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21.09.2014 | 15:19 | Kutschpferde 

Kutschen-Kontrolle: Geht es den Pferden gut?

Wien - Hufgetrappel ist in Wien ein vertrautes Geräusch. Fiaker kutschieren Touristen durch die Straßen der Donau-Metropole. Doch auch hier lautet das Motto: Erst die Kontrolle, dann das Vergnügen.

Kutschpferde
(c) proplanta
Um Punkt 10.00 Uhr biegen die Fiaker auf ihren Standplatz am Stephansdom in Wien. Keine Minute früher als erlaubt. Das hätte an diesem Vormittag auch unangenehme Folgen. Es wartet die große Kontrolle auf die Kutscher und ihre Pferde. Zwei Polizisten, Mitarbeiter des Amtstierarztes und technische Experten nehmen die 24 Gespanne genau unter die Lupe.

Ist der Kotauffang-Behälter dicht? Sind Speichen und Drehkreuze der Fiaker angerostet? Sind die Kutscher nüchtern? Und vor allem: Geht es den Pferden gut? «In Wien sind die Tierschützer permanent auf dem Plan», sagt Henriette Matzenberger, Sprecherin des Dezernats für Rechtliche Verkehrsangelegenheiten.

Die rot-grün regierte Stadt hat erst vor zwei Jahren die Vorschriften zum Betrieb der bei Touristen beliebten Kutschen verschärft. Tierschutz wird großgeschrieben.

«Zwei Ruhetage für die Pferde in der Woche sind Pflicht, viel Auslauf und eine gute Pflege im Stall», betont Matzenberger. Oft sind die Pferde ohnehin nur jeden zweiten Tag im Einsatz. Für die Kutscher und ihre Betriebe bedeuten die Vorschriften einigen Aufwand. Sie müssen ein Fahrtenbuch führen, die Zeiten der Fütterung und die Ruhezeiten für die Pferde eintragen. Und irgendwelche feucht-fröhlichen Ausflüge zum Heurigen kommen auch nicht infrage. «Null Promille», meint einer der Polizisten zufrieden, als er den Wert vom Alkotest-Gerät abliest.

Schon der Weg auf den Kutschbock ist für die Lenker viel steiniger als früher. Vor 20 Jahren habe es so gut wie keine Prüfung gegeben, erinnert sich der Fiaker Markus Fritz (45). Heute müsse erst das Bronzene Fahrabzeichen für Gespannfahrten erworben werden. Dann folgten weitere Tests. «Es wird aufwendiger, aber Nachwuchsmangel haben wir nicht», sagt Fritz. Rund 160 Fiaker aus etwa 30 Betrieben sind in Wien zugelassen. Allerdings dürfen nur 52 von ihnen jeden Tag auf den vier Standplätzen in der Innenstadt um Touristen werben.

Die Kutschen vom Typ Glas-Landauer, Leder-Landauer und Vis-à-Vis-Wagen sind wertvoll. Schon Nachbauten kosten um die 15.000 Euro. Ein Original Glas-Landauer aus dem Jahr 1890, wie ihn Josef Trawniczek fährt, komme auf den Preis eines «guten Mercedes'», meint der 38-Jährige.

Auch er hat die Alkohol-Kontrolle wie alle seine Kollegen an diesem Vormittag problemlos überstanden. Überhaupt sind die Kontrolleure zufrieden. Zehnmal im Jahr überraschen sie die Fahrer. Dazu kommen Kontrollen der Ställe und das Überprüfen der Standzeiten. Fiakerfahrten sind nur zwischen 10.00 und 22.00 Uhr erlaubt.

Markus König (36) ist vor 18 Jahren durch eine Stellenanzeige zu seinem Beruf gekommen. Er hat auch heute noch Spaß am Umgang mit Kutsche, Pferden und Touristen. Hart sei natürlich der Winter. Da laufe das Geschäft abgesehen von bestimmten Tagen rund um Weihnachten doch nur «sehr sporadisch».

Übers Jahr gesehen sind es schätzungsweise rund 100.000 Touristen, die sich via Kutsche durch die Straßen der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt fahren lassen. Die Fiaker hoffen, dass das so bleibt. Viele machen ihren Job auf Lebenszeit. «Was sollen wir auch anderes tun?», lacht Fritz. (dpa)
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