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02.05.2008 | 15:09 | Unkrautbekämpfung 

Ungräser und Unkräuter in Mais erfolgreich bekämpfen

Stuttgart - Aus Gründen des Wasserschutzes haben in Baden-Württemberg grundwasserschonende Herbizidstrategien absoluten Vorrang.

Ungräser und Unkräuter in Mais
(c) proplanta
Aufgrund der unbeständigen Witterung mit teilweise erheblichen Niederschlagsmengen gestaltet sich die Maissaat schwierig, mit stärkerem Unkrautdruck ist zu rechnen. In der kritischen Wachstumsphase etwa ab 3-Blattstadium bis kurz vor Reihenschluss muß sich Mais unkrautfrei entwickeln können, andernfalls sind hohe Ertragsverluste vorprogrammiert.

Dieses Ziel läßt sich in Silo-, Körner- und Energiemais am sichersten mit chemischen Verfahren erreichen. Termingerechte Behandlungen mit Herbiziden sind dafür Voraussetzung. Vorauflaufbehandlungen sind vorrangig auf Standorten mit extremen Hirseproblemen und enger Maisfruchtfolge von Bedeutung. Im Mulchsaatverfahren läßt sich vorhandene Altverunkrautung durch Vorsaatbehandlungen mit glyphosathaltigen Mitteln erfolgreich ausschalten.

Als Standardverfahren haben sich Nachauflaufbehandlungen bewährt, wenn der Mais etwa das 2- bis 4-Blattstadium erreicht hat, die meisten Unkräuter aufgelaufen sind und das 3-Blattstadium noch nicht überschritten haben. Angeboten werden Einzelwirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen. Unverkennbar ist der Trend von sogenannten Kombi-Packs, die entweder als fertige Gebinde gehandelt oder vom Praktiker in Tankmischungen selbst kombiniert werden.

Herbizidkombinationen mit Blatt- und Bodenwirkung bieten die größte Wirkungssicherheit. Damit ist nicht nur eine geringere Abhängigkeit von den Wetter- und Bodenbedingungen gewährleistet, sondern auch eine rasche Sofortwirkung und eine relativ lange Dauerwirkung gegen bereits vorhandene spätkeimende bzw. in Wellen auflaufenden Unkräutern gegeben. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen sind vor allem Veredlungsbetriebe bestrebt, möglichst mit einer kombinierten Herbizidbehandlung ein breites Wirkungsspektrum abzudecken und Folgespritzungen zu sparen.


Empfehlungen für Gräserstandorte

Verbreitet kommen Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, zunehmend Hühnerhirse und vereinzelt auch Flughafer vor. Die Sulfonylharnstoff-haltigen Mittel Cato, Escep, MaisTer, Milagro, Motivell, Task oder Titus (mit Formulierungshilfsstoff) sind Mittel der Wahl. Escep und Titus sind mit Cato, Milagro mit Motivell identisch. Neuentwicklungen wie MaisTer flüssig oder ein weiteres Nicosulfuron-Produkt als wasserrdispergierbares Granulat (Handels-bezeichnung „Accent“) und einige anderen Maisherbizide werden für 2009 erwartet. Terano SC wird als Flüssigformulierung vorerst nicht vermarktet.

Optimale Bedingungen für Sulfonylharnstoffe sind bei warmer wüchsiger Witterung gegeben. Die Blattwirkung dieser Wirkstoffe ist vor allem unter Bodentrockenheit vorteilhaft. Mehrjährige Ergebnisse aus Feldversuchen (siehe Tabelle) zeigen, dass Wirkungsbreite und Wirkungsdauer entweder durch geeignete Mischungen oder gezielte Spritzfolgen besser werden. Als Mischpartner mit zusätzlicher Bodenwirkung haben sich beispielsweise Callisto, Clio, Mikado und Terano bewährt.

Es zeigt sich aber, dass vor allem Knöterich-, Kamille- und Ehrenpreisarten nicht immer voll erfasst werden. In solchen Fällen wirken 0,3 Liter/ha eines Bromoxynil-Mittels durchschlagend. Als Mischpartner kommen auch das neue Mittel Arrat + Dash E.C: oder Peak in Frage, das ausschließlich im Milagro-Peak-Pack vermarktet wird. Peak zeichnet sich als Blattherbizid unter anderem durch seine Kamille- und Knöterichwirkung aus.

Arrat, eine blattwirksame Fertigformulierung mit den Wirkstoffen Tritosulfuron (= Biathlon) und Dicamba (=Mais-Banvel), befindet sich in dieser Saison erstmals im Handel. Durch Zumischung des Additives Dash E.C. wird die Blattwirkung und Wirkungsbreite auch gegen Knötericharten verbessert. Interessant ist außerdem die Wirkung gegen Windenarten, Disteln, Ampfer und andere Wurzelunkräuter, da es noch relativ spät eingesetzt werden kann und somit für Nachbehandlungen geeignet ist. Wie bei Mais-Banvel WG fördern wüchsige Witterungsbedingungen die Wirkung und Kulturverträglichkeit.


Empfehlungen für Hirsegebiete

In Betrieben mit hohem Maisanteil von 50 % und mehr sind Hirsearten im Vormarsch, wo-bei nicht nur Hühnerhirse, sondern auch Borsten- oder Fingerhirse und spezielle meist schwerbekämpfbare Unkräuter Bedeutung erlangen. Für solche Gebiete sind die bereits genannten Sulfonylharnstoffe gut geeignet. Hirsen laufen meist verzettelt auf, so dass ent-weder Kombiprodukte mit Blatt- und Bodenwirkung oder auf extremen Hirsestandorten Spritzfolgen eine sichere Wirkung bieten. Terbuthylazin-freie Produkte mit Schwerpunkt Hirsewirkung sind

beispielsweise Callisto, Clio + Dash E.C, Clio Super, Dual Gold oder Kombiprodukte, die im frühen Nachauflauf bis spätestens 2-Blattstadium der Hirse eingesetzt werden. Mit besserer Dauerwirkung gegen die in Wellen auflaufenden Hirsen ist bei e Clio Super (Clio + Spectrum), Mirano Komplett (Mikado + Terano + Certrol B), Spectrum-Plus-Pack (Spectrum + Stomp SC) zu rechnen.

Vorwiegend bodenwirksame Mittel wie Dual Gold und Spectrum-Plus-Pack sind auf ausreichende Bodenfeuchte auch nach der Anwendung angewiesen. Wegen zunehmender Un-krautkonkurrenz, möglicher Spritzschatten bzw. unzureichender Blattbenetzung darf nicht zu spät behandelt werden. Beste Wirkung wird bei kleinen, gerade auflaufenden Unkräutern oder Hirsepflanzen erzielt; starke Bodentrockenheit führt zu verminderter Wirkung. Unter solchen Voraussetzungen oder falls die Hirsen das 2-Blattstadium bereits überschritten haben, sind blattaktive Gräserpartner (z.B. MaisTer, Motivell) vorteilhaft.

Im Handel befinden sich zahlreiche Terbuthylazin-haltige Mittel mit Hirsewirkung wie Artett-Motivell-Pack, Calaris, Clio-Top-Pack, Gardo Gold, Mais-Premium-Pack, MaisTer-Gardobuc-Box, Successor T, Successor Top Pack oder Zintan-Platin-Pack. Außerdem werden weitere Terbuthylazin-Mittel allerdings ohne Hirsewirkung wie z.B. Bromoterb, Calaris, Click, Gardobuc und verschiedene terbuthylazinhaltige „Pack-Lösungen“ angeboten. Beachten Sie das Anwendungsverbot innerhalb von Wasserschutzgebieten und den freiwilligen Terbuthylazinverzicht außerhalb von Wasserschutzgebieten!


Spezialprobleme

In engen Maisfruchtfolgen, bei pfluglosen Bestellverfahren nehmen ausdauernde Arten wie Quecken, Disteln und Winden überhand. Durch einseitigen Herbzideinsatz ist eine Zunahme von verschiedenen Knötericharten, z.B. Vogel-, Windenknöterich oder Storchschnabel-arten zu beobachten. Spezielle Unkrautgesellschaften breit sich bei zunehmender Intensität mehr und mehr aus und lassen enorme Herbizidkosten entstehen.

Je nach Unkrautart sind meist Folgespritzungen mit „Spezialmitteln“ erforderlich: Sulfonylharnstoffe eignen sich gegen Quecken; mit einer nachhaltigen Wirkung ist nur mit Glyphosat-Mitteln auf der Getreidestoppel zu rechnen. Mais Banvel WG oder das neue Herbizid Arrat + Dash E.C. wirken gegen Ackerwinde, Lontrel gegen Disteln und Ausfallsonnenblumen, Starane oder Tomigan gegen Knötericharten, Harmony SX gegen Ampfer und Ausfallraps, Mikado, Cal-listo oder Clio bei Kartoffeldurchwuchs und Ausfallsonnenblumen. Nachhaltig lassen sich diese Probleme nur durch konsequentes Vorgehen mit gezieltem Herbizideinsatz in der Fruchtfolge und Bodenbearbeitungsmaßnahmen lösen.


Vorsorglicher Wasserschutz


In Baden-Württemberg haben aus Gründen des vorsorglichen Wasser- und Bodenschut-zes grundwasserschonende Herbizidstrategien Vorrang. Die Anwendung aller Mittel und Kombinationen mit dem Wirkstoff Terbuthylazin ist in Wasserschutzgebieten durch Verordnung (Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung) verboten. Auch außerhalb von Schutz-gebieten, vor allem auf flachgründigen Böden mit karstigem und klüftigem Untergrund, rät der Pflanzenschutzdienst Baden-Württemberg zum freiwilligen Terbuthylazinverzicht. Diese Empfehlung wird von Industrie und Handel mitgetragen. (Anton Mittnacht)


Weiter Infos:
> Herbizide im Mais
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