Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.08.2012 | 16:19 | Garnelen-Farmen 

Versalzte Böden behindern Garnelenzucht in Bandladesch

Dhaka - Wenig Grün ist zu sehen an der 150 Kilometer langen Straße an der Küste von Bangladesch.

Garnelen
(c) proplanta
Einst wuchs hier Reis, doch heute ist das Land durchfurcht von schlammigen Becken voll Brackwasser. Darin wachsen Garnelen für den Export.

Seit drei Jahrzehnten produziert Bangladesch die Krustentiere, vor allem für westliche Restaurants und Hobbyköche. Die Krabbe hat damit die Reisfelder verdrängt, die einst die Landwirtschaft an der Bucht von Bengal dominierten. Doch inzwischen bringt die Garnelenzucht fast mehr Ärger als Freude in das bitterarme Land am Indischen Ozean.

Grund dafür ist die fortschreitende Versalzung der Böden. Nur wenn das Wasser in den Aufzuchtbecken einen gewissen Salzgehalt hat, gedeihen die Garnelen. Das beeinträchtigt nicht nur die mögliche Rückkehr zum Reisanbau auf der eigenen Farm, sondern schadet auch den Nachbarn.

Seitdem die Preise für Shrimps gefallen sind, würden viele Bauern gern zur traditionellen Landwirtschaft zurückkehren. Doch das Brackwasser hat viele Böden nachhaltig beschädigt.

Mindestens drei Jahre, meinen Experten, müssten die Landwirte ihr Land brach liegen lassen, bis es wieder guten Ertrag verspricht - zu lang für viele der armen Bauern.

«Wenn wir die Shrimp-Becken dichtmachen, werden wir ohne Essen sterben, denn wegen des Salzgehalts wird hier einige Jahre nichts wachsen», sagt Landwirt Ghulam Muhammad Nawsher Ali im Dorf Burigoalini 350 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Dhaka.

Ansonsten wäre er schon längst wieder ausgestiegen aus dem Geschäft mit den Tieren. Das läuft nämlich nicht mehr so rund wie noch vor einigen Jahren. Zwar spült der Garnelen-Export in diesem Jahr wohl über eine halbe Milliarde Euro nach Bangladesch, Tendenz steigend, doch das Geld bleibt nicht immer bei den Produzenten hängen.

Ali erzählt, dass er vor 25 Jahren Reis und Gemüse angebaut und Rinder und Geflügel großgezogen hat. «Aber heute muss ich alles auf dem Markt kaufen, was wegen der Versalzung nicht vor Ort hergestellt wird.»

Bis zu 300.000 Tonnen Garnelen pro Jahr kann Bangladesch maximal exportieren, in erster Linie nach Japan, in die USA und die EU.

Mit allen Zuarbeitern und Zulieferern arbeiten etwa eine Million Bangladeschis in der Branche. Sie ist also ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dennoch bedauert auch Nazrul Islam (45) aus dem Dorf Chunkuti, dass er der traditionellen Landwirtschaft den Rücken gekehrt hat.

«Ich könnte locker Reis anbauen und damit mehr verdienen, als ich es jetzt mit der Shrimp-Farm tue», sagt er.

Landwirtschaftsexperten stimmen dem zu: Mit Reis lassen sich im Augenblick auf einem Hektar Land gut 1.700 Euro pro Jahr verdienen, sagt Khurshid Alam vom Landwirtschaftlichen Forschungsinstitut Bangladesch.

Bei Garnelen sind es maximal 1.140 Euro pro Hektar, errechnet der Verband der Gefrierlebensmittel-Exporteure Bangladeschs. Doch das salzhaltige Brackwasser und die aggressiven Chemikalien, die Zuchtkrabben vor Infektionen schützen, haben die Ergiebigkeit des Bodens reduziert.

Die Shrimp-Industrie sei gut für Großinvestoren, sagt Abul Kashem Fazlul Haq von der Universität Khulna. Für Kleinbauern könne sie jedoch schnell zur Belastung werden.

«Wenn Garnelen in 20 Jahren hier wegen des Klimawandels nicht mehr produziert werden - was machen diese armen Menschen dann?». Die Aktivistin Khushi Kabir wirft den Großinvestoren vor, Kleinbauern unter Druck gesetzt zu haben, ihr Land für die Zucht zu verpachten. Langfristig bedrohe dies sogar das Überleben dörflicher Gemeinschaften in Küstennähe, ergänzt sie.

Auch die Natur leidet unter den Einflüssen der Garnelen-Zucht. Traditionell essen Bangladeschis zwar viel Fisch. Der hohe Salzgehalt der Garnelen-Becken hat jedoch auch viele Süßwasserfische aus den Flüssen vertrieben und die Fischzucht beschädigt. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken