Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
13.03.2011 | 13:16 | Ethanol ist gewollt 

Biosprit-Land Brasilien: E25 bis E100 und keinen stört's

São Paulo - Über E10 ist Brasilien längst hinaus. Seit Jahren schon ist E25 gesetzlich vorgeschrieben, das heißt: Dem Benzin sind 25 Prozent Ethanol beigemischt.

Zuckerrohr
(c) Paylessimages - fotolia.com
Das Riesen-Land in Südamerika forciert den Biosprit aus Zuckerrohr schon seit Anfang der 1970er Jahre. Damals befeuerte der Ölkrisen-Schock die Suche nach Alternativen. Dank des Klimas wächst in Brasilien alles schneller.
Der Rohstoff ist vorhanden, doch waren es die Regierungen und die Autoindustrie - allen voran VW und Bosch - die in Brasilien den Takt vorgaben, damit Zuckerrohr nicht nur als Cachaça-Schnaps im Glas, sondern auch als Ethanol im Tank landet.

Die Zahlen sind beeindruckend. Auf Brasiliens Straßen ist eine der weltgrößten Biosprit-Autoflotten unterwegs. 2010 waren 86,4 Prozent aller neu zugelassenen Pkw und Leichttransporter mit so genannten «Flex Fuel»-Motoren ausgestattet, die eine Betankung des Fahrzeuges mit Benzin und Ethanol in beliebiger Mischung erlauben. Vor einem Jahr, im März 2010, meldete der nationale Automobilherstellerverband Anfavea die Produktion des zehnmillionsten «Flex Fuel»-Autos seit Einführung der Technologie durch VW im Jahr 2003. «Im Februar 2011 waren es schon fast 13 Millionen und damit fast ein Drittel aller Pkw in Brasilien», sagt Anfavea-Sprecher Pablo Teruel.

VW bot 2003 sein brasilianisches Bestseller-Modell «Gol» (Tor), einer Variante zwischen Polo und Golf, mit einem 1,6 Liter Motor als «Total Flex» an. Seitdem ging es rapide bergauf für die Biosprit-Verbrenner. Der Gol war das erste Auto, das dank der von Bosch entwickelten Sensorentechnologie, Benzin und Ethanol tanken konnte und zwar in einem Tank und unabhängig von der Mischung. Mittlerweile bieten rund ein Dutzend Hersteller in Brasilien «Fuel Flex»-Modelle in unterschiedlichster Motorisierung an.

Bis vor kurzem mussten die Autos noch kleine 5-Liter-Zusatztanks für reines Benzin zum besseren Kaltstart haben, denn vor allem in Brasiliens Süden kann es morgens schon mal empfindlich kühl sein. Inzwischen ist die Technologie fortgeschritten, und die Tanks sind bei den neuen Modellen überflüssig. 2009 war Brasilien auch Schauplatz eine weiteren Premiere: Honda brachte das weltweit erste «Flex Fuel»-Motorrad auf den Markt und das Zweirad avancierte damals binnen weniger Monate zum Verkaufshit.

Ein gutes Argument ist sicher der Geldbeutel. Je nach Region und Ernteertrag beim Zuckerrohr ist Ethanol um 20 bis 50 Prozent billiger als Benzin. Das rechnet sich, auch wenn die Kilometerleistung des Ethanols geringer ist. Die Faustregel lautet: Ethanol lohnt immer dann, wenn es an der Zapfsäule mindestens 30 Prozent billiger als normaler Sprit ist. «Diese (Flex Fuel-)Technologie gibt dem Verbraucher die Wahl», resümierte der frühere Anfavea-Präsident Jackson Schneider. «Er (der Verbraucher) ist König seiner Entscheidung.» In dem Moment, wo er merke, dass einer der beiden Kraftstoffe billiger werde, könne er wechseln und sparen.

Brasilien produziert rund 27 Milliarden Liter Ethanol im Jahr, davon gehen aber nur etwas mehr als zehn Prozent in den Export, vor allem die USA. Der Bundesstaat São Paulo ist Brasiliens «Zuckerrohr-Macht»: Von dort kommen 50 Prozent der Zuckerrohrernte und 60 Prozent des Ethanols. Die Regierung wirbt seit Jahren im Ausland unermüdlich für den Biosprit aus Zuckerrohr und preist vor allem in den USA den Vorteil gegenüber dem aus Mais gewonnenen Ethanol. «Mais verfüttern wir an unsere Hühner, damit sie fett werden, und wir sie dann essen», pflegte Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu sagen. Doch auf den Durchbruch für seinen Zuckerrohr-Treibstoff wartet Brasilien noch. Biosprit kann ein schwieriges Thema sein, wie die Diskussion in Deutschland derzeit beweist. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken