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24.09.2015 | 15:14 | Muslimische Tradition 
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Kontroverse ums Schächten vor muslimischem Opferfest in Belgien

Brüssel - «Finger weg von meinem Schaf!»: Hunderte Muslime haben am Wochenende in Brüssel für ihr Recht auf rituelle Schlachtung demonstriert.

Schafe schächten?
Vor dem muslimischen Opferfest Eid al-Adha streiten in Belgien Tierschützer und gläubige Muslime: Wie sollen die Opfertiere geschlachtet werden? Ist es noch rituelle Schächtung, wenn das Tier betäubt ist? (c) proplanta
Kurz vor dem muslimischen Opferfest Eid al-Adha kochen in Belgien die Emotionen hoch. Tierschützer ziehen vor Gericht: Sie fordern die Schließung von Eid-Schlachtstätten.

An Eid al-Adha, das in diesem Jahr auf den 24. September fällt, gedenken die rund 1,6 Milliarden Muslime weltweit der Bereitschaft Ibrahims (Abrahams), der Gott einen seiner Söhne opfern wollte. Jede fromme Familie, die es sich leisten kann, schlachtet traditionell ein Tier, meist ein Schaf oder eine Ziege. Die Opfertiere werden geschächtet - ihnen wird die Kehle durchtrennt, sie bluten aus.

Und genau darum geht es in der Kontroverse in Belgien: EU-Richtlinien sehen vor, dass Tiere vor der Schlachtung betäubt werden müssen, um ihr Leid zu verringern. Viele Muslime glauben jedoch, dass dies ihrem Glauben zuwiderläuft.

Die EU sieht zwar Ausnahmen für religiöse Zeremonien vor, aber nur, wenn die Tötung in einem Schlachthaus stattfindet. Daher haben die belgischen Regionen Wallonien und Flandern die Schächtung ohne Betäubung an provisorischen Schlachtstätten, die für das Opferfest eingerichtet werden, verboten. In der Region der Hauptstadt Brüssel hingegen wurde die rituelle Schächtung an mehreren Schlachtstätten erlaubt - das einzige Schlachthaus könne der Nachfrage nicht nachkommen, und heimliche Schlachtungen wären noch schlimmer für die Tiere, so die Behörden.

Brüssel setze auf Dialog, sagte Bianca Debaets, die für Tierschutz zuständige Staatssekretärin der Region. «Ich hoffe dass wir in den kommenden Jahren einen Konsens erreichen können zur Verbesserung des Tierwohls und einer authentischen Religionsausübung.» Der Gerichtsstreit mit den Tierschützern könnte zu Chaos führen, warnte sie.

Die Islam-Verbände betonen, wie wichtig das Opferfest für die Gläubigen sei: «Es ist ein Moment der Geselligkeit - Muslime haben nur diesen religiösen Feiertag und den Fastenmonat Ramadan», sagte Mustapha Chairi von der Anti-Islamophobie-Organisation CCIB der Nachrichtenagentur Belga.

Im vergangenen Jahr wurden im Brüsseler Schlachthaus an Eid 1.140 Ziegen und Schafe geschlachtet, 1.560 weitere an temporären Schlachtstätten. Nach Ansicht der Tierschutzorganisation Gaia sind die Schächtungen ohne Betäubung an den Schlachtstätten illegal, da sie nicht die für Schlachthäuser geltenden Hygienevorschriften erfüllen. Mit diesem Argument wollen die Tierschützer vor Gericht ein Verbot dieser provisorischen Schlachtstätten erreichen.

«Tiere sind die Opfer dieser laschen Regeln. Das ist nicht akzeptabel», teilte Gaia-Präsident Michel Vandenbosch mit. Die Kampagne sei nicht gegen religiöse Traditionen gerichtet, betonte er, sondern nur gegen «das Tierleid, das sich daraus ergibt».

Die CCIB argumentiert hingegen, dass es widersprüchliche Studien darüber gebe, wie sehr Tiere beim Schlachten leiden. Zudem müsse man auch über das Tierwohl im Allgemeinen sprechen, sagte Chairi: «Die Konsumgesellschaft behandelt Tiere entsetzlich.»

Wegen des andauernden Streits beruhigen die Theologen vom belgischen Verband der Muslime EMB all jene, die kein geeignetes Schlachthaus finden können: Sie seien vom Eid-Ritual befreit, «ohne Schuld oder Peinlichkeit». Für das kommende Jahr hoffen die Glaubensgelehrten aber, dass die Verantwortlichen in Belgien eine dauerhafte Lösung finden, die auch ihre religiöse Vorstellungen respektiert, wie es aus dem Verband heißt. (dpa)
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Kommentare 
H. Huber schrieb am 25.09.2015 20:09 Uhrzustimmen(65) widersprechen(73)
Vielen Dank Herr Dittmann! Ihrem Kommentar ist fast nichts hinzuzufügen! Diese Aussage in dem Artikel ist unerträglich, Zitat: „Die Islam-Verbände betonen, wie wichtig das Opferfest für die Gläubigen sei: «Es ist ein Moment der Geselligkeit - Muslime haben nur diesen religiösen Feiertag und den Fastenmonat Ramadan», sagte Mustapha Chairi von der Anti-Islamophobie-Organisation CCIB der Nachrichtenagentur Belga.“ Zitat Ende. Muslime haben „nur“ diesen religiösen Feiertag und den Ramadan und diesen Moment der Geselligkeit! Deshalb müssen Schafe und Ziegen dran glauben und brutal getötet werden? Wegen eines Momentes der Geselligkeit?? Dafür wird den Tieren unglaublicher Schmerz zugefügt?? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es möglich ist, dass ein angeblich liebender Gott das Töten von Tieren fordert und sogar auch noch zusätzlich etwas barbarisches wie das Schächten (egal ob bei Muslimen oder Juden). Für mich ist es überhaupt ein Rätsel, dass man nur wegen eines kurzen Gaumenkitzels oder, wie im Artikel wiedergegeben, für „einen Moment der Geselligkeit“ (!!), was ja leider auch bei christlichen Festen geschieht, Tiere tötet und dabei ausblendet welches Leid diesen von der Geburt bis zu ihrem Tod angetan wird!
Ulrich Dittmann schrieb am 24.09.2015 19:25 Uhrzustimmen(198) widersprechen(114)
Recht haben die Belgier! Wann endlich geht auch Brav-Deutsch-Michl auf die Straße und protestiert öffentlich gegen diese nach hier eingeschleppte Tierquälerei!? Weltweit gilt: „When you are in Rome, you have to do as Romans do“! Ob Körperverletzung einer Beschneidung bei Mädchen oder Jungen, oder betäubungsloses Abmetzeln (Schächten) von gleichermaßen leidensfähigen tierischen Mitgeschöpfen - niemanden darf in einer zivilisierten Gesellschaft ein Sonderrecht auf schlicht lebensverachtende Praktiken zugestanden werden. "Der größte Feind des Rechts ist das Vorrecht" (Marie von Ebner-Eschenbach) Betäubungsloses Schächten von warmblütigen Wirbeltieren ist als bewusste und vorsätzliche, grauenhafte Tierquälerei einzustufen – sonst wäre diese Tötungsart nicht laut regulärem Tierschutzgesetz ausdrücklich verboten. In islamischen Ländern werden Menschen die Kehle durchgeschnitten, wenn man sie besonders brutal und grausam töten will. Das Halsdurchschneiden bei Menschen gilt in allen islamischen Ländern als grausamste Tötungsmethode überhaupt und wird auch mit dem Vorsatz durchgeführt, einen Menschen extrem grausam zu töten - dies wird kein Muslim bestreiten ! Bei Tieren sagt man dann, es sei die schmerzloseste Tötungsart ! Man muss sie mit den Widersprüchen ihrer eigenen Kultur konfrontieren ! Eine „In-Ohnmacht-Versetzung“ der Tiere durch reversible Elektrobetäubung wird von maßgeblichen islamischen Religionsautoritäten zudem als absolut religionskonform angesehen – ebenso mittlerweile auch eine gottgefällige Geldspende, gegeben an Arme. Es besteht also für Muslime in Belgien oder Deutschland kein Grund betäubungslos zu schächten. Die mosaische wie islamische Religion schreibt ausdrücklich einen schonenden Umgang mit Tieren vor. Durch ein Festhalten an der heutzutage anachronistisch einzustufenden Schlachtmethode des betäubungslosen Schächtens, wird diese religiöse Vorgabe explizit ins Gegenteil verkehrt. Eine heute mögliche tierschutzgerechte reversible Elektrobetäubung kann auch nicht verboten sein, da sie zu Zeiten der Schriftlegung der Heiligen Schriften von Juden und Muslimen (Thora und Koran) nicht existent war. Die Religionsforderung des “vollständigen Blutentzugs” ist ohnehin unerfüllbar, da immer (!) eine Restblutmenge im Körper verbleibt. Letztlich müssen alle Strenggläubigen - Juden und Muslime - Vegetarier sein. Betäubungsloses archaisches Schächten leistet öffentlicher Verrohung Vorschub, fördert die Etablierung einer abgeschotteten Parallelgesellschaft, desavouiert hier um Integration bemühte Gläubige und Bürger, ist religionswissenschaftlich nicht begründbar, und weder mit dem Begriff "Religion" noch mit der hier geltenden Verfassungsethik zu subsumieren.
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