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16.12.2014 | 15:15 | Preisrutsch 

Ölpreis stürzt ab

Frankfurt/Main - Seit Monaten kennt der Ölpreis nur eine Richtung: nach unten. Die Verbraucher freut's, doch für viele Förderländer wird der Preisrutsch immer bedrohlicher.

Ölkartell
Preisrutsch wird für Ölkartell Opec zur Zerreißprobe. Die Produzenten könnten die Mengen kürzen, um den Preisrutsch zu stoppen. Von Einigkeit ist bei den Förderländern jedoch keine Spur. Wie lange geht das noch gut? (c) proplanta
Das Ölkartell Opec findet keine klare Linie. Auf ihrer letzten Sitzung Ende November beschloss die Organisation erdölexportierender Länder (Opec), die Fördermenge unverändert zu lassen. Gelähmt durch Uneinigkeit in den eigenen Reihen fanden die Produzenten keine Antwort auf die Herausforderung durch den Boom der Schieferölproduktion in den USA, der die verfügbare Menge an Öl und Gas weltweit nach oben treibt. Der Preisverfall geht ungebrochen weiter.

Ein Kartell dient dazu, für seine Mitglieder Preise zu verteidigen. Hierzu teilt die Opec ihren Mitgliedern bestimmte Fördermengen zu. Francisco Blanch, Chefrohstoffanalyst der Bank of America, wählte in einer jüngsten Analyse zum Ölmarkt deutliche Worte mit Blick auf die Rolle, die das Ölkartell noch spielen kann: Die Opec habe sich mit ihrer Entscheidung, ihre Produktion unverändert zu lassen, «im Grunde aufgelöst». Die Treffen der Mitgliedsländer am Opec-Hauptquartier in Wien waren auch früher von Streitereien geprägt. Doch die Frage, wie die Organisation auf den jüngsten Boom der US-Schieferölproduktion («Fracking») reagieren soll, hat ganz tiefe Risse in der Opec zu Tage treten lassen.

Vor allem das vom Preiseinbruch besonders getroffene Venezuela forderte zur Stützung der Preise Produktionskürzungen. Doch die Förderländer am arabischen Golf rund um den wichtigsten Produzenten Saudi-Arabien ließen sich davon nicht beeindrucken und verhinderten eine Produktionskürzung. Für den Experten Jochen Hitzfeld von der Großbank Unicredit hatte die Opec gar keine Wahl. «Die Opec steht vor dem Problem, dass die Ölförderung in den USA durch das Fracking stark gestiegen ist. Da hätte eine Produktionskürzung jetzt wenig Sinn gemacht, das hätten andere Produzenten wieder aufgefangen.»

Es gebe jedoch Schätzungen, dass der Fracking-Boom in den USA bis zum Jahr 2020 schon wieder vorbei sei. Damit sei der Verlust an Einfluss nur vorübergehend - die neue «Ölmacht» USA könnte bei allzu geringen Weltmarkpreisen rasch wieder an gerade erst gewonnenem Einfluss verlieren. Insbesondere für viele junge US-Ölfirmen könnten die mit viel fremdem Geld finanzierten Förderprojekte zu einem Bumerang werden.

Aber wie lange kann die Opec selbst ihre Niedrigpreise noch halten?



Nicht alle Produzenten des Ölkartells, dessen zwölf Mitglieder etwa 40 Prozent der globalen Produktion auf sich vereinigen, können diesen Kurs lange verfolgen. Unter anderem ruft das von Öleinnahmen stark abhängige Venezuela zum Handeln auf. Auch der von westlichen Handelssanktionen bereits gebeutelte Iran hat sich für eine Produktionskürzung ausgesprochen, die die Einnahmen aus dem internationalen Ölgeschäft erhöhen könnte.

Mit Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten steht die Front der arabischen Ölproduzenten vom Golf bisher jedoch. Saudi-Arabien allein hält Devisenreserven von über 700 Milliarden Dollar. Und wegen seiner enormen Reservekapazitäten blicken die Märke auch weiterhin auf das Königreich.

Dazu erklärt Experte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg: «Die Opec hat als Organisation schon in den letzten Jahren keine so große Rolle mehr gespielt. Aber der entscheidende Player ist weiterhin Saudi-Arabien. Die Opec ist im Grunde ein Synonym für Saudi-Arabien geworden.»

Nach seiner Einschätzung will das Land in der Tat vor allem seine Marktanteile gegenüber der US-Schieferölindustrie verteidigen und nimmt dafür niedrigere Preise in Kauf. Außerdem wolle das Land vor einer Produktionskürzung erst einmal die Disziplin innerhalb des Opec-Kartells herstellen. «Sie haben keine Lust mehr, hinterher alleine eine Entscheidung umzusetzen und alle anderen machen, was sie wollen.»
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