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16.10.2014 | 08:34 | Rebschutz 

Kirschessigfliege gezielt bekämpfen

Bad Mergentheim - Die seit 2011 in Deutschland auftretende Kirschessigfliege hat sich rasant verbreitet und soll mittlerweile alle hiesigen Anbaugebiete erreicht haben.

Kirschessigfliege
Kirschessigfliege bereitet Winzern Sorgen (c) proplanta
Rote und gefärbte Früchte sind grundsätzlich besonders gefährdet, und damit auch rote Weintrauben. In einigen Weinbaugebieten waren die Winzer in diesem Jahr zu einer vorzeitigen Lese gezwungen, so dass die Weinqualität darunter litt.

Lebensweise der Kirschessigfliege



Die Eiablage der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) erfolgt frühestens ab Weichwerden bzw. ab Farbumschlag der Beeren, aus Südtirol wird von einer Eiablage an roten Rebsorten ab etwa 60°Oe berichtet.

Im Gegensatz zur Essigfliege, welche bereits geschädigte Früchte befällt, greift die Kirschessigfliege in der Reifephase gesunde Trauben an. Die Weibchen legen mittels eines sägeartigen Apparates die Eier unter die Beerenhaut. Durch den Fraß der nach wenigen Tagen aus den Eiern schlüpfenden Larven besteht die Gefahr schneller Fäulnis in Kombination mit Essigbildung.

So erkennen Sie den Schädling



Das Vorliegen von Kirschessigfliegen ist nur an den erwachsenen Fliegen, an den Puppen oder über eine Bestimmung der Eiablage zu erkennen. Maden sind dafür ungeeignet und müssen durchgezüchtet werden.

Durch die schon vorhandenen Verletzungen von Insekten oder Risse durch Platzen von Beeren in den Frühsorten sind parallel auch schon die normalen Essigfliegen vorhanden. Hier müssen Verwechslungen auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Die männlichen Fliegen sind sehr gut an den schwarzen Punkten auf den Flügeln zu erkennen, je Flügel ein Punkt am Flügelende.

Folgende Lagen mit roten Rebsorten sind besonders gefährdet:
  • räumliche Nähe zu (Wild-) Früchten
  • Gärende Früchte in der Umgebung, auch durch spät ausgedünnte Trauben
  • Fäulnis in der Rebanlage
  • Schatten und Feuchtigkeit in der Rebanlage, z. B. durch extensive Laubarbeit, Umkehrerziehung, Minimalschnitt, Waldrandlagen

Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen



Die Kirschessigfliege bevorzugt feuchtwarme und schattige Gebiete. Eine gut belüftete und besonnte Traubenzone stellt deshalb ungünstigere Bedingungen dar. Auch kurz gehaltene Begrünungen bieten ihr weniger Rückzugsmöglichkeiten am Boden.

Darüber hinaus sollten, im Falle einer Ausdünnung, die Trauben nicht auf dem Boden liegen bleiben, sondern umgehend gemulcht oder besser noch aus der Anlage entfernt werden.

Am allerbesten ist es, Ausdünnmaßnahmen vor Eintritt der Traubenreife vorzunehmen. Kirschessigfliegen legen ihre Eier zwar gewöhnlich nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden jedoch durch den entstehenden Gärgeruch zusätzlich in die Anlage gelockt.

Direkte Bekämpfungsmaßnahmen



Im Weinbau ist seit April 2014 das Mittel SpinTor gegen Essigfliegen zugelassen, grundsätzlich auch für den Bio-Weinbau. Allerdings beschränken manche Bio-Anbauverbände den Einsatz, nach der EU-Bio-Verordnung ist das Mittel jedoch erlaubt.

Eine erste Behandlung ist erst dann zu empfehlen, wenn erwachsene Kirschessigfliegen an den Trauben beobachtet werden bzw. erste Eiablage nachgewiesen wird. Das Mittel trifft vor allem die erwachsenen Fliegen, daneben auch die Larven. Die genauen Anwendungsbestimmungen (Bienengefährlichkeit, Wartezeit usw.) sind sorgfältig zu beachten.

Die Anwendung sollte die Traubenzone und Laubwand einschließen. Eine vorbeugende Behandlung auf die grünen Trauben ist nicht empfehlenswert.

Bitte beachten bei einer Behandlung mit SpinTor:
  • Aufwandmenge 160 ml/ha
  • max. 2 Anwendungen im Abstand von mindestens 7 Tagen
  • Wartezeit: 14 Tage. Eine Ernte darf unter keinen Umständen vor Ablauf der Wartezeit erfolgen.
  • Das Mittel ist bienengefährlich (B1), daher blühende Bestände unbedingt vorab mulchen!
  • Das Befahren jeder Gasse verbessert die Wirkung. Alternativ bei Befahrung jeder zweiten Gasse nicht zu schnell fahren.
  • Die Behandlung sollte möglichst in den Abend hinein durchführt werden, da hier die Fliegen aktiver sind und damit von der Brühe besser getroffen werden
  • Für eine möglichst effiziente Wirkung, sollten die Behandlungen in den Gewannen von allen Bewirtschaftern möglichst zeitnah erfolgen, es sei denn, einzelne Anlagen sind in der Reife deutlich voraus (z.B. Acolon neben Schwarzriesling). Örtliche Absprachen bieten sich an.
Aufgrund der schnellen Reproduktionsrate der Kirchessigfliege können mehrere Behandlungen notwendig werden (erneute Behandlung nach 7 Tagen). Auch nach dem Einsatz des Insektizides sind die Weinberge weiterhin auf neuen Befall zu kontrollieren. In behandelten Anlagen muss bei auftretender Fäulnis und damit verbundener vorzeitiger Lese die Wartezeit unbedingt eingehalten werden.

Aus dem Obstbau kommt das Zusatzmittel „Combi protec“. Dies ist ein zulassungsfreier Hilfsstoff. Dieses Mittel in der entsprechenden Menge und Anwendung kann mit Spintor kombiniert werden. Dies ist rechtlich zulässig, allerdings liegen noch keine aussagekräftigen Untersuchungsergebnisse aus dem Weinbau vor.

Die Anwendung von nicht zugelassenen Mitteln ist unbedingt zu unterlassen.

Quelle: Weinbauberatung Baden-Württemberg
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