Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.04.2014 | 08:06 | Naturbewusstseins-Studie 

Deutsche bewerten Natur als wichtig

Bonn - Wenn es um Wildnis geht, dann können die Deutschen gar nicht genug davon bekommen. Knapp zwei Dritteln von ihnen gefällt Natur umso besser, je wilder sie ist.

Naturschutz in Deutschland
(c) proplanta
Das ist eine Erkenntnis aus der Naturbewusstseins-Studie 2013, die am Montag im Bundesamt für Naturschutz in Bonn vorgestellt wurde. Zum ersten Mal wurde in der seit 2009 dritten repräsentativen Umfrage intensiv das Thema Wildnis behandelt. Häufig dachten die Befragten bei dem Begriff zunächst an Tiger, Löwen, Elefanten und Krokodile. 44 Prozent fielen dabei Wälder, Regenwald oder Dschungel ein. Letztere gibt es in Deutschland nicht, aber Wälder.

Fast 80 Prozent der Deutschen können sich gut vorstellen, dass es gerade dort mehr Wildnis gibt. Abgestorbene Bäume und Totholz gehörten in den Wald, sagen sie. Nur ein Drittel meint, der Wald müsse ordentlich aussehen. Mehrfachnennungen waren möglich.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kündigte bei der Vorstellung der Studie an, dass die Bundesregierung der Natur wieder mehr Flächen zurückgeben wolle. Es sei beschlossen worden, bis zum Jahr 2020 rund zwei Prozent der gesamten Landesfläche Deutschlands einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. «Das ist etwa eine Verdoppelung dessen, was wir bis heute haben», sagte Hendricks.

Je wilder, je beliebter - das ist ein Trend, den auch Gerd Ahnert vom Nationalpark Eifel beobachtet. Allerdings sei Wildnis im Wald heute eher ein Ziel denn ein Zustand. Es gebe aber Waldflächen, die seit 40 Jahren nicht gerodet worden seien. Da sei die Richtung zu erkennen.

Solche Wälder müssten aber auch zu erleben sein. «Der Mensch schützt nur, was er kennt», sagt Ahnert. Im Naturpark gebe es auf 11.000 Hektar etwa 200 Kilometer Wanderwege. Das sei ein Spagat: Den Naturschutztouristen sei das zu viel, den kommunalen Touristikern zu wenig. «Aber eigentlich kann man bei dieser Lösung alles sehen, nur nicht von jeder Stelle.» In der Befragung sprechen sich je ein Drittel der Befragten entweder für einen Zugang auf bestimmten Wegen oder mit Führungen aus.

Ein solcher Nationalpark sei eben auch ein Tourismusfaktor, sagt Roland Gramling, Sprecher der Umweltschutzorganisation WWF. Das beste Beispiel sei der Nationalpark Harz. Selbst die härtesten Gegner hätten irgendwann sagen müssen, dass die Einrichtung wirtschaftlichen Erfolg gebracht habe. Dort werde belegt, dass Wildnis oder Nationalpark auch den Menschen in der Region etwas brächten. «Das hat ja nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen ökonomischen Sinn».

Die Bemühungen zur Wiederverbreitung heimischer Tierarten stößt zwar auf große Akzeptanz. Allerdings werden sie nicht für jede Tierart gleichermaßen unterstützt. Etwa zwei Drittel der Deutschen befürworten eine stärker Verbreitung von Biber, Luchs und Wildkatze. Beim Wolf sind es laut Studie nur noch 44 Prozent. 41 Prozent finden das nicht gut. Gramling sieht es als großen Erfolg an, dass der Wolf von sich aus zurückgekehrt sei. «Es ist ja keine Wiederansiedlung, sondern der Wolf kam aus freien Stücken.» Wenn es um den aus Nordamerika eingewanderten Waschbären geht, sinkt die Zustimmung auf knapp die Hälfte.

Die Befragung zeigt, dass sich ein Großteil der Deutschen (83 Prozent) über den sorglosen Umgang mit der Natur ärgert. Zwei Drittel fürchten, dass es für die kommenden Generationen kaum noch intakte Natur geben wird. Hier gibt es allerdings einen Widerspruch: Denn die Befragten sprechen den Menschen zwar die Pflicht zu, die Natur zu schützen (56 Prozent), sich selbst aber sehen sie weniger in der Verantwortung. Persönlich engagieren wollen sich nur 18 Prozent.

Das sei eben die Realität, mit der die Menschen leben müssten, sagt Professor Manfred Frühauf vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung an der Universität Halle. Der Mensch denke sehr kurzzeitig. Es müsse der Allgemeinheit klar gemacht werden, dass das, was heute nicht erledigt werde, den Enkeln und der nächsten Generation zur Last falle. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Abgeordneter ruft Verfassungsgericht wegen Klimaschutz-Reform an

 Experten kritisieren G7-Klimaschutzpolitik als unzureichend

 Bayern fordert Ausnahmeregelung für EU-Entwaldungsverordnung

 Risiken durch Klimawandel für 70 Prozent der Arbeitskräfte

 Weniger Lichtverschmutzung in Bayerns Städten

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken