Dies fordern Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf einer Pressekonferenz des GVO-Themenzentrums anlässlich der DLG-Feldtage.
Erstmalig stellen bei den diesjährigen DLG-Feldtagen 2010 in Springe bei Hannover 26 namhafte Partner der Warenkette von der Forschung über die Züchtung bis hin zur Landwirtschaft gemeinsam ihre Arbeit und ihre Positionen zu modernen Züchtungstechnologien dar. Damit setzen die unabhängigen Institutionen, Organisationen und Verbände ein Zeichen für einen sachlichen Dialog zur Grünen
Gentechnik und fordern Rechtssicherheit und Vertrauen in die Wissenschaft.
„Fehlende Rechtssicherheit und innovationsfeindliche Rahmenbedingungen wirken sich akut negativ auf den Forschungsstandort Deutschland aus. Ändert sich das nicht, ist die Abwanderung weiterer Wissenschaftler und Unternehmen der
Pflanzenzüchtung in forschungsfreundliche Länder nur noch eine Frage der Zeit“, sagte Philip von dem Busche, Vorstandssprecher der
KWS Saat AG, während der Pressekonferenz. „Den Landwirten in Europa wird durch eine Überregulierung der Zugang zu einer Technologie verwehrt, die in vielen Ländern nachweislich zu höheren Erträgen, besseren wirtschaftlichen Ergebnissen und einer nachhaltigen Landwirtschaft beigetragen hat.“
Wie Professor Hans-Jörg Jacobsen, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Pflanzengenetik im Rahmen der Pressekonferenz erklärte, reift in der Gesellschaft zu langsam die Einsicht, dass in Grüner Gentechnik ein wesentlicher Schlüssel liegt, um die wachsenden Nachfrage nach Agrarprodukten zu bedienen. „Die zunehmende Weltbevölkerung, veränderte Konsumgewohnheiten und die steigende Nutzung von Biotreibstoffen verlangen nach höheren Erträgen und resistenten Sorten“, erläuterte er. Durch die insgesamt noch immer forschungsfeindliche Haltung werden aber nicht nur Arbeitsplätze gefährdet. Deutschland vergibt auch die Chance, selbst aktiv Einfluss auf moralische und grundsätzliche Forschungsfragen zu nehmen.
Die so genannte, aus politischen Gründen verteidigte,
Nulltoleranz für
GVO-Spuren führt nach Ansicht von Petra Sprick, Geschäftsführerin des Verbandes der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) in der Praxis immer wieder zu Problemen mit enormen finanziellen Kosten für Unternehmen, ohne eine Erhöhung des Verbrauchernutzens. „Weil in Drittstaaten immer mehr GVO-Sorten auf den Markt kommen, wächst die Wahrscheinlichkeit, unbeabsichtigt GVO-Einträge zu importieren.“
Aus Sicht der agrarpolitischen Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Frau Dr. Christel Happach-Kasan wurde die Debatte um die Grüne Gentechnik lange Zeit nicht differenziert genug geführt. „Die bestehende Skepsis der Bevölkerung gegenüber der Grünen Gentechnik muss ernst genommen werden. Dies heißt jedoch nicht, Ängste zu bestätigen, für die es keinen nachvollziehbaren Grund gibt. Pflanzensorten müssen nach ihren Eigenschaften und nicht nach der angewendeten Züchtungsmethode beurteilt werden“. Die Verständigung der Koalitionspartner zu einer wissenschaftsbasierten Bewertung bei der Zulassung von GVO kann dabei nur ein erster, aber wesentlicher Schritt zu einem verantwortungsvollen Umgang der Öffentlichkeit in der Bewertung moderner Züchtungsmethoden sein.
Das Plädoyer für die Stärkung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Deutschland aufgrund mehr Rechtssicherheit durch Schwellenwerte, Schutz der Freilandforschung und eine ehrliche Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse fiel daher einstimmig aus.
Über das GVO-Themenzentrum: 26 Mitaussteller der landwirtschaftlichen Warenkette kommen im Rahmen der DLG-Feldtage dem Informationsbedürfnis zum Thema Grüne Gentechnik nach. Namhafte Mitaussteller aus Wissenschaft und Wirtschaft beleuchten die zahlreichen Aspekte der Grünen Gentechnik und bieten die Grundlage für eine umfassende Meinungsbildung. (bdp)