Zahlreiche Indizien würden für einen Transport des Virus durch die Geflügelwirtschaft selbst sprechen, teilte die Organisation am Mittwoch mit.
Der Nabu forderte das bundesweit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am Mittwoch auf, seine Hinweise ernst zu nehmen und ihnen nachzugehen. Das FLI auf der Insel Riems bei Greifswald entgegnete, es prüfe konkrete Hinweise unter anderem im Rahmen der Risikobewertung. Es könne aber nicht jedweden vagen Vermutungen und Theorien nachgehen.
Der Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann nimmt an, dass das aktuelle Virus sehr wahrscheinlich direkt aus der Geflügelwirtschaft in China nach Europa gelangt ist - «ohne die Hilfe von Wildvögeln, die niemals direkt von China nach Europa ziehen».
Da Viren offenbar nicht täglich aus China importiert werden, wo sie sich beständig in der Geflügelwirtschaft halten, sollte nach einem Zufallsereignis gesucht werden. Das könne ein nicht ausreichend desinfizierter Transportstall beim Handel mit Geflügel sein, vermutet er.
Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller sagte, die Behörden sollten einmal die Fahrtenbücher und GPS-Daten von Tiertransporten auswerten, um zu untersuchen, ob sich diese Routen mit Ausbruchsherden der Krankheit decken.
Dem Loeffler-Institut zufolge ist die Einfuhr von Geflügel und Geflügelprodukten aus Gebieten mit
Vogelgrippe verboten. Illegale Einfuhren seien möglich und ein nicht vernachlässigbares Risiko. Sie würden aber zumindest bei Hühnern zum Ausbruch der Geflügelpest mit hoher Sterblichkeit führen, was nicht verborgen bleiben würde.
Desweiteren ist der Naturschutzbund überzeugt, dass Viren, die im Juni 2016 bei Wildvögeln an einem sibirischen See gefunden wurden, nicht über weitere Stafetten nach Europa gelangten. Die Aussage des FLI, dass Wildvögel das Virus lange Zeit in sich tragen und dabei ansteckend seien ohne selbst zu erkranken, bezeichnete er als Hilfsthese, die bislang nicht belegt sei.
Auch sei in der Nähe einer von H5N8 betroffenen deutschen Massenhaltung, einem Putenbetrieb im Landkreis Cloppenburg/Niedersachsen bislang kein infizierter Wildvogel entdeckt worden. Der Betrieb sei bereits 2014 von Vogelgrippe betroffen gewesen und liege nur wenige Kilometer von einer Fleischmehlfabrik entfernt. «Wie wahrscheinlich ist bei dieser Indizienlage, dass sich die abgeschlossene Massenhaltung über den Kot von Wildvögeln angesteckt haben könnte?», sagte Lachmann.
Dem FLI zufolge ist es wissenschaftlich gesichert, dass Wildvögel ein natürliches Reservoir für aviäre Influenzaviren sind und sie verbreiten. Das erkläre die Ausbrüche in Europa und Israel plausibel.
So liege der Ausbruchsort in Israel in der Nähe des Jordantals, durch das nach Angaben der Israelis pro Jahr 500 Millionen Wildvögel ziehen. «Das FLI hat derzeit nicht die Ressourcen und sieht auch nicht die Verpflichtung, sich weiter mit nicht belegten Theorien zu beschäftigen», sagte eine Sprecherin.