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25.11.2011 | 04:40 | Klimagipfel 

Südafrika will grünes Vorbild werden - Rücksicht auf China und Indien

Kapstadt/Durban - Schon beim Anflug auf Durban können die über 15.000 Teilnehmer des UN-Klimagipfels ein Symbol für das neue, grüne Bewusstsein Südafrikas bewundern.

Klimaschutz
(c) proplanta
Die neuen Sonnenkollektoren auf den Dächern des Flughafens sind nach Angaben des deutschen Herstellers Teil der größten photovoltaischen Anlage Afrikas. Mit zahlreichen solchen Projekten, Initiativen und Programmen wollen die Gastgeber der 17. UN-Klimakonferenz ihre große Ernsthaftigkeit im Kampf gegen die Erderwärmung demonstrieren.

Auch die Stadt Durban will während der zwölftägigen Konferenz vor den Politikern, Experten, Journalisten und illustren Ehrengästen - wie Bono, Angelina Jolie oder Arnold Schwarzenegger - als urbaner Klassenprimus in Sachen Klima- und Umweltschutz glänzen. Dazu gehören biologisch abbaubares Essbesteck und 600 kostenlose Leih-Fahrräder für die Delegierten. Knapp 30 Millionen Euro lässt sich Südafrika seine Gastgeberrolle für den in Fachkreisen als «COP 17» bezeichneten Gipfel kosten.

Die Regierung von Präsident Jacob Zuma möchte sich mit dem Thema Klimaschutz auch außenpolitisch profilieren. Aber schon beim Streben nach einem Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, nach international verpflichtenden Emissionsgrenzen, muss Pretoria auch Rücksichten nehmen - obwohl Zuma persönlich sich immer dafür eingesetzt hat. Aber Südafrika befindet sich gleich bei zwei zentralen Themen mit anderen Schwellenländern in einem Boot und muss auf diese Rücksicht nehmen. Beim Klima heißt die Gruppe «Basic», in der Wirtschaft nennt sich der fast identische Staatenbund der aufstrebenden Schwellenstaaten «Brics». Südafrika wird deshalb darauf achten, die Partner in Peking, Neu Delhi und Brasilia nicht allzu stark vor den Kopf stoßen.

Südafrika selbst aber hat sich in der Klimapolitik teils ehrgeizigere Ziel gesteckt als andere Schwellenländer. Überall am Kap entstehen alternative Energie-Projekte. Das staatliche Programm Sari förderte massiv Windparks und Solaranlagen. Bis 2020 will Südafrika den Öko-Stromanteil auf 15 Prozent steigern. Die «grüne Wirtschaft» soll insgesamt 50.000 neue Arbeitsplätze schaffen.

«Wir wollen zur ersten grünen Wirtschaft Afrikas werden», betont Handels- und Industrieminister Rob Davies. Südafrika hat unverbindlich die Senkung seiner klimaschädlichen Emissionen bis 2020 um 34 Prozent und bis 2025 sogar um 42 Prozent vorgeschlagen - natürlich nur im Vergleich zum «Business as usual», wenn sich der Staat ohne Klimaschutz weiterentwickelt hätte. Im Land gibt es viele Zweifel, ob selbst das zu schaffen ist. Auch Zuma mahnte vorsichtig: Für alle afrikanischen Staaten müsse es «eine Balance geben zwischen dem Bestreben, den Gefahren des Klimawandels zu begegnen, und der Notwendigkeit des Wachstums, um die Armut zu beseitigen».

Die energiepolitische Gegenwart Südafrikas ist noch eher trist: Über 90 Prozent des Stroms werden derzeit in Kohlekraftwerken produziert. Global gesehen trägt Südafrika nur ein Prozent zu den von Menschen verursachten Treibhausgasen bei, aber pro Kopf der Bevölkerung sind die Emissionen ähnlich hoch wie in Industrieländern.

Zudem werden derzeit in Medupi und Kusile zwei riesige neue Kohlekraftwerke gebaut. Kaum etwas fürchtet die Energie-intensive Wirtschaft Südafrikas - vor allem die Gold-, und Eisenerzminen - mehr als CO2-Steuern. Die drohen sowohl im Inland als auch möglicherweise auf den Exportmärkten in Europa und Amerika.

Südafrikas «grüne» Anstrengungen erklären sich allerdings auch mit der Bedrohung durch den Klimawandel. Heftige Regenfälle und Überschwemmungen in manchen, große Trockenheit in anderen Gebieten werden dem Klimawandel zugeschrieben. Experten sagen voraus, dass auch die Millionenstadt Durban mit steigendem Meeresspiegel und einer wachsenden Zahl von Stürmen konfrontiert sein wird. «Der Klimawandel stellt die größte Bedrohung nachhaltiger Entwicklung und wirtschaftlichem Wachstums dar», betonte kürzlich Umweltministerin Edwa Molewa. «Der Klimawandel ist bereits Realität», sagte sie und verwies auf Bewässerungs-Probleme der Landwirte und steigende Nahrungsmittelpreise.

Aber Südafrika muss auch mit anderen, enorm großen Problemen ringen. Vor allem die große Armut unter den Schwarzen im Land, eine 25-prozentige Arbeitslosigkeit und eine bedrohliche Bildungsmisere belasten die Gesellschaft und strapazieren die staatlichen Etats. In Durban allerdings wird sich der Gastgeber als ein Musterschüler in Sachen Klimapolitik präsentieren - nicht sicher aber ist, ob Pretoria später das Geld haben wird, die kühnen Programme auch umzusetzen. (dpa)
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