Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wirkt bislang gern im Verborgenen. Das soll sich ändern: Der neue Chef ändert den Kurs. (c) proplanta
«Wir müssen uns fragen, warum wollen wir eigentlich Umwelt- und Naturschutz», sagte Stiftungs-Generalsekretär Heinrich Bottermann am Dienstag in Osnabrück. Bottermann ist seit Herbst 2013 im Amt und erst der zweite Chef der Stiftung seit ihrer Gründung 1991.
Zu den Kernaufgaben der Bundesstiftung Umwelt gehört es seit ihrer Gründung, kleine und mittlere Unternehmen bei Forschung und Produktenwicklung in den Bereichen Umwelttechnik und Naturschutz zu unterstützen. Nur die wirtschaftlichen Vorteile der heutigen Gesellschaft im Blick zu haben, sei allerdings nicht mehr genug, sagte Bottermann. Das Handeln müsse sich auch an den Bedürfnissen der nachfolgenden Generationen orientieren. Daher sei ein neues Leitbild mit «ethischen Leitplanken» verabschiedet worden. Die Stiftung wolle stärker interdisziplinär arbeiten und sich an den drängendsten Umweltproblemen und gesellschaftlichen Herausforderungen orientieren.
Auch die Förderrichtlinien sollen überarbeitet werden, so dass die Stiftung schneller auf gesellschaftliche und politische Debatten reagieren kann, etwa beim Tierschutz in der Landwirtschaft. Die DBU wolle bei emotionsgeladenen Debatten zur Objektivierung beitragen, sagte Bottermann.
Ausdrücklich wolle die Stiftung künftig auch gesetzliche Veränderungen fordern, wenn es aus fachlicher Sicht notwendig erscheine, erklärte der Stiftungs-Chef. Als Beispiel nannte er die ökotoxologischen Folgen der Arzneimittelnutzung, mit denen sich die Pharmahersteller bislang noch nicht auseinandersetzen mussten. «Wir dürfen als DBU auch Projekte initiieren», sagte Bottermann.
Zu den Schwerpunktthemen der Stiftung gehören unter anderem auch Arzneimittelrückstände in Gewässern, sowohl aus der Human- als auch aus der Tiermedizin. Es sei nachgewiesen worden, dass die Medikamente auch Organe von Fischen schädigen, sagte der Referatsleiter für Umweltchemie, Maximilian Hempel. Auswirkungen auf den Menschen seien zwar noch nicht festgestellt worden, aber die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen mache ihm Sorgen. Die Stiftung fördere daher die Entwicklung eines umweltverträglichen Antibiotikums zusammen mit der Leuphana-Universität in Lüneburg.
Wirtschaftlich hat die DBU im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis hingelegt und mit 134 Millionen Euro so viel aus seinem Anlagevermögen erwirtschaftet wie noch nie seit der Stiftungsgründung 1991, sagte Finanzchef Michael Dittrich. Dem Stiftungskapital von jetzt 2,11 Milliarden Euro seien 58 Millionen Euro als Rücklage zugeführt worden. (dpa)