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25.02.2007 | 19:24 | Giftpflanzen 

Jakobs-Kreuzkraut - ein Weideunkraut auf dem Vormarsch

Hohenheim - Auf extensiv genutzten Grünlandflächen und auf gering gedüngten und weniger gepflegten Weiden, aber auch an Wegrändern, Straßen- und Bahnböschungen tritt das spät blühende Jakobs-Kreuzkraut(Senecio jacobaea L.) in den letzten Jahren vermehrt auf.

Kreuzkraut
(c) proplanta
Das Jakobs-Kreuzkraut (syn. Jakobs-Greiskraut) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der volkstümliche Name „Jakobskraut“ bezieht sich auf die Blütezeit um den St. Jakobstag (25. Juli), der in alten Bauern-kalendern als Beginn der Mahd einschüriger Wiesen galt. Die Pflanze zählt nicht zu den Neophyten, sondern ist Bestandteil der einheimischen Flora. Früher enthielt das Saatgut für die Begrünung von Extensivstreifen entlang von Autobahnen sogar Samen des Jakobs-Kreuzkrautes!

Das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea L.) ist eine zwei bis mehrjährige Halbrosettenpflanze, d.h. sie überwintert im Rosettenstadium, bevor sie im zweiten Jahr Blühtriebe bildet. Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab. Die Wuchshöhe beträgt zwischen 30 cm und 120 cm.

Die Stängel sind aufrecht, kantig bis gerillt, rötlich oder olivbraun sowie locker spinnwebig-wollig behaart. Die Stängelblätter sind wechselständig und bis nahe an den Mittelnerv fiederteilig, mit rechtwinklig abstehenden, schmal-lanzettlichen, gezähnten Federchen. Die Blütenköpfchen (Trugdolden) sind goldgelb. Der Körbchendurchmesser beträgt 15 - 23 mm. Beim altern verbraunen die Blütenköpfchen. Die Blütezeit ist zwischen Juli und August. Der Wurzelstock der Pflanze dringt oft ziemlich steil in den Boden ein.

Es gibt mehrere sehr nahe verwandte Arten, darunter vor allem das Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio erucifolius L.), das häufig mit dem Jakobs-Kreuzkraut verwechselt wird. Als trennend geltende Merkmale, z.B. die abstehenden Außenhüllblätter der Blüte, Behaarung der Achänen oder Bewurzelung sind jedoch häufig nicht miteinander korreliert.

Ferner wird auch das Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum L.), das zur gleichen Zeit blüht und ebenfalls für das Weidevieh giftig ist, oft von Laien fälschlicherweise für das Jakobs-Kreuzkraut gedeutet. Beim Zerreiben der Blätter des Jakobs-Kreuzkrautes entsteht ein charakteristisch, unangenehmer Geruch. Doch Vorsicht! Senecio-Arten enthalten allgemein Kontaktallergene, die photosensibilisierend wirken und deshalb zu Hautirritationen führen können.

Auf Weiden wird das Jakobs-Kreuzkraut als frische Pflanze vorzugsweise von jüngeren, unerfahrenen Tieren im Rosettenstadium gefressen. Die in der Pflanze enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide (v.a. Jacobin und Senecionin) besitzen hepatotoxische Wirkung. Auch in Heu und Silage, ist das in allen Pflanzenteilen enthaltene Gift noch wirksam.

Typische Vergiftungssymptome bei Weidetieren sind Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfe, Futterverweigerung, Verwerfen, starke Leberschädigungen (Seneciose) oder Schweinsberger Krankheit. Bei akuten Vergiftungen tritt der Tod innerhalb weniger Tage ein, bei chronischer Vergiftung oft erst nach Wochen oder Monaten.

Besonders empfindlich sind Pferde. Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen sind hingegen weniger empfindlich, aber grundsätzlich ebenfalls gefährdet. Für Vergiftungen oder Todesfälle braucht es sehr große Mengen: Beim Pferd/Rind etwa 5 - 20 % des Körpergewichtes Frischpflanzen bzw. 50 - 200 g Trockensubstanz pro Kilo Körpergewicht; bei Schafen liegt die Letaldosis bei über 2 kg Jakobs-Kreuzkraut pro kg Körpergewicht.

Sowohl bei akuter Vergiftung nach Aufnahme höherer Mengen an Jakobs-Kreuzkraut als auch bei chronischer Vergiftung, durch Aufnahme kleinerer Menge über einen längeren Zeitraum hinweg, ist eine Behandlung und Heilung der Tiere erfolglos. In einigen Europäischen Staaten wie z.B. England, Irland und Schweiz gibt es bereits Bekämpfungsgebote seitens des Gesetzgebers.

Die mechanische Bekämpfung ist sehr arbeitsintensiv und die chemische nur unter Vorbehalt möglich. Es ist ratsam, auftretende Pflanzen auszureißen bzw. auszustechen oder rechtzeitig abzumähen, ehe die Pflanzen zur Blüte und Samenreife gelangen. Denn die Pflanzen produzieren sehr viele Samen (ca. 1.500), die durch den Wind weit verbreitet werden. Das Mähgut ist zudem von den Grünlandflächen, wegen der Samennachreife, zu entfernen. Eine chemische Bekämpfung ist mit MCPA und 2,4-D-Wirkstoffen begrenzt möglich.

Auf Flächen, die in einem Förderprogramm eingebunden sind, ist aufgrund der Auflagen eine frühe Mahd oder eine chemische Behandlung nicht immer möglich. Hier sollte man versuchen, bei höherem Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken oder auf die Förderung zu verzichten, da letztlich die Fläche durch einen hohen Besatz wertlos wird. (Pp)
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Ausgewachsene Pflanze des Jakobs-Kreuzkrautes (Senecio jacobaea L.)
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Blüten des Jakobs-Kreuzkrautes
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Strukturformel des Jacobins - ein Pyrrolizidin-Alkaloid, das im Jakobs-Kreuzkraut enthalten ist und u.a. die Giftigkeit verursacht
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