Der Maikäfer macht sich am Kaiserstuhl breit und frisst Weinbauern die Pflanzen weg. Er wird daher mit Gift aus der Luft bekämpft. Naturschützer sehen die Aktion im Südwesten kritisch. (c) unpict - fotolia.com
Aus der Luft seien Giftstoffe versprüht worden, teilte das Regierungspräsidium Freiburg am Donnerstag in Vogtsburg im Kaiserstuhl mit. Am Freitag muss der Hubschrauber noch einmal ran, wie ein Sprecher sagte.
Die Behörden reagieren mit den Flügen - wie in den Vorjahren - auf eine Plage der kleinen Tiere. Das Mittel mache sie träge, so dass sie leichte Beute für ihre Fressfeinde seien. Naturschützer kritisieren die Aktion. Durch die Giftstoffe würden nicht nur Maikäfer getötet, sondern auch Schmetterlinge und viele andere Insektenarten.
Wegen der gestiegenen Temperaturen ist die Zahl der Maikäfer in den vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen. Die Tiere werden für Schäden an Weinreben und Obstbäumen verantwortlich gemacht. Da ihre Larven auch Wurzeln anfressen, wird die gesamte Pflanze zerstört, der Landwirtschaft drohen dadurch Verluste. Mehrere Kaiserstuhlgemeinden hatten daher die Flüge beantragt. Besprüht wird den Angaben zufolge eine Fläche von rund 214 Hektar. «Der Griff zur Giftkeule ist nicht vertretbar», sagte der Landesvorsitzende der Naturschutzorganisation Nabu, Andre Baumann.
Der Kaiserstuhl sei nicht nur ein hervorragendes Weinanbaugebiet, sondern auch ein «Hotspot der biologischen Vielfalt in Deutschland». Waldränder, besonders geschützte Biotope und Lebensstätten von schützenswerten Insektenarten sollten daher von einer Giftdusche ausgenommen werden. Gerade Waldränder seien als Scharnier von Wald und sogenanntem Offenland in der Regel von hohem Naturschutzwert.
Eingesetzt werde ein biologisches Gift, das im ökologischen Landbau zugelassen sei, heißt es beim Regierungspräsidium. Zusätzlich seien in den kommenden Tagen Teams am Boden unterwegs, die Pflanzenschutzmittel einsetzen. Landwirte und Gartenbesitzer wurden aufgerufen, ebenfalls mit Gift gegen Maikäfer vorzugehen. Sonst drohten eine weiteres Ausbreiten der Schädlinge und damit wirtschaftliche Schäden.
Der Nabu forderte, nach milderen Bekämpfungsmethoden zu suchen. So sollte künftig der natürliche Feind des Maikäfers, der Engerlingspilz «Beauveria bronginiartii», auf größerer Fläche eingesetzt werden. Er greift die Käferlarven, die sogenannten Engerlinge, an. So könne das Tier auf natürlichem Wege unschädlich gemacht werden, ohne dass Flora und Fauna geschädigt werden. Laut Regierungspräsidium wird auch diese Methode eingesetzt.
Der Pilz gedeihe allerdings nicht gut ohne Feuchtigkeit, sagte Otmar Fuchß, Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg. In warmen Gegenden wie dem Kaiserstuhl sei er daher wenig effektiv. Die wachsenden Käferpopulationen könnten große Schäden anrichten, wenn sie nicht bekämpft werden. «Andererseits gilt der Maikäfer auch als Sympathieträger. Viele Leute sind froh, wenn sie ihn noch einmal sehen - vielleicht, bis er dann in den eigenen Garten kommt», sagte Fuchß.