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19.10.2014 | 17:55 | Wasserkrise 

São Paulo kämpft gegen die Dürre

São Paulo - In einigen Stadtteilen und Vororten der Millionen-Stadt São Paulo bunkern die Menschen das Wasser in Eimern, Wannen und Kanistern.

Dürre in Brasilien
In Brasiliens größter Stadt São Paulo gibt es nur ein Thema: die Wasserkrise. Millionen Menschen fürchten, das Wasser könnte ausgehen. Nicht nur die Dürre ist schuld. (c) proplanta
Das kühle Nass ist knapp geworden. In vielen Orten des Bundesstaates São Paulo gilt «Rodízio»: Wasser gibt es nur jeden zweiten Tag für 24 Stunden.

Der Mineralwasser-Verkauf boomt, Trinkwasser-Tankwagen sind im Dauereinsatz. Im Radio laufen Spots, die zum Wassersparen mahnen. Seit Monaten hofft São Paulo auf Regen, der einfach nicht kommen will. Auch Beten hat noch nicht geholfen.

Die elf Millionen Paulistanos, wie die Bewohner genannt werden, schauen täglich auf die Grafik der Sabesp. Der börsennotierte, aber staatlich kontrollierte Wasserversorger meldet jeweils gegen 09.00 Uhr morgens die Wasserstände des Cantareira-Systems. Das besteht aus sechs Staudämmen und versorgt nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 6,5 und 9 Millionen Menschen im insgesamt 20 Millionen Einwohner zählenden Großraum der Metropole. Und täglich sinken die Pegelstände.

Am Freitag war das System nur zu 3,9 Prozent gefüllt - wieder einmal ein historischer Tiefstand. Der hätte rechnerisch schon längst ins Minus gedreht, wären nicht schon im Mai tiefer liegende Wasserreservoirs - das sogenannte «Volume Morte» (etwa: «Tote Reserven») - angezapft und hochgepumpt worden. Doch seitdem hat sich die Lage nicht gebessert. Im Gegenteil.

Ausbleibender Regen und sengende Hitze haben die Situation in den letzten Wochen verschärft. Das erste Notreservoir wird Mitte November ausgeschöpft sein, fürchtet die Sabesp. Jetzt soll ein zweites Reservoir genutzt werden, um den Kollaps zu vermeiden und die Versorgung bis April 2015 sicher zu stellen.

«Das Wasser wird nicht ausgehen», beruhigt der gerade wiedergewählte Gouverneur São Paulos, Geraldo Alckmin, die Menschen. Eine offizielle Rationierung gibt es in der Stadt noch nicht. Paradox erscheint die Situation, dass ausgerechnet in Brasilien, dem Land mit riesigen Süßwasserreserven, die wirtschaftsstärkste Stadt auf dem Trockenen sitzen könnte.

Die Gründe für die Wasserkrise sind vielfältig. Nicht allein der mangelnde Regen ist schuld. Die Umweltorganisation «SOS Mata Atlântica» wies darauf hin, dass die Uferbewaldung an den Stauseen drastisch zurückgegangen sei.

«Heute existieren nur noch 488 Quadratkilometer (21,5 Prozent) der ursprünglichen Vegetation in dem hydrographischen Becken und dem 2.270 Quadratkilometer großen Gebiet der sechs Cantareira-Staudämme», warnte «SOS»-Direktorin Marcia Hirota. Der historische Tiefstand der Reservoirs sei bei diesen Indikatoren nicht verwunderlich. «Um Wasser zu haben, braucht man auch Wälder.»

Eine andere Kritik richtet sich gegen das Wassermanagement. Die abfließende Wassermenge sei immer wieder erhöht worden, ohne die Reserven ausreichend zu erhöhen oder zu sichern. «Die Regierung hat das Wasservolumen, das dem System entzogen werden darf, erhöht, allerdings mit der Auflage, Vorkehrungen zu treffen, um die Speicherkapazität zu erweitern. Das wurde aber nicht im vorgesehenen Rhythmus umgesetzt», sagte der Hydrologe Antonio Carlos Zuffo der staatlichen Universität Unicamp in Campinas bei São Paulo kürzlich der Zeitschrift «Época».

Auch Dutzende andere Städte im Inneren des bevölkerungsreichsten Bundesstaates São Paulo leiden unter der historischen Dürre und verordneten bereits Rationierungsmaßnahmen. In dem Ort Franca besichtigte der Stadtverordnete und Pastor Otávio Pinheiro mit zwölf Kollegen und einem Sabesp-Vertreter zwei Flüsse, deren Wasserläufe wegen der Trockenheit um die Hälfte geschrumpft sind. Er hatte die Bibel dabei und betete gemeinsam mit der Gruppe um Regen. «Wir haben schon in den Kirchen gebetet, ... jetzt bitten wir hier vor Ort Gott um Hilfe.» (dpa)
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