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12.10.2015 | 09:44 | Gewässer-Renaturierung 

Flüsse in Bayern bekommen wieder mehr Platz

Augsburg / München - Im 19. Jahrhundert begannen die Menschen in Schwaben, die Wertach in ein Korsett zu zwingen.

Gewässer-Renaturierung
In Bayern werden immer mehr Gewässer in ihr ursprüngliches Flussbett zurückverlegt. Die Renaturierung der Wertach in Schwaben gehört zu den größten Projekten. Der künstlich eingepferchte Fluss wird für 50 Millionen Euro wieder befreit und alte Umweltsünden werden repariert. (c) proplanta
Zwischen dem Unterallgäu und Augsburg wurde der Flusslauf von 50 auf 30 Kilometer verkürzt, das ehemals 150 Meter breite Gewässer wurde auf 35 Meter eingeengt.

Kein Einzelfall: Überall wurden damals Flüsse auf diese Art kanalisiert, um neue Siedlungs- und Agrarflächen zu gewinnen. Heute rächen sich diese künstlich begradigten Flüsse oft mit katastrophalem Hochwasser. Längst wurde deswegen damit begonnen, den Flüssen ihr ursprünglichen Lauf schrittweise zurückzugeben. An der Wertach und auch in München an der Isar laufen dazu große Projekte.

Im Augsburger Raum wurden in den vergangenen 15 Jahren rund 8 Kilometer Gewässerstrecke naturnah umgestaltet. «Wertach Vital» nennt sich das Projekt, bei dem die Wertach nach und nach auf einer Gesamtlänge von 14 Kilometern renaturiert wird. «Die Stadt Augsburg wird um ein attraktives Naherholungsziel reicher und die Bürger erhalten einen modernen Hochwasserschutz», sagt Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU). «Gleichzeitig werden mit der naturnahen Gestaltung der Wertach neue Lebensräume für seltene Fische wie die Äsche geschaffen.»

«Projektziele sind Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Stadtentwicklung», erklärt Andreas Lindenmaier, Abteilungsleiter im Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth. Diese Ziele werden außer an der Wertach auch bei Renaturierungen in anderen Teilen Bayerns verfolgt. Sei es bei der Wörnitz in Mittelfranken, der Wern in Unterfranken oder der Wiesent in Oberfranken.

Die Kosten von «Wertach Vital» betragen insgesamt rund 50 Millionen Euro. Getragen werden sie vom Freistaat, der EU sowie der Stadt Augsburg. Bislang wurden in eins der größten flussbaulichen Projekte Bayerns rund 30 Millionen Euro investiert. Mit dem Geld wurden gepflasterte Wege am Ufer angelegt, Böschungen abgeflacht oder auch eine Stein-Terrasse mit Sitzgelegenheiten gebaut. Nach der Beobachtung von Lindenmaier wird die neue Wertach gut von der Augsburger Bevölkerung angenommen.

Ähnlich ist die Situation in München. In der Landeshauptstadt wurden im Rahmen des 35 Millionen Euro teuren Isar-Plans bereits große Teile des Flusses renaturiert. Der gesamte städtische Isarraum ist nun Landschaftsschutzgebiet, im Sommer sonnen sich längst Tausende Münchner auf den Kiesbänken. «Mitten in der Großstadt bietet die renaturierte Isar auf einzigartige Weise Möglichkeiten, Natur und Freizeit zu genießen», sagt Dagmar Rümenapf vom Baureferat.

Die Stiftung Living Rivers, die sich für Flussrenaturierungen einsetzt, bezeichnete den Münchner Isar-Plan kürzlich als eines der gelungenen Beispiele für naturnahe Umgestaltung von Gewässern in Deutschland. Ob weitere Isarabschnitte zur Renaturierung geeignet sind, soll nun eine Machbarkeitsstudie klären. Ergebnisse hierfür werden im kommenden Jahr vorliegen.

In Augsburg betonen die Verantwortlichen die intensive Bürgerbeteiligung bei dem Großprojekt «Wertach Vital». Ministerin Scharf lobt daher: ««Wertach vital» ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt: Fachbehörde, Verbände und Bürger ziehen alle an einem Strang. Das Zusammenspiel von Wissenschaft, Leidenschaft und Ideenreichtum vor Ort ist ein Paradebeispiel für eine moderne Bürgergesellschaft». Scharf sieht in solchen Renaturierungsprojekten eine wichtige Zukunftsaufgabe: «Flüsse sind Lebensadern in den Städten», sagt sie. «Flüsse in intakter Natur machen Gewässer in den Städten für die Menschen wieder erlebbar.» (dpa/lby)
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