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16.07.2015 | 15:20 | Senecio jacobaea 
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Jakobs-Kreuzkraut geht's mit Essigsäure an den Kragen

Tennenlohe - Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken gehen Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes im Auftrag der gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der DBU Naturerbe GmbH, als Eigentümerin dem Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) an den Kragen.

Jakobs-Kreuzkraut mit Essigsäure bekämpfen
(c) proplanta
Zum Wohl der Urwildpferde versuchen sie mit einfacher Essigsäure der gelben "Blütenpracht" Herr zu werden. Schon seit dem vergangenen Jahr breitet sich die für die Warmblüter giftige Pflanze geballt auf inzwischen knapp fünf Hektar aus. „Ihr Gift kann für Pferde bei übermäßiger Aufnahme tödlich wirken“, erläutert Christian Stoewer vom Bundesforstbetrieb Reußenberg. Die Maßnahme ist mit der Unteren Naturschutzbehörde Erlangen-Höchstadt abgestimmt.

Munitionsbelastung der DBU-Naturerbefläche erschwert Vorgehen - Wiederholung im Frührjahr möglich Zwar gäbe es keine konkreten Untersuchungen, wie sich das Gift auf Przewalski-Pferde als Wildtiere auswirkt – dennoch sind sich die Akteure einig: Die Sicherheit und das Wohl der Vierbeiner sowie der Schutz von Natur und Landschaft gehen vor.

„Im Naturschutzgebiet verbietet sich ein weiterer Einsatz anderer chemischer Mittel“, so Stoewer. Und da die rund 440 Hektar große DBU-Naturerbefläche als ehemaliger amerikanischer Truppenübungsplatz munitionsbelastet ist, könne dort auch kein Traktor eingesetzt werden, um das Jakobs-Kreuzkraut zu bekämpfen.

„Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes noch einzelne Pflanzen aus dem Boden gejähtet. Aus Sicherheitsgründen erscheint es uns ratsamer, das Kraut mit der Essigsäure zu bespritzen“, betont Stoewer. Erste Tests seihen erfolgreich verlaufen: Die behandelten Pflanzen wurden braun und starben ab.

„Sollte die Aktion den erwarteten Erfolg haben, werden wir es im kommenden Frühjahr wiederholen, bevor das mehrjährige Kreuzkraut in der Blüte steht“, meint Stoewer. Erst einmal gilt es aber, nicht nur die Reaktion der Pflanzen, sondern auch die der Tiere zu beobachten. „Wir gehen davon aus, dass sowohl die Pferde als auch die Ziegen im Anschluss an die Behandlung kein gesteigertes Interesse an den mit Essig eingesprühten Pflanzen zeigen – dennoch werden wir die Tiere ein paar Tage besonders im Blick behalten“, so Stoewer.

Pferde und Ziegen als Landschaftspfleger: Tiere verhindern Verbuschen der offenen Flächen

Unter dem Motto „Urwildpferde als Landschaftspfleger“ weiden bereits seit 2003 Przewalski-Pferde zusammen mit Pfauenziegen auf der DBU-Naturerbefläche und sorgen so für den Erhalt des naturschutzfachlich hochwertigen Areals. Durch die vergangene militärische Nutzung wurden wertvolle offene Sandstrukturen geschaffen, die als Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten dienen. Diese wichtigen Standorte verschwinden allerdings seit Abzug der Amerikaner langsam unter einwandernden Bäumen und dichtem Grasbestand.

In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken, dem Münchner Tierpark Hellabrunn, dem Tiergarten Nürnberg sowie den Ziegenhalten um Jens-Uwe Friedberger haben sich alle Beteiligen seit 2003 den Schutz dieser wichtigen Landschaft auf die Fahnen geschrieben. Mittlerweile weiden neun Przewalski-Hengste und etwa 50 Pfauenziegen in zwei Gattern auf der Fläche und sorgen für eine effektive Eindämmung der Konkurrenzvegetation.

DBU Naturerbe GmbH hat 60.000 Hektar Land vom Bund übernommen

Die DBU-Naturerbefläche Tennenlohe ist eine von 47 Liegenschaften der DBU-Tochter, die sich als Treuhänderin des Nationalen Naturerbes versteht. Insgesamt hat sie 60.000 Hektar vor allem ehemals militärisch genutzte Flächen vom Bund übernommen. Auf den Flächen sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. (DBU)
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Kommentare 
Landwirt schrieb am 08.07.2021 07:06 Uhrzustimmen(11) widersprechen(1)
"Von Einsatzzweck ist die Essigsäure als Pflanzenschutzmittel anzusehen. Essigsäure hat aber keine derartige Zulassung als Pflanzenschutzmittel. Das dann auch noch stolz im Naturschutzgebiet zu versprühen ist höchst Risikoreich da verstöße gegen das Pflanzenschutzmittelgesetz mit bis zu 50.000€ Strafe geahndet werden."

was ein Schwachsinn... Essigsäure bis 30% ist ein Lebensmittel und darf immer angewandt werden wenn sichergestellt ist, dass es nicht in Gewässer gelangen kann.... machen wir seit Jahren....
natur schrieb am 05.04.2016 20:52 Uhrzustimmen(68) widersprechen(85)
ist es besser diese Giftpflanzen stehen zu lassen und die Natur dadurch durcheinanderbringt? Diese Pflanze ist mit Sicherheit nicht natürlich dahin gekommen und hätte sich auch nicht so verbreitet!!! Aber der Mensch muß überall mitmischen und der Naturschutz schützt unsere Natur nicht nur, er bringt diese auch ziemlich durcheinander. Der Mensch soll sich raushalten dann hat die Natur eine Chance wieder sie selbst zu werden. Denke die Kreuzkräuter waren irgendwo im Samen oder Düngemittel drin und sind angeflogen. Leider haben wir immer mehr Pflanzen die eigentlich nicht bei uns vorkommen würden, daß die Tiere Giftpflanzen fressen und dann verenden hat sie sicher nicht geplant!!
Gärtner schrieb am 17.07.2015 11:16 Uhrzustimmen(127) widersprechen(110)
Von Einsatzzweck ist die Essigsäure als Pflanzenschutzmittel anzusehen. Essigsäure hat aber keine derartige Zulassung als Pflanzenschutzmittel. Das dann auch noch stolz im Naturschutzgebiet zu versprühen ist höchst Risikoreich da verstöße gegen das Pflanzenschutzmittelgesetz mit bis zu 50.000€ Strafe geahndet werden.
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