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10.05.2014 | 10:44 | Bauernregeln 

Die Eisheiligen: Oft verlässlich, aber selten frostig

Wien - Eine der bekanntesten Bauernregeln auf dem Prüfstand der ZAMG-Klimadatenbank mit zwei interessanten Ergebnissen: Die Eisheiligen bringen in Österreich sehr selten Frost.

Verschneite Chamelienblüte
(c) proplanta
Aber sehr häufig finden markante Kalftlufteinbrüche rund zehn Tage nach den Eisheiligen statt. Heuer gibt es bereits zu den Eisheiligen eine deutlich Abkühlung.

„Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie." Die Eisheiligen, von 12. bis 15. Mai, gehören zu den Klassikern unter den Bauernregeln. In einigen Regionen zählt auch der Mamertus-Tag am 11. Mai dazu.

Untersucht man diese Bauernregel mit meteorologischen Methoden, erlebt man zwei Überraschungen, sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Erstens: Die Eisheiligen bringen in den meisten bewohnten Regionen Österreichs nahezu nie Frost. Zweitens: Es gibt einen Zeitraum im Mai, in dem wir mit verblüffend hoher Wahrscheinlichkeit Kaltlufteinbrüche erleben, allerdings nicht zur Zeit der Eisheiligen."

Die Eisheiligen bringen selten Frost



Frost, also Temperaturen unter Null Grad, ist in Österreich in tiefen Lagen im gesamten Mai sehr selten. Egal ob man die Temperatur in zwei Meter Höhe oder direkt am Boden untersucht. „In den letzten zwanzig Jahren gab es in den meisten Landeshauptstädten ganz wenige Tage mit Bodenfrost," erklärt ZAMG-Klimatologe Orlik.

„Linz zum Beispiel hatte in den letzten 20 Jahren im Mai keinen einzigen Frosttag, Graz zwei, Salzburg und Bregenz vier, Eisenstadt sechs, Wien acht. Das ergibt eine durchschnittliche Zahl der Tage mit Bodenfrost im Mai pro Jahr zwischen 0,0 in Linz und 0,4 in Wien. Eine Spur höher sind die Werte in Klagenfurt mit 0,7 Frosttagen im Mai, in St. Pölten mit 1,0 und in Innsbruck mit 1,4."

Etwas häufiger ist Bodenfrost im Mai im Mühlviertel und im Waldviertel mit durchschnittlich rund drei Tagen pro Jahr sowie allgemein in höher gelegenen Regionen wie in Mürzzuschlag (ST) und in Silian (T) mit rund vier Tagen mit Bodenfrost im Mai pro Jahr. „Man sieht, dass Bodenfrost selbst im gesamten Mai selten ist. Die Zahl der Frosttage genau zu den Eisheiligen ist daher verschwindend klein," fast Alexander Orlik zusammen.

Häufige Kaltlufteinbrüche zwischen 20. und 25. Mai



Nimmt man die Eisheiligen aber nicht ganz so streng, kommt man zu einem interessanten Ergebnis. Alexander Orlik: „Betrachtet man den Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre, dann erkennt man einen sehr markanten Temperatureinbruch. Der findet aber nicht zu den Eisheiligen statt sondern in etwa zwischen 20. und 25. Mai.

Das würde gut damit zusammenpassen, dass im Rahmen der Gregorianischen Kalenderreform zehn Tage in den Kalender eingefügt wurden und sich daher die Eisheiligen im Kalender um etwa zehn Tage von ihrem meteorologischen Eintreffen entfernt haben."

Meteorologischer Hintergrund der Eisheiligen?



Nicht so einfach zu klären ist die Frage, warum offensichtlich sehr regelmäßig Kaltlufteinbrüche zwischen 20. und 25. Mai stattfinden. Eine Erklärung ist, dass es sich um einen statistischen Zufall handelt, und die Temperaturkurve glatter wird, wenn in den nächsten Jahrzehnten mehr Daten dazukommen. Dagegen spricht, dass die vorhandenen Daten aus 50 Jahren bereits statistisch sehr aussagekräftig sind.

„Möglicherweise haben unsere Vorfahren sehr gut beobachtet und eine meteorologische Besonderheit entdeckt," meint Alexander Orlik von der ZAMG, „denn im Mai heizt sich der europäische Kontinent deutlich schneller auf als das umgebende Meer. An der Grenze von Warm und Kalt entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis Mitteleuropa bringen können. Es ist gut möglich, dass auf Grund von fixen Faktoren wie Sonnenstand und der Land-Meer-Verteilung dieser Mechanismus gehäuft zu diesen Kaltlufteinbrüchen in der zweiten Maihälfte führt."

Kaltfront am Sonntag und kühle neue Woche



Heuer erwischt uns ein kräftiger Kaltlufteinbruch bereits genau zu den Eisheiligen. Am Samstag ist es im Großteil Österreichs noch einigermaßen warm, am Sonntag zieht dann eine kräftige Kaltfront durch und die neue Woche beginnt pünktlich zu den Eisheiligen mit gedämpften Temperaturen. (zamg)

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