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26.12.2009 | 05:59 | Forstwirtschaft  

Orkan «Lothar» lehrte neues Denken

Baden-Baden - Wie ein Marterpfahl sieht er aus, der Aussichtsturm auf dem Mooskopf.

Orkan «Lothar» lehrte neues Denken
«Früher konnte man den gar nicht sehen vor lauter Fichten», sagt Anton Schüle, der in Gengenbach einen Hof hat und ein Stück Wald. Früher - das war bis vor zehn Jahren, bis zum Mittag des 26. Dezember 1999. Dann fegte der Orkan «Lothar» über den Schwarzwald. Er zerstörte riesige Waldgebiete und kostete neun Menschen im Südwesten das Leben. Weitere 25 starben in den Monaten danach bei Waldarbeiten. Bis heute leidet die Forstwirtschaft massiv unter dem Jahrhundertsturm.

Aber die Waldbesitzer und das Land haben auch ihre Lehren aus dem Orkan gezogen, wie Forstminister Peter Hauk (CDU) erklärt. Rund 40 Millionen kleine Bäumchen wurden gepflanzt. Der Anteil der Laubbäume wuchs auf 52 Prozent, darunter vor allem widerstandsfähige Buchen, Ahorn und Eichen. Die Wiederaufforstung sei inzwischen weitgehend beendet, berichtet der Minister bei einem Besuch in den Wäldern rund um Ohlsbach, der am stärksten von «Lothar» betroffenen Gemeinde in Baden-Württemberg. Dort wurde in den zwei Stunden des Orkans fast die Hälfte des Gemeindewalds beschädigt. Die Sturmflächen betrugen dort das 25-Fache eines Jahreseinschlags.

Gleich nach der Katastrophe begannen die Waldbesitzer im Südwesten damit, die ersten der insgesamt 30 Millionen Festmeter Sturmholz - das ist der dreifache Jahreseinschlag - zu lagern und zu vermarkten. Rund 40.000 Hektar, ein Bereich so groß wie 56.000 Fußballfelder, wurden von «Lothar» mit zerstörerischer Wucht kahlgefegt. Nach wie vor hinterlässt der Orkan seine Spuren in den kommunalen Haushalten. «Lothar kostet uns heute noch rund 100.000 Euro jährlich aus dem Gemeindehaushalt», sagt Ohlsbach Bürgermeister Horst Wimmer. «Und es tut auch heute noch weh, wenn man sich die Schäden anschaut.» Allein der Stadt Baden-Baden - dem zweitgrößten kommunalen Waldbesitzer in Deutschland - gehen jährliche Einnahmen von bis zu einer Million Euro verloren. «Das ist mehr als ein Viertel des Jahresumsatzes», sagt Forstamtsleiter Thomas Hauck in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

«Die Orkane haben uns gezeigt, wo unsere Bäume falsch stehen», sagt Hauck. Vor allem die flachwurzelnden Fichten kippten um wie Streichhölzer, hinterließen gewaltige Lücken und wurden nun zumeist durch Laubbäume ersetzt. Den wirtschaftlichen Schaden des Orkans werden Waldbesitzer nach Haucks Ansicht auch in 30 Jahren noch spüren: «Auf den zerstörten Flächen werden wir in den kommenden Jahrzehnten zum einen kein Holz verkaufen können. Zum anderen investieren wir fortlaufend in die Pflege.» Bereits direkt nach dem Orkan waren die Einbußen der Stadt immens. Denn nach dem Orkan wurde in Baden-Württemberg die doppelte Menge Holz im Vergleich zu normalen Jahren verkauft. Allein der Preis für Fichten stürzte um 45 Prozent ab. (dpa)
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