Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.04.2014 | 15:38 | Biber an der Elbe 

Hochwasser hat Biberpopulation zugesetzt

Oranienbaum - Dramatische Szenen haben sich in den Biberburgen entlang der Elbe abgespielt.

Biber
(c) proplanta
Unendliche Wassermassen strömten im vergangenen Sommer durch die Behausungen der Nagetiere.

Ausgewachsene Elbebiber wurden von der Flut mitgerissen, der erst wenige Wochen alte Nachwuchs verlor den Anschluss zu den Müttern und ertrank. «Fast der gesamte Nachwuchs des Elbebibers überlebte im Juni 2013 die Flut nicht», erinnert sich Annett Schumacher, Sachgebietsleiterin im Biosphärenreservat «Mittelelbe» in Oranienbaum (Sachsen-Anhalt).

Nach etwa einem Jahr ist die Biologin erleichtert. «Wegen des milden Winters hatten die unter strengem Naturschutz stehenden Nager ausreichend Futter, es könnte sich in diesem Jahr reichlich Nachwuchs einstellen», sagt Schumacher. Sie rechne damit, dass die Verluste aus dem Jahr 2013 in den kommenden Jahren langsam wieder ausgeglichen werden.

«Ähnliche Erfahrungen haben wir nach dem Hochwasser 2002 gemacht», sagt sie. Mit Bibern und Hochwasserschutz beschäftigen sich im April und Mai zwei Tagungen in Calenberg bei Magdeburg und Dessau.

Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes gibt es den neuesten Zahlen aus dem Jahr 2011 zufolge etwa 20.000 Biber in Deutschland, von denen etwa 8.000 dem Elbebiber zugerechnet werden.

«Das Verbreitungsgebiet des Bibers liegt in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Bandenburg und Sachsen», sagt Pressesprecher Torsten Reinwald. Doch auch in Nordrhein-Westfalen und im Saarland hätten sich die Tiere etabliert. Weil er unter strengem Naturschutz stehe, dürfe der Biber nicht gejagt werden.

«Der Elbebiber lebte im 17. Jahrhundert noch an vielen Gewässern», sagt Schumacher. Doch beim Menschen waren vor allem das Fell und das Fleisch der Tiere begehrt, so wurden die possierlich anzusehenden Nager gnadenlos gejagt. 1913 habe es nur noch 188 Exemplare gegeben, die fast alle im heutigen Biosphärenreservat «Mittelelbe» lebten.

Durch einen gezielten Artenschutz sei die Population wieder deutlich angestiegen. Ende des vergangenen Jahrhunderts konnten sogar Tiere in andere Bundesländer und in die Niederlande und nach Dänemark gegeben werden. Heute lebten etwa 1.500 Elbebiber im Biosphärenreservat und insgesamt 3.000 bis 3.300 in Sachsen-Anhalt, sagt Schumacher.

«Doch der Biber gestaltet seinen eigenen Lebensraum, er baut Dämme und fällt Bäume, was ihn bei Menschen nicht immer beliebt macht», sagt Schumacher. So könne es vor allem in der Landwirtschaft durch seine Dammbauten zu Vernässungen der Felder kommen. Auch bei den Teichwirten in der Fischwirtschaft sei der Biber nicht sonderlich beliebt. Baue er seine Behausungen an Hochwasserschutzanlagen, sei er sogar eine Gefahr. Dann müssten die Baue verfüllt werden.

Der Biber steht zwar unter Naturschutz, aber es gibt Ausnahmen: So dürfen die Tiere in Bayern unter bestimmten Voraussetzungen - so bei Gefährdung der Sicherheit von Menschen - gefangen und auch getötet werden. «Das geschieht nicht gleich, wenn der Biber es sich einmal in einem Maisfeld gut gehen lässt», sagt Gerhard Schwab, Bibermanager des Bundes Naturschutz in Bayern. Es werde vorher genau geprüft. Ausnahmeregelungen hat auch das Land Brandenburg in Arbeit.

Und auch in den Magdeburger Landtag haben es die Nager geschafft. Auf Antrag von CDU und SPD sollen Landkreise und kreisfreie Städte in Sachsen-Anhalt ohne artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen gegen den Biber tätig werden können. Diesen Vorstoß prüfen nun Experten des Umweltministeriums. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Baden-Württemberg lässt erstmals Biber töten

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken