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21.10.2017 | 10:00 | Vogelflug 
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Immer mehr Störche in Bayern bleiben lieber da

Hilpoltstein - Immer mehr Störche in Bayern sparen sich den riskanten Vogelflug gen Süden und überwintern lieber hierzulande.

Storch
Der Storch gilt als Zugvogel, der den Winter in Afrika verbringt. Doch immer mehr Tiere bleiben trotz Kälte lieber in Bayern. Dafür gibt es einige Gründe. (c) proplanta
In diesem Winter dürfte sich dieser Trend verstärken, sagte die Storchenexpertin beim Bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV), Oda Wieding, der Deutschen Presse-Agentur. Hatten im Winter 2015/2016 Schätzungen zufolge rund 240 Störche die kalte Jahreszeit im Freistaat verbracht, waren es im Jahr darauf schon knapp 300. Vor allem im Westen Bayerns, etwa in Schwaben und Mittelfranken, gebe es das Phänomen überwinternder Weißstörche - die bekannteste europäische Storchenart. In Europa ist noch der Schwarzstorch beheimatet.

Seit einigen Jahren wählten die Vögel vermehrt Spanien statt Westafrika als Winterquartier und machten sich daher erst später auf - oder folgten ihrem Instinkt und blieben bei günstiger Witterung einfach da, sagte Wieding. Und bei anderen handele es sich um Störche aus früheren Zucht- und Wiederansiedlungsprogrammen in der Schweiz, im Elsass und in Baden-Württemberg, die nach Westbayern gekommen sind. «Und wenn man sie zwei, drei Jahre am Wegfliegen hindert, damit sie in Afrika nicht umkommen, dann gewöhnen sie sich eben daran, hier zu überwintern», erläuterte Wieding. 

Tatsächlich lauern auf dem Vogelflug in den Süden enorme Strapazen und Gefahren. So sei unklar, ob die Störche auf dem Weg etwas zu fressen fänden. Oder es bestehe das Risiko, dass sie sich durch Strommasten oder an scharfkantigen Gegenständen auf Müllkippen tödlich verletzen. Und einmal in Afrika angekommen, machten vielen Störchen unwirtliche Bedingungen wie Dürre und Unwetter oder Öllachen zu schaffen. In Tansania habe es Fälle gegeben, bei denen Zugvögel mit Giftködern erlegt und verspeist worden seien, sagte Wieding.

Angesichts aller möglichen Gefahren rund um die Reise in den Süden sei das Überwintern in Bayern also für die Störche «gar nicht so schlecht», so die Expertin. Doch herrsche in der Bevölkerung der Tenor vor, dass «ein Storch im Winter nicht hierhergehört». Mitunter gingen Anrufe besorgter Bürger ein. Ob der Storch denn nicht friere oder verhungere?, fragten viele. Dabei seien die Sorgen unbegründet.

«Denn wie alle anderen überwinternden Singvögel hat der Storch seine Daunenjacke schon an», sagte Wieding in Anlehnung an das Gefieder der Vögel. Überhaupt würden die Winter in Deutschland immer milder, über Wochen geschlossene Schneedecken gebe es kaum noch. Solange kein strenger Frost herrsche, fänden Störche auch genügend Nahrung wie Mäuse, Regenwürmer, kleine Schnecken und Fische.

In Bayern fühlen sich die Vögel inzwischen wieder heimisch. In den 80er Jahren wurden nur knapp 60 Storchenpaare im Freistaat gezählt - zuletzt wurden rund 490 gemeldet. Ein im Jahr 1984 gemeinsam mit dem Bayerischen Umweltministerium und dem Landesamt für Umwelt gestartetes Artenhilfsprogramm für die Vogelart wurde im Juli beendet. Düster ist die Lage für Störche laut Wieding aber in Ostdeutschland, wo die Bestände seit Jahren zurückgingen.

Michael Kaatz, Geschäftsführer der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg in Sachsen-Anhalt, begründete die Populationsunterschiede auch mit dem Zugverhalten der Vögel. In den westdeutschen Bundesländern gebe es vor allem Störche, die traditionell über Frankreich und Spanien nach Westafrika zögen. Das sei sicherer, zumal die Störche nun vermehrt Spanien als Überwinterungsziel für sich entdeckt hätten, sagte Kaatz. Ihre Artgenossen im Osten Deutschlands wählten hingegen vor allem die Route über Südosteuropa, die Türkei nach Ostafrika und dem südlichen Teil des Kontinents. «Das Sterberisiko auf diesem Zug ist deutlich höher.»
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 21.10.2017 10:37 Uhrzustimmen(15) widersprechen(13)
"..Düster ist die Lage für Störche laut Wieding aber in Ostdeutschland, wo die Bestände seit Jahren zurückgingen..." allerdings, insbesondere seit der wende, weil die exorbitant schwere westdeutsche landtechnik eine nochmalige absenkung der grundwasserständer erforderlich machte und somit die letzten feuchtwiesen in agrarwüsten umgewandelt wurden und zusätzlich die bebauung von ortsnahen wiesen/weiden mit eigenheime/zweitwohnsitze/bungalows/verkehr-, industrie- und gewerbegebiete---die ursprünglich idyllischen storchendörfer der ehem. DDR haben ihre natur verhökert um sich ein armseliges auto von den kläglichen steuer- und gewerbeeinahmen zu leisten--pfui teufel
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