Die Ernte beginne in diesem Jahr etwas später als im normalen Durchschnitt, sagte Hans-Dieter Stallknecht vom Deutschen
Bauernverband am Freitag. Während im Südwesten Deutschlands bereits geerntet werde, bräuchten die Erdbeeren im Norden noch ein paar Tage. Haupterntezeit sei vor allem im Juni.
In den vergangenen Jahren wurden nach Angaben des Verbands rund 150.000 Tonnen Erdbeeren geerntet. Für das laufende Jahr könne bislang noch keine Prognose abgeben werden. Wenn das Wetter mitspiele, rechnet der Bauernverband mit einer guten Erdbeersaison auf dem Niveau der Vorjahre. Den momentan vielerorts vorherrschenden Regen beobachten die Landwirte allerdings mit Sorge. «Wenn die Frühchen dran sind und dann regnet es - das tut ihnen nicht gut», sagte Stallknecht. «Erdbeeren sind empfindlich.»
Landwirt Otmar Böser vom Spargel- und Erdbeerhof im baden-württembergischen Forst bei Bruchsal hofft in den nächsten Tagen auf viel Sonnenschein: «Im Moment läuft es zwar gut, die Menge, die gebraucht wird, ist auch da», sagt er. «Aber was fehlt ist die Sonne, damit die Früchte besser nachreifen.» Für das Wochenende habe der
Wetterbericht elf Sonnenstunden angekündigt. «Das ist doch ein guter Anfang.»
Mehr Glück hätten Landwirte, die ihre Erdbeeren geschützt in Gewächshäusern oder Folientunneln kultivierten, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Diese hätten der Witterung trotzen können. «Allerdings hält sich hier das Angebot in Grenzen.
Auf den geschützten Anbau entfällt in Deutschland nur eine Fläche von rund 400 Hektar. Die Freilandfläche ist mit 14.600 Hektar weitaus größer.»
In Deutschland werden die Pflanzen auf knapp 20.000 Hektar angebaut. Sie zählen nach Angaben des Verbands zu den beliebtesten Früchten bei den Verbrauchern - pro Kopf würden jedes Jahr rund 3,5 Kilogramm Erdbeeren verzehrt. Wie viel die Landwirte für das Kilo bekommen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: zum Beispiel vom Vermarktungsweg oder von Angebot und Erntezeitpunkt in der jeweiligen Region. In der vergangenen Woche lag der Verbraucherpreis für deutsche Erdbeeren laut
Agrarministerium bei 4,78 Euro pro Kilogramm.
Deutschland ist nach Angaben des Ministeriums hinter Spanien und Polen drittwichtigster Erdbeerproduzent innerhalb der EU. Der Selbstversorgungsgrad habe im vergangenen Jahr bei 63 Prozent gelegen, das heißt fast zwei Drittel der gehandelten Erdbeeren kommen aus Deutschland.
Erdbeeren aus dem Ausland - beispielsweise aus Spanien - die oft früher und billiger zu kaufen sind, seien keine direkte Konkurrenz für die deutschen Landwirte, meint Stallknecht. Wenn die einheimischen Früchte in den Verkauf kämen, zögen sich beispielsweise die Spanier bereits wieder aus der Vermarktung zurück. «Die Leute essen erst die spanischen Erdbeeren und dann die aus Deutschland.»