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25.07.2010 | 20:20 | Philosophen suchen Weg zur gerechten Emissionsverteilung 

Klimawandel: Schuldige sollen zahlen

Graz - Grazer Philosophen versuchen zu klären, wie die verbleibenden erlaubten Emissionen über den Erdball fair verteilt werden können und wer für Schäden durch veränderte Klimabedingungen zur Verantwortung gezogen werden kann.

Emissionen
(c) proplanta
Auf die Frage, wie sich Länder wie Österreich dabei verhalten sollen, kommen Lukas Meyer und Alexa Zellentin im pressetext-Interview zum Schluss, dass sie als reiches OECD-Land Vorreiter beim Klimaschutz sein sollten, zumal sie dadurch Wettbewerbsvorteile haben.

"Es kann aber nicht ausreichen, wenn jeder Staat nur sein eigenes Projekt in Sachen Klimaschutz durchzieht", meint Zellentin. "Um schlimme Konsequenzen des Klimawandels zu vermeiden, ist internationale Kooperation notwendig." Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch eine Erwärmung um global zwei Grad für einige Regionen dramatische Konsequenzen hat.

"Ein Knackpunkt bei den derzeitigen Verhandlungen ist die Frage, wie der frühere CO2-Ausstoß bei der Verteilung der neuen Emissionsrechte berücksichtigt wird", meint Meyer. Die ärmeren Länder des Südens sind Hauptleidtragende des Klimawandels. Sie fordern das Recht auf Emissionen, die ihre industrielle Entwicklung erfordert, denn die reichen Länder verdanken ihren Reichtum zum Großteil der Industrialisierung. Bisher jedenfalls gingen hohe Emissionen mit hoher Wohlfahrt einher. "Unser Forschungsprojekt soll zur Klärung und damit zur Lösung dieses Konflikts beitragen", so Zellentin.


Die Frage, wer zahlt

"Frühere und heutige Emissionen werden größtenteils von Menschen in den OECD Ländern verursacht, schädigen aber vor allem künftig lebende Menschen in den Entwicklungsländern. Ein offensichtliches Gerechtigkeitsproblem", meint Meyer. Wer nun für die Kosten der Schäden aufzukommen hat, ist aber durchaus strittig. "Hierbei ist unter anderem zu klären, ab wann wir oder unsere Vorfahren um die schädlichen Auswirkungen der Emissionen wissen konnten", erklärt der Philosoph.

Meyer geht davon aus, dass nur für einen Teil der Konsequenzen "Schuldige" zur Verantwortung gezogen werden können. "Für den Umgang mit den übrigen Folgen werden wir alle nach unseren Möglichkeiten einstehen müssen, wenn wir die Rechte zukünftiger Generationen respektieren wollen", schildert der Wissenschaftler einen Lösungsansatz.


Grazer als Leitautor des IPCC-Berichts

Meyer und sein Oxforder Kollege John Broome sind als erste Philosophen zu "Lead Authors" des nächsten Berichts des Weltklimarats IPCC ernannt worden. "Erstmals soll diese internationale Publikation, die der Politik als Entscheidungsgrundlage dient, auch ethische Aspekte berücksichtigen", erklärt der Forscher, der das Kapitel zur Klimagerechtigkeit verantworten wird. (pte)


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