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09.03.2017 | 13:02 | Feldhamster und Bauern 
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Verlegung von Erdkabeln stößt auf massiven Widerstand

Berlin - Als Achillesferse der Energiewende gilt der schleppende Ausbau der Stromnetze.

Energieversorgung
Grünen Strom finden viele toll, doch wenn riesige Strommasten für die Energiewende gebaut werden müssen, gehen Anwohner auf die Barrikaden. Nun sollen die Leitungen vergraben werden. Das wird teuer und ärgert Bauern. (c) proplanta
An den Küsten wird massenhaft Windstrom produziert. Doch beim Transport in die Industriezentren im Süden und Südwesten hapert es. Die Lösung sind die gigantischen Stromautobahnen Südlink und Südostlink.

Sie sollen bis 2025 fertig sein. Die Betreiberfirmen haben jetzt konkretere Vorschläge gemacht, wo die Trassen - meist unterirdisch - durch Deutschland verlaufen sollen.

Warum sind die Stromautobahnen so wichtig?

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima leitete Deutschland den Atomausstieg ein. Der Ökostromanteil von heute gut einem Drittel soll auf 40 bis 45 Prozent im Jahr 2025 steigen. Bis 2022 wird das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet sein. Damit in Bayern und Baden-Württemberg nicht die Lichter ausgehen, muss der an Nord- und Ostsee erzeugte Windstrom in den Süden fließen. Aktuell sind die Netze dafür nicht stark genug. Außerdem sollen die Supertrassen den Stromhandel mit Skandinavien und Osteuropa verstärken.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Die Anträge reichen die Netzbetreiber jetzt bei der Bundesnetzagentur ein, die dann «sorgfältig» prüfen wird, wie die Behörde mitteilt. Noch dieses Jahr sollen alle Antragskonferenzen stattfinden, auf denen Bürger, Kommunen und Verbände ihre Bedenken äußern können. Schon jetzt gibt es über 9.000 Hinweise zu den Supertrassen. Das Planfeststellungsverfahren soll rund drei Jahre dauern, mit einer Genehmigung rechnen die Betreiber für 2021. Dann wird gebaut - und ab 2025 soll Strom fließen.

Ist das realistisch?

Naja - der Zeitplan sieht keine Verzögerungen etwa wegen logistischer Probleme oder juristischer Auseinandersetzungen vor. Gleichzeitig sieht der Vorstandschef des Netzbetreibers Transnet BW, Werner Götz, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Bürger Klagen zumindest erwägen, bei «faktisch 100 Prozent». 2025 sei optimistisch.

Welche Kriterien entscheiden über den Trassenverlauf?

Es gibt 50. Menschen, Tiere und Pflanzen sollen möglichst wenig beeinträchtigt werden, etwa, indem man nicht in Schutzgebieten oder Mooren buddelt. Als Beispiel nennt Götz «Goldhamster», er meint den heimischen Feldhamster: Die Art sei geschützt und könne nicht umgesiedelt werden, «das ist ein Ausschlusskriterium.» Es soll aber auch nicht unnötig teuer werden, also soll der Verlauf möglichst nah an der «Ideallinie» bleiben und möglichst wenig Hindernisse wie Straßen und Flüsse queren.

Warum sollen die Stromautobahnen überhaupt vergraben werden?

Das war der politische Preis, den der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bezahlen mussten, um sich mit CSU-Chef Horst Seehofer zu einigen. Bayerns Ministerpräsident hatte die großen Nord-Süd-Trassen lange Zeit blockiert, der Kampfbegriff damals hieß «Monstertrassen».

Ausnahmen sind übrigens erlaubt. Westlich von Magdeburg im Landkreis Börde könnte es 50Hertz-Chef Boris Schucht zufolge eine Freileitung geben, weil das «technisch extrem viel Sinn macht» und der Kreis das so wolle. Vereinzelte Ausnahmen könne es auch bei Mooren oder Flusskreuzungen geben.

Aber Erdkabel sind doch viel teurer als Strommasten?

Das stimmt. Alleine die Kosten für Südlink steigen nach Schätzungen der Betreiber ungefähr von drei auf zehn Milliarden Euro. Bei Südostlink sieht es ähnlich aus. Das werden auch die Verbraucher zu spüren bekommen - über die Netzentgelte, sprich die Stromrechnung.

Nach früheren Berechnungen der Bundesregierung werden für die Erdkabel Zusatzkosten von wenigen Euro pro Monat fällig. Doch die Belastungen für die Verbraucher läppern sich, weil auch die Umlage zur Ökostromförderung (EEG) steigt.

Sind die Erdkabel-Trassen dann unsichtbar?

Nein. Meist reicht es nicht, einfach nur Kabel zu vergraben. Gebraucht werden 25 bis 40 Meter breite Korridore. Diese Schneisen könnten Tiere irritieren, warnen Naturschützer. Außerdem müssten alle paar hundert Meter «Muffenhäuschen» zur Wartung gebaut werden.

Gibt es sonst noch Bedenken gegen Erdkabel?

Ja, vor allem bei den Bauern. Erstens wird Erdboden ausgehoben, zweitens geben die Kabel unterirdisch Energie ab, wärmen also den Boden. Aber kaum, sagt Manager Götz von Transnet BW: Das sei, als grabe man in 1,80 Metern Tiefe eine Glühbirne ein, die da vor sich hin leuchte und 60 Watt Energie abgebe. Zudem werde man darauf achten, die Bodenschichten in der richtigen Reihenfolge zu belassen, verspricht 50Hertz-Chef Schucht.
dpa
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Kommentare 
Theodor Körner schrieb am 11.03.2017 07:29 Uhrzustimmen(19) widersprechen(44)
Und wer hat das eingefädelt und dich deutscher Bauer verraten ? Christ-und Christsozialdemokraten (CDU +CSU) Wann kapierts du endlich, dass die (Eigen)-Interessenvertreter des Verbands nur für sich aber nie für dich da sind. Im Herbst wird geerntet. Es gibt im Reformationsjahr eine Alternative. Liebe Grüße an Florian Geyer und Thomas Müntzer
Apaaratschik schrieb am 10.03.2017 09:55 Uhrzustimmen(19) widersprechen(23)
Jeder Tag Verzögerung ist ein guter Tag für mich. So lange die Leitungen Richtung Süden nicht fertig sind bedeutet es für mich Stille zu haben sobald ein laues Lüftchen weht. Ab Windstärke 3-4 wird der lärmende, brummende und optische Windwahn gut 400m vor meiner Terasse abgeschaltet. Ich muss die Stille nur per EEG bezahlen aber Ihr zahlt alle mit.
agricola pro agricolas schrieb am 09.03.2017 15:19 Uhrzustimmen(18) widersprechen(24)
Die hier obliegenden rechtlichen Konstellationen sind äußerst interessant, ein bunter Mix von natürlichen Personen, juristischen Personen, Personengesellschaften etc. pp., wo bei einem hohen prozentualen Anteil die Flächeneigentümer und die jeweiligen Bewirtschafter NICHT identisch sein dürften. Einzig Glaube versetzt hier wahrhaftig noch ganze Berge, wer meint, dass sich eine Vielzahl der Eigentümer gegen zusätzliche „lukrative(?)" Einnahmen aus ihrer Flächenausstattung zur Wehr setzen werden. Dabei extrem nachteilig dauerhaft zementierte, grundbuchrechtlich abgesicherte vielfältige Konsequenzen tangieren hier klug vorausschauend wohl nur die wenigsten Eigentümer in ihrer Entscheidungsfindung, sofern sie nicht auch selbst Bewirtschafter sind. Eine in der Folge durchaus logische Reduzierung des Pachtzinses, begründet durch notgedrungenermaßen Inkaufnahme von Wirtschaftserschwernissen bzw. zu erwartender Ertragsdepressionen etc. pp. werden vom Pächter zudem schwerlich zu realisieren sein. Begierige Wachstumsbetriebe wittern hier, stets in Lauerstellung, ansonsten händereibend DIE große Chance auf Mehrung der eigenen Flächenausstattung. Im Raum steht nach meiner Einschätzung aktuell ausschließlich ein noch variabler Entschädigungsrahmen für die Flächeneigentümer in Anbetracht der dauerhaft bereits absehbar zu billigenden sowie vieler dato noch nicht kalkulierbaren Beeinträchtigungen, diskutiert auf einem absolut lächerlichen Niveau übrigens. Die Rechte der Bewirtschafter wurden geflissentlich sowieso sträflich vernachlässigt. Insofern geht das scheinheilige Geschwätz unserer berufsständischen Vertretung ausschließlich in jene Richtung, dass man eine Interessensvertretung den betroffenen Flächeneigentümern als „Entschädigungsoptimierer“ in begleitender Beratung anbiedernd aufdrängt, die Bewirtschafter haben in einer stillschweigenden Duldungspflicht wohl einzig das Nachsehen. Interessant wird hier in fernerer Zukunft auch ein Haftungsanspruch für ggf. dato nicht vorhersehbare Ereignisse u. Gegebenheiten, die allerdings in einem unverkennbaren Zusammenhang stehen. Hier sollte jeder Betroffene sofort „nachbessern"! (Gewährleistungsbürgschaft über gesamte Laufzeit, alternativ staatliches Absicherungsmodell gegen Insolvenzfalle!?)// Liebe Kollegen, erhofft euch alternativ von euren Kommunen keine Unterstützung in der Sache. Zuverlässig sprudelnde Konzessionsabgaben als monetäre Bereicherung des jeweiligen selbstverwalteten Haushaltes wird man sich keinesfalls entgehen lassen wollen; die derzeit im Raum stehenden 35,00 €/lfd. Meter/Jahr Entschädigung für den Flächeneigentümer werden hier als materielle „Lachnummer“ keinesfalls ausreichen!? Hinterfragt also beharrlich auch diese fehlenden Angaben und besteht auf medialer Preisgabe selbiger Größenordnungen, damit auf Augenhöhe eine Diskussionsgrundlage für alle Beteiligten angesichts dieses hirnrissigen Projektes geschaffen werden kann; um die vorstehend willkürlich in den Raum gestellte dreiste Größenordnung von 35,00 € Verhandlungsbasis zierte man sich schließlich auch nicht groß. Das typische berufsständische „Solidäritätsdenken“ nehmen unsere hochintellektuell befähigten Elitevordenker demnach ganz selbstverständlich für sich zudem in Anspruch: Bodenpunkte innerhalb der Trassenführung variieren realiter auf einer Skala von 10 bis maximal 100, alle veranschlagt und gleichgestellt nunmehr frei nach dem Motto „Entschädigungs-Einheitsbrei“!? Ein super tiefgreifendes Verhandlungsgeschick darf man hier attestieren wollen!(?) // Wenn ich demgegenüber die erst am gestrigen Tage wieder selbstherrlichen, in Anbetracht des aktuellen Vegetatitionsfortschrittes äußerst vagen Verlautbarungen von COPA/COGECA zur diesjährigen „Rekordernte“ zur Kenntnis nehmen musste, so tut allerdings jeder Quadratmeter, der einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Nutzung entzogen wird, man hier ein durchgängiges Höchstleistungspotential nur schwerlich noch rechtfertigen kann, dem jeweiligen Bewirtschafter solcher Flächen betriebswirtschaftlich nur gut. Nur ein Korn zuviel, ein Tropfen mehr und die Erzeugerpreisabwärtsspirale gewinnt an Fahrt. Sehr traurig, aber leider dennoch wahr!!! // Der Investor Tennet wird zwischenzeitlich im übrigen bestens vertraut sein mit den Eigentümer- und Bewirtschafterverhältnissen der in Rede stehenden Flächenareale, ebenda werden selbige unserem BV durchweg geläufig sein. Beratungsbedarf ohne Ende also, der in diesem Zusammenhang gewinnbringend generiert werden kann. Nur so lässt sich erklären, warum unsere EINE BAUERNSTIMME in dieser Thematik so lange genüsslich „gepennt“ hat. Das Kindlein liegt ohnedies ertrunken schon im Brunnen, liebe Kollegen, lasst euch von ablenkender Schönfärberei nicht täuschen. Wieder einmal werden hier fulminante Lobby-Wirtschaftsinteressen in astronomischer Größenordnung in eine Waagschale geworfen, wo Mensch/Verbraucher/Bauer, Tier und Natur schlichtweg einfach nur ein Nachsehen haben können, Klimawandel hin oder her. Vernetzend mittel- bis langfristig vorausschauendes Denken dabei fatalerweise vollkommene Fehlanzeige! - PUNKT!
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