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03.02.2016 | 02:13 | Öko-Landbau 

Warnung vor blindem Aktionismus beim Öko-Ausbau

Schwerin - Zu dem gestern vom BUND in Schwerin vorgestellten Aktionsprogramm „Mehr Bio aus MV“ und der damit verbundenen Forderung nach einem Kompetenzzentrum für den Ökolandbau stellt Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus folgendes fest.

Ökolandbau in Mecklenburg-Vorpommern
(c) proplanta
„Die Notwendigkeit eines Netzwerkes im Ökolandbau, das vorhandenes Fachwissen bündelt und an ökologisch wirtschaftende Betriebe aus Land- und Ernährungswirtschaft weitergibt, ist hinlänglich bekannt.“

„Der vermeintliche Öko-Vorstoß des BUND füllt alten Wein in neue Schläuche. So haben wir mit dem Landesprogramm ‚Öko-Kompetenz Mecklenburg-Vorpommern 2020‘ bereits im Mai 2015 ein vielschichtiges Maßnahmenpaket geschnürt, das die insgesamt positive Entwicklung des ökologischen Landbaus konsolidieren und schrittweise weiterentwickeln soll. Mit seinen aktuellen Forderungen verschließt der BUND die Augen vor der Realität.“

„Den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in MV von aktuell 9 % auf 20 % bis 2020 erhöhen zu wollen, ist schlichtweg utopisch und ignoriert die Tatsache, dass sich eine Umstellung der Wirtschaftsweise für die Betriebe am Ende des Tages auch rechnen muss. So mussten wir 2014 in MV einen Rückgang der ökologisch bewirtschafteten Fläche um 6.000 Hektar verzeichnen, 2015 stieg sie wieder um 3.000 Hektar auf aktuell rund 122.000 Hektar an.“

„Die Zahlen zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, es aber noch immer an Stabilität mangelt. Konstanz erreichen wir allerdings nicht durch den Wettlauf von Förderprämien, sondern durch das gezielte Schulen und Beraten von Betrieben, damit das Bewusstsein für eine ökologische Wirtschaftsweise nachhaltig in den Köpfen der Unternehmer verankert wird.“

Die Aus- und Weiterbildung nimmt deshalb einen hohen Stellenwert im neuen Landesprogramm ein: Gemeinsam mit der Biobranche wird künftig eine Fortbildung „Geprüfter Fachagrarwirt/-in ökologischer Landbau“ angeboten, der rechtliche Rahmenplan existiert bereits.

Ein weiterer wesentlicher Eckpunkt ist die verstärkte Förderung von Beratungsleistungen im Agrarbereich. So werden Beratungsleistungen im ökologischen Landbau bis zu 90 % anteilig durch einen Zuschuss gefördert, eine Erstberatung zu 100 %. 34 Berater haben sich bereits akkreditiert, die ersten Beratungen können nun starten.“

Die Förderung von Öko-Modellregionen wird derzeit vom Ministerium geprüft. „Trotz allem Handlungsbedarf ist es jetzt wichtig, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. So inspirierend der Blick auf andere Bundesländer sein mag, nicht jedes Instrument, das in Bayern oder Nordrhein-Westfalen funktioniert, ist auch für die hiesigen Landwirtschaftsstrukturen sinnvoll und praktikabel.

Stattdessen sollten wir uns auf die sehr gute und qualitativ hochwertige Umsetzung der im Landesprogramm herausgearbeiteten Instrumente konzentrieren, die erst kürzlich im Rahmen zweier Beratungsveranstaltungen im Ministerium von den ökologischen Anbauverbänden ausdrücklich gelobt wurden“, erklärte Dr. Backhaus weiter.

Verärgert zeigte sich der Minister auch von dem Zustandekommen des BUND-Aktionsprogramms. So wurden weder die ökologischen Anbauverbände, die berufsständischen Vertretungen, wie zum Beispiel der Landesbauernband, noch die Behörden in die Erarbeitung des Papiers einbezogen.

„Alleingänge wie dieser enttäuschen mich sehr, zumal der BUND erst kürzlich auf einer gemeinsamen Beratung zur Umsetzung des Landesprogramms die Gelegenheit hatte, eigene Vorschläge zu weiteren Initiativen einzubringen und den Öko-Landbau im Rahmen eines konstruktiven und kooperativen Austausches mit allen Beteiligten voranzutreiben“, unterstrich der Minister. Auch im Rahmen des Masterplanprozesses wurde das Gespräch mit dem Land nicht gesucht.

Hintergrund:

Mecklenburg-Vorpommern bestimmt quantitativ das Schrittmaß im ökologischen Landbau in Deutschland: Mit Stand 30.10.2015 sind in Mecklenburg-Vorpommern 1.088 Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft entsprechend der EG-Ökoverordnung zertifiziert. 809 landwirtschaftliche Unternehmen bewirtschaften ca. 122.000 Hektar Landwirtschaftsfläche ökologisch (9%).

Die Biobauern in MV produzieren heute öko-zertifiziert 15 % des Schweinefleisches, 15 % des Rindfleisches sowie ein Fünftel aller Bio-Eier in Deutschland. Damit hat der ökologische Landbau in den vergangenen 10 Jahren den Schritt vom einstigen Nischendasein hin zum anerkannten Sektor der Landwirtschaft vollzogen.

Daran haben die kontinuierliche Unterstützung der Öko-Betriebe und die stetige Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die Politik der Landesregierung einen entscheidenden Anteil. So bietet das Land Produzenten und Verarbeitern die Möglichkeit, ihre Produkte vom 10. bis 13. Februar 2016 auf der BIOFACH in Nürnberg vorzustellen und damit die Vorreiterrolle Mecklenburg-Vorpommerns im Ökolandbau über die eigenen Landesgrenzen hinaus einem breiten Publikum zu präsentieren.
regierung-mv
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