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21.07.2014 | 11:00 | Zoonosen 

Ostalb: Grippeähnliche Symptome entpuppen sich als Q-Fieber

Karlsruhe/Hohenheim - Die Region um Heidenheim wurde kürzlich durch einen Q-Fieber Ausbruch in Schrecken versetzt.

Q-Fieber - Infektionsquelle
Das Bakterium Coxiella burnetii, Auslöser des Q-Fiebers beim Menschen, wird von Zecken u.a. auf Schafe übertragen (c) proplanta
Insgesamt infizierten sich vermutlich 186 Personen beim Mondscheinmarkt am 13. Juni 2014 auf dem Steinheimer Schafhof. Rund 80 von ihnen erkrankten so schwer, dass sie stationär und sogar intensivmedizinisch behandelt werden mussten. Die Untersuchungen ergaben, dass die Infektionen von dort ausgegangen waren. Inzwischen ist die Erkrankung aber unter Kontrolle - seit ca. einer Woche kamen keine neuen Fälle hinzu.


Übertragung des Q-Fiebers



In den 30-er Jahren wurde das Q-Fieber erstmals bei Schlachthofarbeitern in Australien beschrieben. Ausgelöst wird die Erkrankung durch ein Bakterium, namens Coxiella burnetii, das von Zecken auf ihre Wirte (Wildtiere und Haustiere wie Schafe, Ziegen, Rinder, Katzen, Hunde) übertragen wird. Die ausgewachsenen Zecken geben in das Fell der Tiere Kot ab, der die Bakterien (Coxiellen) enthalten kann. Die so infizierten Tiere scheiden den Erreger mit Kot, Urin usw. aus.

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Inhalation infektiösen Staubes (im Stroh getrocknet, kann das Bakterium über die Luft auch über hunderte Meter hinweg auf Menschen übertragen werden) oder durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren, wobei das Coxiella burnetii Bakterium hochgradig kontagiös ist, also bereits wenige Keime zu einer humanen Q-Fieberinfektion führen können. Die Zeit bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt in der Regel zwei bis drei Wochen.

Symptome und Behandlung des Q-Fiebers



Etwa die Hälfte der Q-Fieber-Infektionen führen zu keinen Symptomen oder nur leichten grippeähnlichen Erscheinungen. Bei einer schweren, akuten menschlichen Q-Fieberinfektion liegt hohes Fieber, Glieder- und Muskelschmerzen vor. Als besonders charakteristisch gelten starke, hinter den Augen lokalisierte Kopfschmerzen. Es kann in seltenen Fällen zu Lungenentzündungen, Leber-, Herzmuskel und Herzinnenhautentzündungen kommen.

Da es sich bei dem Erreger um ein Bakterium handelt ist eine Therapie mit Antibiotika möglich. Bei einer anderen Zoonose, dem Hanta-Fieber, bei dem ebenfalls durch Inhalation das auslösende Agens für die Krankheit in den Organismus gelangt, handelt es sich um ein Virus, weshalb es eine solche Therapie-Option mit Antibiotika nicht gibt. (siehe Proplanta "Massenvermehrung der Rötelmaus bereitet Ärzten Sorge").

Das Q-Fieber ist meldepflichtig (Gesundheitsamt). Bei Infizierten Viehbeständen, zum Beispiel Schafherde, wird eine zweimalige Impfung gegen Q-Fieber durchgeführt, so auch bei dem Ausbruch am 03.07.2014 in Heidenheim.

Weitere Infektionsquellen


Der Erreger, Coxiella (C.) burnetii, wurde nicht nur bei Tieren wie Schafen, Ziegen oder Rindern nachgewiesen, sondern auch in Lebensmitteln tierischer Herkunft, z.B. Rohmilch, Rohmilchweichkäse, Butter aus Rohmilch und im Fleisch infizierter Tiere. Der Mensch infiziert sich mit Coxiella (C.) burnetii hauptsächlich durch Staub und Tröpfchen über die Atemwege. Diese Annahme wird auch durch neuere Veröffentlichungen bestätigt.

Das Risiko, durch eine lebensmittelbedingte Infektion an Q-Fieber zu erkranken, schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach wie vor als niedrig ein. Eine Übertragung über Lebensmittel ist jedoch nicht vollständig auszuschließen und steht weiter in der Diskussion.

Die Erreger des Q-Fiebers sind heute mit molekularbiologischen Methoden wie der PCR in Rohmilch gut nachzuweisen. Allerdings erlauben diese Methoden nicht zwischen abgetöteten und noch vermehrungsfähigen Erregern zu unterscheiden. Für andere Matrizes wie Käse oder Fleisch gibt es derzeit noch keine routinemäßig einsetzbaren Nachweisverfahren.

Aus Vorsorgegründen empfiehlt das BfR weiterhin, Milch aus infizierten Herden grundsätzlich einer Wärmebehandlung zu unterziehen. Rohmilch und Rohmilchprodukte aus solchen Beständen sollten nach Ansicht des Institutes nicht an den Verbraucher abgegeben werden. (Hr)

Details können beim Robert-Koch Institut in Berlin nachgelesen werden


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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin,
Dr. med. H. Rüdinger
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