Doch so leicht will der Bauer sein Tier nicht den Aasfressern überlassen. Gemeinsam mit zwei anderen Männern aus seinem Dorf zieht er den schwer atmenden Bullen Stück für Stück aus dem Schlamm.
Es ist noch nicht lange her, da stand dieser Ort an den Ufern des Stausees im Norden Südafrikas unter Wasser. Doch nach mehr als zwei Jahren ohne Regen sind dort, wo eigentlich eine glatte Wasseroberfläche schimmern sollte, vor allem brauner, rissiger Schlamm sowie Kadaver von Eseln und Vieh zu sehen.
«Manchmal finden wir das Vieh erst, wenn es bereits tot ist», sagt Bauer Tefelo Mekgwe. «Kinder im Dorf haben von diesem Bullen hier erzählt. Wir sind glücklich, ihn retten zu können», sagt der 52-Jährige. «Morgen werden wir in die Kirche gehen und für Regen beten. Mehr können wir auch nicht tun.»
Die derzeitige Trockenheit, für die Wetterforscher das Klimaphänomen El Niño verantwortlich machen, stellt Landwirte im südlichen Afrika vor große Herausforderungen. Tatsächlich verzeichnete die südafrikanische Wetterbehörde für 2015 den geringsten Niederschlag seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1904.
Besorgniserregend klingen auch die Nachrichten aus der übrigen Region. So melden Malawi, Sambia, Simbabwe, Lesotho und Swasiland akute Nahrungsmittelengpässe infolge der Dürre. Von den Maisfeldern im Zentrum und im Norden Südafrikas ist kaum etwas geblieben. Besucht man etwa die Gegend rund um die ländliche Kleinstadt Lichtenburg in der Provinz Nordwest, fällt einem vor allem die steinige rote Erde auf. Stürme wirbeln hier nachmittags jede Menge Staub auf.
Andernorts in der Region stehen Menschen in den Townships vor Tankwagen mit Wasser, um Eimer und Flaschen zu füllen. Man müsse sich früh anstellen, um nicht leer auszugehen, berichten Menschen in Mahikeng in der Provinz Nordwest und der Stadt Senekal (Freistaat).
Nachdem es in der Vorsaison bereits kaum geregnet habe und mittlerweile die Maisvorräte erschöpft seien, habe die Dürre nun auch die Preise für Grundnahrungsmittel verteuert, sagt der Professor für Klimaforschung an der Universität von Pretoria, Willem Landman. «Wir brauchen einen langanhaltenden, intensiven Regen und niedrigere Temperaturen. Vorhersagen sind zwar schwierig, aber es sieht momentan nicht so aus, als würden wir das in der nächsten Zeit bekommen.»
Einige Länder in der Region müssen ihre Mais-Importe bereits in US-Dollar bezahlen, mit einem Anstieg der
Lebensmittelpreise in den kommenden Monaten wird gerechnet. Beim Fleisch hingegen könnte es anders aussehen. Nämlich dann, wenn Bauern ihr verhungerndes Vieh schlachten und den Markt mit ihrem Angebot überschwemmen.
Die Nachbarländer Sambia und Simbabwe leiden neben den Auswirkungen auf die Landwirtschaft auch unter Stromausfällen. Denn das wichtige Wasserkraftwerk am Kariba-Stausee kann aufgrund des dramatisch gesunkenen Wasserpegels nur noch mit geringer Leistung laufen. In Südafrika sind bereits viele Landwirte stark verschuldet und fürchten die Insolvenz. Erst kürzlich sorgte der Fall des Bauern Krisjan Kruger in örtlichen Medien für Schlagzeilen. Weil er fürchtete, alles wegen der Dürre zu verlieren, erschoss sich der 34-Jährige.
Auch in Deutschland rechnen Importeure mit Auswirkungen der Dürre, wie Andreas Brügger vom Deutschen Fruchthandelsverband (
DFHV) berichtet. «Je nach Sorte werden wir bei den
Tafeltrauben aus Südafrika und Namibia zwischen 5 und 25 Prozent weniger Volumen haben», sagt der DFHV-Geschäftsführer. Was das für die Preise bedeutet, kann er noch nicht sagen. Darüber hinaus sei mit Folgen für Zitrusfrüchte zu rechnen, deren Ernte in der Region im März beginne. «Wir erwarten auch Auswirkungen auf Kernobst, also Äpfel und Birnen.»