Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
25.12.2015 | 10:03 | Hans Carl von Carlowitz 

370. Geburtstag für Erfinder der Nachhaltigkeit

Erfurt - Er wirkte zu Lebzeiten keine 150 Kilometer von Erfurt entfernt in der sächsischen Montanregion im Erzgebirge, wo er erstmals die Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip am Beispiel des Forstwesen postulierte.

Nachhaltige Waldwirtschaft
(c) proplanta
Nach seinem Tod übernahmen thüringische Forstschulen seine Lehren, die die moderne Forstwirtschaft in Deutschland und schließlich der ganzen Welt begründete: Hans Carl von Carlowitz, geboren am 14.12.1645 in der Nähe von Chemnitz, kursächsischer Oberberghauptmann und in dieser Funktion auch für das sächsische Forstwesen zuständig.

Er schrieb die „Sylvicultura Oeconomica“, das erste eigenständige, mehr als 400-seitige Werk über die Forstwirtschaft, sammelte darin Erfahrungswissen früherer Förstergenerationen, erweitert durch eigene Kenntnisse und leitet hieraus das Nachhaltigkeitsprinzip für verantwortungsvolles, d.h. generationenübergreifendes wirtschaftliches Handeln ab.

Aus der Not geboren: das Nachhaltigkeitsprinzip



Noch im Dreißigjährigen Krieg zur Welt gekommen, prägten die Zerstörungen dieses bis dahin längsten europäischen Krieges die Carlowitz´sche Erfahrungswelt. Wie so oft aus der Not geboren, galten seine Überlegungen, die Holzversorgung der damals größten Montanregion der Welt für die Zukunft sicherzustellen. Carlowitz empfahl für die ausgebeuteten sächsischen Wälder eine „continuierliche, beständige und nachhaltende Nutzung“ und bettete dies in eine generationenübergreifende Betrachtung ein.

Dem Wald sollte nur so viel Holz entnommen werden, wie wieder nachwächst. Damit ist nachfolgenden Generationen eine gleichbleibende Nutzung der Wälder möglich. „Ein Prinzip, dass 300 Jahre währen sollte und heute sogar als Schlüssel einer nachhaltigen Weltwirtschaftsentwicklung gesehen wird“, so Volker Gebhardt, als ThüringenForst-Vorstand verantwortlich für die nachhaltige Bewirtschaftung von rund 200.000 Hektar Wald im Freistaat.

Sächsische Nachhaltigkeit und Thüringer Forstwissenschaft



Die Gedanken des sächsischen Oberberghauptmanns befruchteten thüringische Forstleute. Heinrich Cotta etwa gründete 1795 die deutschlandweit erste Forstlehranstalt in Zillbach/Meiningen, Gottlob König eine Forstakademie in Eisenach, beide entwickelten aus den Carlowitz´schen Forstprinzipien eine wissenschaftlich fundierte Forstlehre und -ausbildung. Sachsen und Thüringen können zu Recht als Wiege der modernen Forstwissenschaft bezeichnet werden.

Heute genießt das deutsche Forstwesen weltweite Anerkennung, sowohl was die Forschung wie auch Lehre betrifft. Hans Carl von Carlowitz hat die Initialzündung seines Wirkens nicht mehr miterleben dürfen. Er starb im März 1714, gerade ein Jahr nach Veröffentlichung seiner Sylvicultura Oeconomica, die die Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip formulierte und das damalige Forstwesen revolutionierten sollte.
thüringenforst
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Abgeordneter ruft Verfassungsgericht wegen Klimaschutz-Reform an

 Experten kritisieren G7-Klimaschutzpolitik als unzureichend

 Risiken durch Klimawandel für 70 Prozent der Arbeitskräfte

 EU-Aktionsplan zu Meeresschutz: Bundesregierung will Fahrplan vorlegen

 Wann darf ein Unternehmen mit Klimaneutralität werben?

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken