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22.11.2016 | 14:50 | Agrarökonomie 
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Pflanzenschutzsteuer mit gravierenden Folgen für den Ackerbau

Berlin - Auf die erheblichen finanziellen und ackerbaulichen Folgen einer Besteuerung von Pflanzenschutzmitteln hat Prof. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim hingewiesen.

Pflanzenschutzsteuer
(c) proplanta
Bei der 60. Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees (DMK) nahm Bahrs gestern in Berlin Bezug auf eine 2015 vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) im Auftrag des Kieler Landwirtschaftsministeriums erstellte Studie, die sich für die Einführung einer solchen Abgabe ausspricht. Deren Ziel sei nicht nur die Senkung des Mitteleinsatzes, sondern auch die Mobilisierung von Steuermitteln im Umfang von mindestens 1 Mrd. Euro pro Jahr, erläuterte der Hohenheimer Agrarökonom.

Aus ökonomischer Sicht bedeutet eine solche Steuer nach Einschätzung von Bahrs aber auch eine Verteuerung des Getreideanbaus um bis zu 200 Euro pro Hektar. Bei einer intensiven Hochertragswirtschaft, Resistenzproblemen oder bei Sonderkulturen seien sogar noch deutlich höhere Kosten absehbar. Dies betreffe bei den herkömmlichen Kulturen insbesondere Raps oder Kartoffeln. Dem stehe heute ein finanzieller Aufwand für den Pflanzenschutz gegenüber, der im Ackerbau im Schnitt bei unter 180 Euro/ha liege.

Neben den finanziellen Effekten sind laut dem Hohenheimer Agrarökonomen zahlreiche agronomische Folgeeffekte absehbar. So müssten Schadschwellen neu definiert und Herbizide durch mechanische Unkrautbekämpfungsmaßnahmen ersetzt werden. Denkbar sei auch, dass sich Smart Farming vor diesem Hintergrund schneller durchsetzen werde. Zudem gewinne der ökologische Landbau an relativer Vorzüglichkeit.

Bahrs gab aber zu bedenken, dass der Ökolandbau ebenfalls von einer Pflanzenschutzsteuer betroffen wäre, wenn auch in geringerem Maße. Ferner sei fraglich, ob die Besteuerung von Beizmitteln den gewünschten ökologischen Effekt habe, sei diese Form des Pflanzenschutzes doch bereits sehr schonend für Umwelt und Natur. Verzichte man auf solche Methoden, sei auch ein zwangsweiser Mehraufwand beim herkömmlichen Pflanzenschutz möglich, so der Wissenschaftler. Angesichts der gravierenden Folgen einer Besteuerung von Pflanzenschutzmitteln warnte Bahrs deshalb vor der abrupten Einführung einer solchen Abgabe.
AgE
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Kommentare 
FreierLandmann schrieb am 24.11.2016 11:12 Uhrzustimmen(40) widersprechen(37)
Die Landwirtschaft hat mit spekulierenden Hedgefonds am Markt, Aufkauf der Böden zu horrenden Preisen, Klimaextremen, Preisverfall der Agrarprodukte und Forderungen nach gläserner Produktion auf dem Weltmarkt bestehen - und nun der nächste deutsche Sonderweg, um die Landwirte noch mehr unter Druck zu setzen. Was wollen wir eigentlich - Weizen aus Russland, Raps aus Kanada, Rindfleisch aus den USA und Lamm aus Neuseeland - dann immer weiter so, Herr Agrarökonom im realitätsfernen Hohenheim. Denn auch teure deutsche Ökoprodukte haben internationale Konkurrenz. Dann bleiben nur noch wenige branchenübergreifen Firmen als Landwirtschaftsbetriebe, weil diese ihr Geld in anderen Industriezweigen verdienen, und die Nieschen-Landwirte, die aufgrund von Gunstlagen und guten Ideen eine kleines, feines Segment anbieten. Und wen wollen Sie dann besteuern? Wieviel Steuern internationale Großunternehmen reell in Deutschland zahlen, dazu haben schon andere intensiv recherchiert. Kommt raus aus dem Elfenbeinturm und arbeitet ein Jahr in der Landwirtschaft mit! Und dann macht Eure Vorschläge!
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