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14.06.2014 | 09:32 | Sturmtief Ela 

80.000 Bäume in NRW beschädigt

Düsseldorf - Sturmtief «Ela» hat in den nordrhein-westfälischen Wäldern rund 80.000 Bäume beschädigt.

Sturmschäden NRW 2014
(c) proplanta
«Unser Wald ist mit einem blauen Auge davon gekommen», berichtete NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch. Zum Vergleich: Dem Orkan «Kyrill waren vor sieben Jahren rund 15 Millionen Bäume zum Opfer gefallen.

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW warnt vor dem Betreten von Waldgebieten, die stark von Gewittern getroffen wurden, wie etwa im Ruhrgebiet und in der Region Düsseldorf. Nach Angaben der Landeshauptstadt ist in Düsseldorf jeder vierte Stadtbaum beschädigt worden.


Baumexperte: «Wenn Bäume weglaufen könnten, würden sie es tun»



Die Stadt ist kein besonders gutes Pflaster für Bäume. «Wenn sie weglaufen könnten, würden sie es tun», sagt der Experte Horst Stobbe im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Zahllose Bäume stürzten bei den Unwettern in Nordrhein-Westfalen und in anderen Bundesländern um. Auch wenn die Bedingungen für Bäume in der Stadt nicht optimal sind - die schweren Schäden haben andere Ursachen.

Frage: An Rhein und Ruhr sind bei dem Unwetter am Pfingstmontag zahlreiche Bäume umgekippt. Unter welchen Bedingungen leben Bäume in der Stadt?

Antwort: Sie haben mit Problemen wie Abgasen und schlechtem Boden zu kämpfen. Wir haben keinen Nährstoffkreislauf, wir haben Straßenbau, Leitungsbau, Hausbau - wenn man nicht aufpasst, werden Wurzeln beschädigt. Streusalze im Winter sind sicherlich eines der Hauptprobleme.

Die Wurzel sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands. Da wo sie Nährstoffe findet, da wächst sie weiter - da, wo sie nichts findet, lässt sie es sein. Im Untergrund sind oft nur Dreck oder Leitungen. Häufig wachsen Wurzeln dann direkt zwischen den Pflastersteinen. Das ist häufig der Bereich, wo sie noch Wasser und Sauerstoff finden.

Frage: Halten wir unsere Bäume in der Stadt überhaupt artgerecht?

Antwort: Wenn Bäume weglaufen könnten, würden sie es tun, sage ich immer. Der Baum steht in der Stadt nicht an einem natürlichen Standort, sondern wie in einem Blumentopf. In den letzten 15 Jahren ist man sich dessen zunehmend bewusstgeworden und versucht, durch Bodenaustausch und Einsatz von Substraten die Lage zu verbessern. Stellen Sie sich mal Straßenzüge ohne Bäume vor - wie trostlos wäre denn das?

Fragen: Waren diese Bedingungen auch eine Ursache für die zahlreichen Sturmschäden?

Antwort: Nein, das war ein Extremereignis mit Orkanstärken. Da sprechen wir von höherer Gewalt. Da braucht man auch nicht zu diskutieren, ob jemand seine Kontrolle richtig gemacht hat, oder ob Bäume da überhaupt hingehören. Es ist nicht passiert, weil unsere Bäume in Städten zu schlecht verwurzelt sind. Da lagen auch Bäume mit komplett gesundem Wurzelwerk auf der Straße. Bäume sind bei Sturm, je nach Stärke, immer anfällig. Das ist nicht nur in der Stadt, das ist auch im Wald so.

Frage: Wie konnten denn so viele Bäume Schaden nehmen?

Antwort: Das es so passiert ist, liegt zum einen an der hohen Windgeschwindigkeit und zum anderen am Sommer. Bäume tragen zurzeit nun einmal Blätter - der Wind hat somit eine größere Angriffsfläche.

Man muss sich so eine Baumkrone und einen Stamm immer als Segel auf einem Schiff vorstellen. Im Sommer ist die Krone, beziehungsweise das Segel, voll ausgefaltet und steht im Wind. Im Winter, wenn das Segel eingeklappt ist, hätte der Wind eine viel geringere Angriffsfläche.

Zur Person: Dr. Horst Stobbe (43) ist Dipl.-Holzwirt. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Baumpflege in Hamburg.
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