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24.11.2013 | 14:47 | Igelhilfe 

Winterhilfe für Igel - Was gibt es zu beachten?

Stuttgart/Hohenheim - Normalerweise begeben sich bis Mitte November die meisten Igel in ihr Winterschlafquartier. In diesem Jahr sind jedoch auch jetzt noch muntere Stacheltiere in der Nacht anzutreffen.

Igel füttern
Igelfütterung (c) proplanta
Für diese Verzögerung dürfte wohl der späte Beginn der kalten Jahreszeit verantwortlich sein. Umso größer ist oft die Irritation, ob die meist noch recht kleinen Igel nicht in menschliche Obhut genommen werden sollten. Proplanta rät, in den allermeisten Fällen auf die gut gemeinte Igelhilfe zu verzichten. Nur in Ausnahmefällen ist ein Eingreifen sinnvoll.

Winterschlaf



Der Winterschlaf stellt für Igel einen wichtigen Überlebensvorteil dar. Auslösender Faktor ist bei Igeln vor allem die Temperatur. Erst wenn diese längere Zeit unter 5°C sinkt, zieht sich ein Igel zum Winterschlaf zurück.

Im Winterschlaf reduzieren sich die Körperfunktionen auf ein Minimum, so dass die nahrungsarme Zeit mit wenig Energieaufwand überbrückt werden kann. Die Körpertemperatur sinkt von rund 34-35°C auf bis zu 5°C ab. Die Herzfrequenz verringert sich von ca. 200 Schlägen auf rund 2-12 Schläge pro Minute. Auch die Atmung wird reduziert. Statt 40 - 50 Atemzüge finden nur noch 4-13 Atemzüge pro Minute statt. Blutzuckergehalt und Blutdruck werden ebenfalls abgesenkt. Dennoch verlieren die Tiere während der Winterschlafzeit rund 30 % ihres Gewichtes.

Im Gegensatz zum Winterschlaf fällt bei der Winterruhe die Körpertemperatur nicht so stark ab. Diese Art der Überwinterung wird eher von größeren Tieren wie Dachse oder Bären, aber auch von Eichhörnchen praktiziert. Die meisten "Winterruher" wachen auch häufiger auf und nehmen Nahrung zu sich. (Tierische Strategien gegen Winterkälte)

Igel halten meist etwa zwischen November im März Winterschlaf. Die Männchen ziehen sich rund einen Monat vor den Weibchen in ihr Winterquartier zurück, in manchen Jahren bereits Anfang Oktober. Die Weibchen folgen, sobald sie sich von der Jungtieraufzucht erholt und ihr Winterschlafgewicht erreicht haben.

Am längsten aktiv sind die Jungigel, die noch jeden Tag ausnutzen, um sich Winterspeck anzufressen. So verwundert es nicht, dass gerade junge Tiere in diesem Jahr noch unterwegs sind.

Wann braucht ein Igel menschliche Hilfe?

Igel sind Wildtiere und stehen unter Artenschutz. Ins Haus genommen werden dürfen daher nur offensichtlich kranke oder verletzte Tiere, die behandelt und anschließend wieder ausgesetzt werden müssen. 

Im Allgemeinen haben Jungigel ab ca. 500 g Gewicht eine gute Überlebenschance. Gesunde Tiere von rund 300-500 g im Spätherbst brauchen auch nicht in Obhut genommen werden, doch sie kann man mit speziellem Igelfutter, notfalls auch Katzen-Trockenfutter, einige Tage im Freien zufüttern. Bitte keinesfalls Milch oder Essensreste an Igel verfüttern!

Auch scheinbar verwaiste Jungtiere sollte man immer erst einige Zeit beobachten, bevor man sich ihrer annimmt, da die Mutter sie oft zur Futtersuche über längere Zeit allein lässt. Sehr kleine Igel, die ihr Winterschlafgewicht nicht mehr erreichen können, müssen zur Pflege bei Raumtemperatur untergebracht werden. Ist das Auswildern nach dem Aufpäppeln nicht mehr rechtzeitig vor dem Winter möglich, so muss der Zögling in menschlicher Obhut in kalter, frostfreier Umgebung mit gut isoliertem Schlafplatz seinen Winterschlaf halten.

Was tun mit kranken oder verletzten Tieren?

Verletzte oder kranke Tiere bringt man am besten sofort zum Tierarzt oder zur nächsten Igelstation. Kranke Tiere erkennt man meist daran, dass sie apathisch auf der Seite liegen, sich kaum einrollen oder abgemagert sind. Die Augen sehen eingefallen und schlitzförmig aus statt halbkugelig hervorzustehen.

Igel sind für ihren starken Parasitenbefall bekannt, sowohl Ekto- als auch Endoparasiten. Ein kräftiger, gesunder Igel kommt mit diesen "Mitbewohnern" im normalerweise problemlos klar. Bei kranken Tieren kann es sinnvoll sein, diese Last vorübergehend von ihnen zu nehmen. Zecken, Fliegeneier und Maden kann auch ein Laie selbst entfernen. Flöhe und Milben sollten nur vom Tierarzt bekämpft werden.

Auch die Behandlung gegen Endoparasiten wie Lungenhaarwurm (Capillaria aerophila), Darmhaarwurm (Capillaria sp.), Igelsaugwurm (Brachylaemus erinacei) oder Igelbandwurm (Hymenolepis erinacei) muss durch einen Veterinär erfolgen. Die meisten dieser Parasiten sind übrigens igelspezifisch und damit nicht auf den Menschen übertragbar.

Was kann man noch für Igel tun?

  • Sorgen Sie für einen igelfreundlichen Garten mit Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten wie Laub- und Reisighaufen.
  • Igel können in einer Nacht bis zu 3-4 km wandern. Tragen Sie Sorge, dass der Weg nicht durch kleinmaschige Zäune oder hohe Mauern behindert wird.
  • In Reisighaufen, Holzstapeln oder Laubhaufen können sich Igelnester oder Winterschläfer befinden. Besondere Vorsicht daher bei Aufräumungs- und Rodungsarbeiten.
  • Gruben oder Kellerschächte können für Igel zur Falle werden und sollten abgedeckt sein. Im Gartenteich kann eine Rettungsplanke Igel-Leben retten.
  • Verzichten Sie auf Laubsauger, mit denen Sie kleine Jungtiere einsaugen könnten und die Nahrungsgrundlage der Igel zerstören.
  • Bieten Sie frisches Trinkwasser im Garten an.
  • Verzichten Sie auf chemische Schädlingsbekämpfung. (proplanta)
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