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14.10.2016 | 14:30 | Arbeitssicherheit 
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Sicherheitsschuhe: Das sollte beim Kauf beachtet werden

Kassel - Die ersten Sicherheitsschuhe, die vor über 40 Jahren in größeren Mengen verkauft wurden, waren vor allem eins: schwer und klobig. Die heutigen Modelle hingegen stecken voller innovativer Technik – für den Schuhträger auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich.

Sicherheitsschuhe
(c) SVLFG
In den letzten Jahren haben Ingenieure und Hersteller neue Sicherheitsschuh-Modelle entwickelt, die bequem und funktionell sind. Nicht nur die Schuhträger, auch die Arbeitsmediziner und Orthopäden, begrüßen diese neue Generation. Denn der Fuß hat eine hohe Bedeutung für die Koordination der Körperfunktionen und für die Feinmotorik – sie werden durch Neurorezeptoren im Fuß entscheidend beeinflusst. Die Stimulation dieser Rezeptoren hat daher positive Auswirkungen auf die gesamte Statik des Körpers. Gelenke können entlastet, Bewegungsabläufe stabilisiert und Haltungsschäden gemildert werden.

Die Forschungsabteilungen der großen Schuhhersteller im Sport und auch im Sicherheitsbereich befassen sich intensiv mit der Anatomie und Beanspruchung des menschlichen Fußes. Oft sind die innovativen Änderungen, die Hersteller an ihren Schuhen vorgenommen haben, für den Benutzer äußerlich nicht ersichtlich. Nachfolgend einige Veränderungen im Einzelnen.

Rutschfest und undurchlässig

Sicherheitsschuhe der ersten Generationen hatten harte Leder- oder Gummisohlen. Heute haben Schuhe in der Regel weiche Sohlenmaterialien. Überwiegend wird Polyurethan (PUR) oder thermoplastisches Polyurethan (TPU) als Laufsohle verwendet. Beide Materialien bieten den Vorteil, sehr leicht und biegsam zu sein, was der Ermüdung der Füße vorbeugt und den Tragekomfort stark erhöht.

Für den Einsatz in der Landwirtschaft, insbesondere in Viehhaltungen, ist PU nur geeignet, wenn es sehr hoch verdichtet ist. Diese hohe Verdichtung haben leichte Gummistiefel aus PU. Die Schuhhersteller kombinieren bei diesen eine PU- oder TPU-Zwischensohle mit einer Nitril- Schalensohle. Nitril ist resistent gegen tierische Fäkalien sowie gegen Butter- und Milchsäure. Durch diese Kombination wird das Gewicht reduziert, der Laufkomfort erhöht und ein Einsatz auf viehhaltenden Betrieben ermöglicht. Bei allen eingesetzten Sohlenmaterialien ist eine hohe Rutschhemmung nur gewährleistet, sofern der Schuhträger die Sohle regelmäßig reinigt.

Schutzkappe: Stahl oder Kunststoff?

Die Stahlkappe als wichtigstes sicherheitsrelevantes Bauteil erhöht zwangsläufig auch das Gewicht des Schuhs. Viele Hersteller bieten deshalb auch Sicherheitsschuhe mit einer Schutzkappe aus Aluminium an. Seit einigen Jahren gibt es auch Kappen aus Kunststoff, die das Gewicht reduzieren und im Winter keine Kältebrücken bilden. Ein weiterer Vorteil der Kunststoffkappe: Nach einer Belastung geht die Verformung im Gegensatz zu einer Stahlkappe fast ganz zurück.

Flexible Zwischensohle

Die durchtrittsichere Stahlzwischensohle erhöht ebenfalls das Gewicht bei einigen Sicherheitsschuhen. Zudem wird die Sohle sehr steif. Auch hier war die Schuhindustrie erfinderisch. Es gibt alternativ zur Stahlsohle durchtrittsichere Zwischensohlen, die ganz ohne Stahl auskommen. Die Sohlen sind entweder aus Kunststoff oder einem Mix aus Kevlar und keramikbeschichteten Fasern hergestellt. Dadurch wird eine deutlich höhere Flexibilität gegenüber einer herkömmlichen Stahlsohle erreicht und das Gewicht reduziert. In Arbeitsbereichen mit besonders hoher Gefährdung für Verletzungen durch spitze oder scharfkantige Gegenstände empfehlen die Hersteller dennoch den Einsatz von Stahlzwischensohlen.

Abfuhr für Feuchtigkeit

Der Fuß gibt bei Beanspruchung pro Tag bis zu einer Tasse Flüssigkeit ab. In nicht atmungsaktiven Schuhen oder Stiefeln kommt es dann zwangsweise zu den unangenehmen Schweißfüßen. Auch hier hat die Schuhindustrie gezielt Produkte entwickelt, die Feuchtigkeit aufnehmen und weitertransportieren, so dass der Fuß trocken bleibt. Das Schuhobermaterial (Leder oder Textilgewebe) muss mit dem Schuhinnenfutter harmonieren. Innenfutter, zum Beispiel mit einer Goretex- oder Sympatex-Membrane, sorgen dafür, dass auch von außen keine Feuchtigkeit in den Schuh gelangt und dass der Fußschweiß abgeführt wird. Der Fuß bleibt aber nur trocken, wenn Fußschweiß durch die Socken aufgenommen und abtransportiert wird, beispielsweise durch Funktionssocken.

Weicher Auftritt

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dämpfung der Schuhe. Sie ermöglicht ein ermüdungsfreies Gehen und reduziert die auftretenden Belastungen der Wirbelsäule. Da der Fuß beim Stehen vor allem im Fersen- und Ballenbereich und beim Gehen ganzflächig belastet wird, sollte idealerweise der gesamte Fußbereich in einem Arbeitsschuh gedämpft werden. Dies wird durch ein hochwertiges Zwischensohlenmaterial erreicht.

Infinergy® heißt beispielsweise das von BASF entwickelte, weltweit erste expandierte thermoplastische Polyurethan (E-TPU). Das extrem elastische Material in Form ovaler Schaumperlen federt bei Druck extrem gut zurück. Das wird hervorgerufen durch winzige Zellen, in denen Luft eingeschlossen ist. Bei leichten orthopädischen Problemen bieten zudem spezielle Einlegesohlen eine spürbare Entlastung von Schmerz- und Druckpunkten. Das anatomisch geformte Fußbett der Einlegesohlen unterstützt die natürliche Abrollbewegung des Fußes, eine individuelle, auf die Fußform abgestimmte Dämpfung entlastet den Rücken.

So passt es

Viele Hersteller bieten den Kunden für jeweils eine Schuhgröße drei verschiedene Schuhweiten an. Es gibt mittlerweile aber auch weiterführende Weitensysteme, die detaillierte Maße wie Ballenlänge, -weite, -winkel und Fersenweite in die Passform mit einfließen lassen. Auch spezielle Lösungen für Damen sind im Angebot. Diese Auswahl hilft Personen, die schmale oder breite Füße oder einen hohen Spann haben. Die Berufsgenossenschaft empfiehlt, sich beim Einkauf von Sicherheitsschuhen fachkundig beraten zu lassen.
SVLFG
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Kommentare 
Max schrieb am 11.11.2016 11:52 Uhrzustimmen(68) widersprechen(67)
Hallo liebes proplanta Team, mir gefällt euer Beitrag und ich denke die Tipps sind wirklich hilfreich, wir haben auf Footector.de auch ein paar Tipps zusammengeschrieben, die hier vielleicht noch eine gute Ergänzung darstellen können, diese sind hier zu finden http://www.footector.de/sicherheitsschuhe-test-11-tipps-zur-perfekten-wahl/ Schon mal ein schönes Wochenende! Max
cource schrieb am 23.10.2016 11:19 Uhrzustimmen(76) widersprechen(55)
bei temperaturen über 10 grad schwitzt man in den schuhen und bei mindestens 8 stunden ununterbrochenem schwitzen der füße hat der fußpilz ein leichtes spiel, da muß sich der arbeitsschutz noch was einfallen lassen ansonsten kann es zu schadenersatzforderungen kommen wegen vorgeschriebener tragepflicht---wer hat das nötige kleingeld für eine klage? bitte melden
cource schrieb am 14.10.2016 17:18 Uhrzustimmen(86) widersprechen(98)
die wasserdichten arbeitsschuhe sind allenfalls bei temperaturen unter 10 grad und bei nässe von nutzen ansonsten ein notgedrungenes übel
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