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06.07.2007 | 17:09 | Bio-Märkte 

Niederlande: Steigende Bio-Nachfrage, stagnierender Bio-Anbau

Bonn - Die niederländische Öko-Branche steht vor ähnlichen Herausforderungen wie die deutsche:

Biowaren
(c) proplanta
Einer stark wachsenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln steht eine eher stagnierende heimische Produktion gegenüber. 2006 wuchs der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln laut dem Eko-Monitor-Jahresbericht um 9,4 Prozent auf 460 Millionen Euro. Der Bio-Anteil am Gesamtmarkt bleibt mit 1,9 Prozent damit noch sehr bescheiden. Bei Frischprodukten ist der Bio-Anteil allerdings mit 2,8 Prozent um einiges höher.


Der Bio-Umsatz wuchs 2006 in allen Vertriebsstätten. Auf LEH und Bio-Fachhandel entfallen jeweils rund 43 Prozent der Bio-Umsätze. Im LEH haben vor allem die Discounter – mit einem Plus von 26 Prozent - an Bedeutung gewonnen. Auf sie entfallen jetzt sechs Prozent aller Bio-Umsätze.

 

Im gesamten LEH-Bereich, inkl. der Discounter, konnte man im Laufe des Jahres 2006 stetig steigende Zuwachsraten beobachten: So stieg der Zuwachs von zwei Prozent im ersten Quartal auf acht Prozent im zweiten und schließlich 14 Prozent im vierten Quartal. Im niederländischen LEH ging in den Vorjahren der seit 2003 anhaltende Preiskrieg auch zu Lasten der Weiterentwicklung des Bio-Sortiments.

Inzwischen ist der LEH aber wieder zunehmend an Bio-Ware interessiert. So ist Albert Heijn, schon immer Vorreiter in Sachen Bio im LEH, dabei, sein Bio-Sortiment zu überprüfen. Plus erreichte beachtliche Umsatzsteigerungen mit Bio-Produkten und verbessert derzeit seine Bio-Markenkennzeichnung. Auch Aldi und Lidl bieten verstärkt Bio-Lebensmittel an. Dies geht sogar soweit, dass sie einzelne Produkte, wie beispielsweise Rucola oder bestimmte Kohlarten, nur noch in Bio-Qualität anbieten.

 

Mit einer steigenden Sortimentsvielfalt und flächendeckender Einführung eines Bio-Sortiments im gesamten LEH sind noch deutliche Steigerungsmöglichkeiten vorhanden. Doch auch der Bio-Fachhandel hat zwölf Prozent mehr Bio-Lebensmittel verkauft als im Vorjahr. Dies trifft auch auf die Direktvermarktung zu: So stieg der Verkauf via Internet um 13 Prozent und der Umsatz in den Hofläden um 15 Prozent. Auch über das Catering konnten sechs Prozent mehr Bio-Lebensmittel verkauft werden. Letzteres hat einen Anteil von 1,4 Prozent am Gesamt-Bio-Umsatz.

Vor allem Milch ist hier sehr gefragt. Betriebsrestaurants nehmen eine Vorreiterrolle ein. Die Kantinen der Ministerien haben bereits einen hohen Bio-Anteil, aber auch einige Gemeinden sind sehr engagiert im Bio-Einsatz. Problematisch für diesen Sektor sind die langjährigen Lieferkontrakte, die es erschweren, auf eigene Initiative mehr Bio-Produkte einzusetzen. Es werden aber zukünftig große Impulse erwartet. Bis 2010 rechnet man im Cateringbereich mit einem Bio-Anteil von 40 Prozent am Rohwareneinkauf.


Die niederländischen Erzeuger reagieren nach negativen Erfahrungen der Vergangenheit nur langsam auf die steigende Nachfrage. Seit 2004 stagnieren die Anbauflächen oder gehen in einigen Sektoren sogar leicht zurück. 2006 wurden rund 48.400 Hektar ökologisch bewirtschaftet, dies entspricht einem Bio-Anteil von 2,5 Prozent an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Vor allem der Bio-Gemüsebau war in den letzten Jahren mühsam. Einige Betriebe haben daher den Bio-Anbau wieder aufgegeben – zu einem Zeitpunkt, in dem der Markt verstärkt nach Bio-Ware fragt.

2006 waren die Betriebsergebnisse zwar wieder besser, doch die Flächenausdehnung wird wohl zunächst vor allem durch Flächenerweiterung bestehender Betriebe erfolgen. Gesucht werden bei steigenden Qualitätsansprüchen des Handels professionelle Erzeuger. Ungenügende Kenntnisse über Bio-Anbautechniken und Bio-Absatzstrukturen werden als Hemmnisse für die Umstellungsbereitschaft genannt, ebenso Liquiditätsprobleme in der Umstellungsphase.

Für intensiv wirtschaftende Gemüsebauern können die Umsatzeinbußen tatsächlich gravierend sein; in extensiven Ackerbaubetrieben können die Umsätze aber auch deutlich besser als erwartet ausfallen. Doch auch die verbesserte Einkommenssituation der konventionell wirtschaftenden Betriebe hemmt das Umstellungsinteresse. Im vergangenen Jahr war die Absatzsituation auf beiden Teilmärkten gut.


Auch Verarbeitungsbetriebe suchen großflächig produzierende Bio-Betriebe. Doch die bestehenden Betriebe können das Nachfragewachstum langfristig nicht abdecken. Viele Bio-Betriebe haben aus verschiedenen Ursachen keine Ambitionen zum Wachstum oder haben die Grenzen der Intensivierung erreicht.


Von den 48.424 Hektar Bio-Fläche wurden 2006 immerhin zwölf Prozent für den Anbau von Obst/Gemüse/Kartoffeln genutzt. Dies ist etwas mehr Fläche als für den Getreideanbau. Als Weide wurden 31.100 Hektar eingesetzt.


Die Zahl der bei SKAL zeritifizierten Bio-Erzeuger sank 2006 um 15 auf 1.362. Die Bio-Betriebe sind im Durchschnitt mit 35,6 Hektar etwas größer als die Gesamtheit der niederländischen Höfe mit 24,5 Hektar. Die Zahl der Verarbeitungs- und Handelsbetriebe mit Bio-Zertifikat steigen mit zunehmender Verbrauchernachfrage. Außerdem nahm die Kontrollpflicht für Bio-Handelsware zu. (ZMP)

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