 7,1 % gegenüber dem Vorjahr auf Rang elf. Ein möglicher Sonderbonus aus dem vierten Quartal 2016 ist allerdings noch nicht eingerechnet.

Noch schlechter schnitt das Deutsche Milchkontor (DMK) ab. Deren Erzeuger bekamen laut LTO-Vergleich ihre Milch mit 24,4 Cent/kg im Mittel vergütet; das waren fast 10 % weniger als im Vorjahr und bedeutete Platz 13. Auch längerfristig, gemessen am Preisdurchschnitt der Jahre 2009 bis 2016, rangierten die beiden deutschen Molkereien im hinteren Feld des LTO-Vergleiches.

Nur wenig besser schnitt die neu hinzugekommene Hochwald ab, deren Preis für 2016 mit 26,36 Cent/kg ausgewiesen wird. Ganz hinten rangierten im LTO-Ranking für das vergangene Jahr die niederländische Doc Kaas mit einem Milchpreis von 23,96 Cent/kg sowie die irische Glanbia mit 22,99 Cent/kg, was bei letzterer einen Abschlag von 13,5 % im Vorjahresvergleich bedeutete.

Noch größer fiel das Preisminus bei der britischen Dairy Crest mit 22,6 % auf 26,67 Cent/kg aus. Damit stürzte der Milchverarbeiter von der Insel von Platz drei im Jahr 2015 auf dem zehnten Rang im vergangenen Jahr. Allerdings hatte daran die Abwertung des Pfundes einen erheblichen Anteil; ausgedrückt in der britischen Währungseinheit Pfund gab der Milchpreis nämlich „nur“ um 9,8 % nach.

Höhere Milchpreise in diesem Jahr

Einbußen beim Milchgeld mussten im vergangenen Jahr auch Milchlieferanten außerhalb der EU hinnehmen. Bei der Schweizer Emmi ging der vom LTO kalkulierte Durchschnittpreis gegenüber 2015 um 11,3 % auf 47,46 Cent/kg zurück. Allerdings ist die Nachzahlung für 2016 noch nicht im Ergebnis enthalten, da diese erst Ende des laufenden Jahres festgelegt wird. Bei Fonterra in Neuseeland war der Tiefpunkt der Milchpreise bereits 2015 erreicht.

Nach Berechnungen der LTO erlösten die dortigen Lieferanten im vergangenen Jahr - einschließlich der Vergütung von Genossenschaftsanteilen - im Schnitt 28,02 Cent/kg für ihre Milch; das war rund ein Drittel mehr als 2015. Für das laufende Jahr ist ein weiterer spürbarer Anstieg zu erwarten.

In den USA erlöste die vorwiegend für die Käseherstellung verwendete Milch der Klasse III im Jahr 2016 umgerechnet 33,99 Cent/kg; das waren 5,1 % weniger als ein Jahr zuvor. Die mittlerweile höheren Marktpreise für Milchprodukte werden die Erzeugerpreise jedoch wieder steigen lassen. Aktuellen Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zufolge, soll der US-Erzeugerpreis für Milch aller Klassen im Jahresmittel 2017 zwischen 17,80 US-Cent/lb (35,0 Cent/kg) und 18,20 US-Cent/ lb (35,8 Cent/kg) liegen; das wären im Spannenmittel 10,8 % mehr als 2016.

Im kommenden Jahr dürfte der Milchpreis nach Einschätzung der Washingtoner Analysten weiter steigen, und im Jahresmittel ein Niveau von 18,10 US-Cent/lb (35,6 Cent/ kg) bis 19,10 US-Cent/lb (37,6 Cent/kg) erreichen.

Umrechnungskurs 1 $ = 0,8929 Euro
 
Milchpreisvergleich europäischer Molkereien 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016Bild vergrößern
Milchpreisvergleich europäischer Molkereien 2009-2016
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Milchlieferbeziehungen: BMEL hält an Artikel 148 fest

 Blockbutter wird teurer

 Artikel 148 GMO - Lindner soll Verordnung stoppen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken