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15.06.2017 | 09:30 | Fahrverbote 

Kommt das Diesel-Verbot in Städten?

München - Zehntausende Autofahrer in München müssten ihre Autos stehen lassen - wenn wirklich ein Diesel-Fahrverbot kommen sollte. In der Stadt werden die Grenzwerte immer wieder überschritten.

Diesel-Fahrverbot
Der böse Diesel: Nach Stuttgart diskutiert auch München ein Fahrverbot für Dieselautos. Neue Daten zeigen noch deutlicher als bisher: Es gibt Handlungsbedarf. Aber viele Fragen sind offen.
Ist sicher, dass Dieselautos aus München verbannt werden?

Es läuft in die Richtung, aber entschieden ist nichts. Vor Jahresende wird nicht klar sein, welche Maßnahmen München gegen die gesundheitsschädliche Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) ergreifen muss. Nach einer Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs muss der Freistaat bis 31. Dezember ein Konzept vorlegen, um die Grenzwerte endlich einzuhalten. Dabei fordern die Richter auch Verkehrsverbote, jedenfalls für bestimmte Straßenabschnitte.

Welche Fahrzeuge wären betroffen - und wie viele wären das?

Wahrscheinlich wären Diesel-Fahrzeugen jenseits der neuesten Abgasnorm Euro 6 betroffen, das wären rund 170.000 Autos der 295.000 in München gemeldeten Diesel-Fahrzeuge.

Wie hoch sind die Grenzwertüberschreitungen in München?

Nach Messungen des Landesamts für Umwelt wird regelmäßig am Stachus und an der Landshuter Allee als Teil des Stadtrings der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft überschritten, wenngleich es seit 2006 leichte Rückgänge gibt. Nun berichtet die «SZ» über neue Zahlen, nach denen die Werte auch jenseits der bisherigen Messpunkte teilweise bei bis zu 60 Mikrogramm liegen. «Es ist Fakt, dass es deutlich mehr Überschreitungen in Münchens Stadtgebiet gibt als bisher angenommen», sagt Reiter dazu.

Wird es Ausnahmen geben?

Sicher. Öffentliche Busse in München tanken weiter Diesel - und rund ein Drittel noch ohne Stickoxidkatalysatoren. Reine Diesel-Loks fahren immer noch in den Hauptbahnhof ein, auch für Lieferverkehr, Taxen und Rettungsdienste müssten Lösungen her.

Was passiert bei Diesel-Abgasen auf Bundesebene?

Nach dem VW-Skandal müssen 2,4 Millionen VW-Diesel in einem Pflicht-Rückruf umgerüstet und 630.000 weitere Fahrzeuge mehrerer Marken ebenfalls in puncto Abgastechnik nachgebessert werden. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) fordert zudem, dass Hersteller Pkw auf eigene Kosten nachrüsten. Das betreffe vor allem Euro-5-Diesel - aber auch Modelle, die der neuesten EU-Abgasnorm Euro 6 entsprächen. Daten des Umweltbundesamts hatten gezeigt, dass auch Euro-6-Diesel im Alltag Labor-Grenzwerte um ein Vielfaches reißen.

Wie schädlich ist Stickstoffdioxid?

Das Abgasprodukt reizt die Atemwege; auf Dauer kann es die Lungenfunktion beeinträchtigen und Herz-Kreislauferkrankungen verursachen. Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen NO2 und einer erhöhten Sterblichkeit, sagt Tamara Schikowski vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf. Der genaue Effekt sei auch in Tierstudien sehr schwer nachzuweisen, da die NO2-Konzentration in der Luft normalerweise niedrig sei. Auch sei es schwer, zwischen NO2- und Feinstaub-Effekten zu unterscheiden.

Ulrich Franck vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig sagt, es gebe Hinweise auf eine gesundheitsschädliche Wirkung von NO2. «Auch wenn die Risiken im Vergleich zu anderen Lebensrisiken geringer sind, so ist die Zahl der Betroffenen in Städten durchaus hoch. Deshalb scheint es sinnvoll, zumindest mittelfristig die NO2-Konzentrationen zu senken und zum Beispiel bei Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen geringere Emissionen anzustreben.»

Kann man die Gefahr in Zahlen fassen?

Für das Jahr 2012 schätzt die Europäische Umweltagentur (EEA) vor, dass es in Deutschland 59.500 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid gab; etwa 10.400 davon führt die Umweltbehörde allein auf NO2 zurück.
dpa
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