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29.04.2008 | 16:16 | Multifaktorielles Geschehen 

Todesursache für Heckrinder in Ostfriesland geklärt

Oldenburg - "Multifaktorielles Geschehen" dieses Fazit zieht Dr. Michael Brügmann, Pathologe im Veterinärinstitut Oldenburg des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), aus den umfangreichen Untersuchungen zu den Todesfällen bei Heckrindern am Thedinger Vorwerk im Landkreis Leer.

Todesursache Heckrinder Ostfriesland
(c) proplanta
Das Veterinärinstitut Oldenburg hat eine Heckrind-Kuh, eine Aubrac-Kuh, vier Heckrind-Kälber, einen Rehbock und ein neugeborenes Pferdefohlen untersucht. Zudem sind im Futtermittelinstitut Stade des LAVES Futtermittelproben untersucht worden; der Tierschutzdienst des LAVES hat zur Haltung der Tiere Stellung genommen. Die Untersuchung von Tierkörpern und - proben war vom Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Landkreises Leer angeordnet worden, nachdem es zu Todesfällen bei den Heckrindern gekommen war.


Ergebnisse im Einzelnen

Heckrind- und Aubrac-Kuh
"Bei beiden Tieren wurde eine Einschmelzung aller Fettgewebsdepots festgestellt, d.h. beide Tiere waren abgemagert und befanden sich zum Zeitpunkt der Untersuchung im Stadium der Auszehrung, die als Kachexie bezeichnet wird", so Dr. Brügmann. Die Reduktion der Skelettmuskelmasse war zwar noch nicht extrem ausgeprägt, beide Tiere hatten jedoch bereits sämtliche Fettdepots des Körpers (Unterhautfett, Nierenfett, Herzkranzfett und das sog. Fettmark des Knochens) zur Energiegewinnung genutzt; was als deutlicher Hinweis auf einen bestehenden Energiemangel zu bewerten ist.

Gründe für die Auszehrung:
  • Fehlende oder unzureichende Zufuhr der energetisch wirksamen Hauptnahrungsstoffe, Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette
  • Hochgradiger Kupfermangel (bei einem Tier nachgewiesen)
  • Mittel- bis hochgradiger Befall des Vormagens mit Pansenegeln

Eine länger anhaltende unzureichende Nahrungsaufnahme zwingt den Organismus seine Energiereserven anzugreifen und kann zu einer derartigen Abmagerung führen.

"Die Vormägen waren zwar gut gefüllt, jedoch bestand der Panseninhalt zu 80 - 100% aus Binsen, ein voluminöses, aber energetisch unzureichendes Futter", erläutert Brügmann.

"Es ist davon auszugehen, dass sich der Zustand der Tiere über einen Zeitraum von mehreren Wochen bzw. Monaten entwickelt hat", so der Veterinär. Da beide Kühe tragend waren, wurde der Stoffwechsel zusätzlich belastet. Anhaltspunkte für eine Infektionskrankheit gibt es nicht.

Die Blauzungenkrankheit ist nicht festgestellt worden. Bei der Aubrac-Kuh wurden zwar Antikörper gegen die Blauzungenkrankheit nachgewiesen, dies bedeutet, dass sich das Tier vor längerer Zeit mit dem Virus infiziert hat. Bei der Sektion des Tieres wurden jedoch keine Hinweise auf das Vorliegen der Blauzungenkrankheit nachgewiesen, auch das Virus wurde nicht nachgewiesen.


4 Heckrind-Kälber
Zwei Tiere waren unterversorgt. Es wurden weder in den Vormägen, im Labmagen noch im Darmtrakt Milchbestandteile gefunden. Nicht versorgte Neugeborene sterben relativ schnell aufgrund der Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen. Die Befunde bei diesen Kälbern könnten auch auf eine Unterversorgung der Muttertiere hindeuten.

Bei einem Kalb wurden geringe Mengen von verdauter Milch festgestellt, zusätzlich lag hier eine Rotavirus-Darminfektion vor. Ein Kalb wurde zu früh geboren, Hinweise auf ein infektiöses Abortgeschehen ergaben sich nicht. Auch eine Unterversorgung des Muttertieres kann einen Abort zur Folge haben.


Rehbock
Dieses Tier lag tot auf der Weide und ist deshalb mit untersucht worden. Das Tier starb infolge eines Unfalls. Die Blauzungenkrankheit ist auch hier nicht festgestellt worden.


Neugeborenes Konik-Fohlen
Das Tier starb kurz nach der Geburt - vermutlich durch die Unterversorgung der Mutter. Bei der Untersuchung der angebotenen Futtermittel musste festgestellt werden, dass sie mit Schimmelpilzen durchsetzt waren. Dies kommt jedoch nicht als alleinige Krankheits- bzw. Todesursache in Frage. Als weiterer Grund für den Zustand der Tiere kommen ungünstige klimatische Bedingungen und  Standortbedingungen (tiefer Boden, kaum Grasaufwuchs, Vernässung der Fläche) in Frage.

Die Institute des LAVES haben zusätzlich zahlreiche andere mögliche Erkrankungsursachen im vorliegenden Fall ausgeschlossen. So ergaben sich keine Anhaltspunkte für das Vorliegen von sog. Bodenseuchen, Schwermetallvergiftungen oder Infektionserkrankungen. (PD)
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